Zehn Spieltage vor Saisonende steht Stade Brest sensationell auf Platz zwei der Ligue 1 hinter Paris Saint-Germain. Jedes Wochenende wird erwartet, dass die Mannschaft aus der Bretagne Federn lässt und dann den Anschluss verliert, aber die Elf von Trainer Eric Roy liefert konstant und wirkt stabiler als seine Konkurrenten aus Nizza, Monaco, Lille oder Lens.
Krasser Außenseiter verzückt Frankreich
Sogar auf die AS Monaco (3.) haben die Brestois mittlerweile vier Zähler Vorsprung. Die Champions League ist so nah wie nie zuvor und im Westen Frankeichs bereitet man sich immer mehr auf die erste Teilnahme an der Königsklasse in einem halben Jahr vor.
„Für uns verläuft die Saison einfach wie in einem Traum“, frohlockte zuletzt Spielmacher Pierre Lees-Melou. „Wir spielen solide, wir harmonieren fantastisch und wir können ja jedes Wochenende befreit auftreten, weil wir bereits unser Ziel Klassenerhalt geschafft haben.“
Zum Saisonstart galt Brest für viele Beobachter als Abstiegskandidat Nummer eins. Doch seit Eric Roy vor gut einem Jahr Michel Der Zakarian auf der Bank beerbte, spielt Stade Brest wie verwandelt.
Eric Roy: Gast beim FC Bayern, TV-Experte und Erfolgstrainer
In seiner aktiven Karriere war Roy ein sehr solider Mittelfeldspieler und durchlief die Top-Teams Frankreichs. Er lief für Olympique Marseille, Olympique Lyon und OGC Nizza auf und versuchte es auch mit zwei Stationen im Ausland bei Sunderland und bei Rayo Vallecano.
Als Trainer hospitierte er 2015 zudem beim FC Bayern an der Säbener Straße. Zusammen mit Zinédine Zidane, Willy Sagnol und Claude Makélélé gastierte er in der bayrischen Landeshauptstadt bei Pep Guardiola. Zuvor wurde Roy bei Nizza (2010-2011) nach wenigen Monaten wieder entlassen.
Jahrelang wartete er vergeblich auf den nächsten Trainerposten, wurde zunächst Manager bei Racing Club de Lens (2017-2019) und in der Spielzeit 2019/20 Sportdirektor bei Watford.
Dazwischen brillierte er als Fernseh-Experte mit feinen taktischen Analysen sowie klugen Beobachtungen, bis der Anruf von Brest-Sportdirektor Grégory Lorenzi Anfang Januar 2023 kam.
Anhänger widmen Roy eigenen Fangesang
„Eric ist der Architekt dieses großartigen Erfolges“, erklärt Ex-Werder-Star Johan Micoud bei SPORT1. „Er ist sehr reif und sehr reflektiert als Trainer. Ich traue Brest zu, bis Saisonende unter den Top 3 zu bleiben.“
Im Stadion Francis Le Blé tönen die Fans seit einigen Wochen sogar ein Lied als Dank an ihren Coach: „Wenn ich deine Augen sehe, geht es mir sofort besser“, wird von den ca. 15.000 Anhängern gesungen. „Ich genieße diese tolle Phase“, sagte Roy kürzlich und erklärte: „Weil ich jahrelang keinen Trainerjob hatte, dachte ich mehrfach, der Zug sei abgefahren. Umso mehr weiß ich meinen Beruf zu schätzen.“