Nach einem Drittel der Saison heißt der Tabellenführer der Ligue 1 nicht Paris Saint Germain, Olympique Marseille oder etwa Monaco, sondern OGC Nizza.
Europas Abwehrbollwerk
Der Verein von der Cote d‘Azur, der noch immer ungeschlagen ist, hat bisher nur vier Gegentore kassiert. Damit stellt er die beste Abwehr der fünf großen europäischen Ligen. Ein überraschender Erfolg für den Neunten der Vorsaison, doch handelt es sich nicht unbedingt um einen Zufall.
Nizza geht auf Rekordjagd
Dabei sticht nicht nur die geringe Anzahl an Gegentoren heraus. Auch lief Nizza in der Liga noch keinem einzigen Rückstand hinterher - das gelang keinem anderen Klub in den Top-5-Ligen. Verantwortlich für diesen Erfolg ist der neue Coach Francesco Farioli, der gerade erst das Diplom des Berufstrainers erworben hat und ganze sechs Jahre jünger als Kapitän Dante ist.
„Jede Saison gibt es in der Ligue 1 eine Überraschungsmannschaft: Vergangene Saison war es Lens, dieses Mal Nizza. Nizza spielt nicht besonders schön, dafür sehr solide. Diesem Team ist einiges zuzutrauen“, erklärte der französische Ex-Nationalspieler Sidney Govou, heute Experte bei Canal Plus Sport.
Farioli hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass die Verteidigung der Kern seiner Philosophie ist. Ein kluger Schachzug war unter anderem, Keeper Marcin Bulka zur Nummer eins zu machen und stattdessen Kasper Schmeichel ziehen zu lassen.
Der polnische Schlussmann war beim 1:0-Sieg in Monaco vor sechs Wochen der Held, als er nach Nicolas Puydebois im Mai 2008 und Cédric Carrasso im Jahr 2010 der dritte Torhüter war, der in einem Spiel der Ligue 1 zwei Elfmeter parieren konnte.
Ex-Bundesliga-Stars im Mittelpunkt
Offensiv starten die Aktionen meist schon beim Innenverteidiger-Duo aus dem Ex-Schalker Jean-Clair Todibo und seinem brasilianischen Teamkollegen Dante, wobei sie eng beieinander bleiben, um die gegnerischen Angreifer anzulocken und die Offensivphasen besser vorzubereiten.
„Unser Ziel sind die Top 6. Wenn wir dann besser als Platz sechs abschneiden, umso besser. Aber auch hier gilt, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben und uns in einigen Bereichen wirklich noch verbessern müssen. Es liegt an uns, jeden Tag hart zu arbeiten und mit Herzblut zu spielen, um jedes Wochenende konkurrenzfähig zu sein und jubeln zu können“, hatte Dante im SPORT1-Interview gesagt.
Trotz aller Bescheidenheit ist Nizza ist die einzige Mannschaft, die Paris Saint-Germain in der Liga schlagen konnte, und das sogar auswärts im Prinzenpark. Beim 3:2-Erfolg in Paris kassierte Nizza die Hälfte seiner Gegentore. Doch nicht nur defensiv weiß die OGC zu glänzen: Bloß 19 Schüsse vermochten die Gegner des südfranzösischen Klubs zu blocken. Zum Vergleich: PSG wurde immerhin 29-mal beim Schuss geblockt.
Europa ist das Ziel der OGC Nizza. Und Farioli zeigt, dass seine Fußballphilosophie dafür gerüstet ist. „In dieser Spielzeit gibt es einen Platz an der Spitze der Tabelle zu vergeben“, meinte Flügelspieler Jérémie Boga selbstbewusst.
Vier französische Mannschaften werden kommendes Jahr an der neuen Champions League teilnehmen - durchaus möglich, dass Nizza dazugehört.