Jérôme Boateng? Weg. Julian Draxler? Weg. Kevin Volland? Weg. Alexander Nübel? Weg. Julian Pollersbeck? Weg. Der deutsche Trend der vergangenen Jahre in der Ligue 1 hat in diesem Sommer stark abgenommen. Es sah sogar wochenlang danach aus, dass die französische Meisterschaft 2023/24 ohne einen einzigen Deutschen ausgespielt werden würde.
Ein deutscher Glücksgriff
Doch völlig überraschend verpflichtete der Toulouse FC dann noch den Bremer Mittelfeldakteur Niklas Schmidt, der erste Deutsche überhaupt in der Geschichte des aktuellen Pokalsiegers. Es dauerte etliche Wochen, bis sich beide Vereine einigen konnten.
Die Verantwortlichen des französischen Erstligisten wollten den in Kassel geborenen Spieler aber unbedingt unter Vertrag nehmen. Gut zwei Monate nach seiner Ankunft an der Garonne hat Klub-Boss Damien Comolli den Transfer des 25-Jährigen keine Sekunde bereut.
„Niklas hat sich sehr schnell bei uns eingefügt“, frohlockt der ehemalige Manager von Liverpool und Tottenham im Gespräch mit SPORT1. „Sowohl menschlich als auch rein spielerisch ist er für unser Team eine Bereicherung. Er hat alle Möglichkeiten, eine tolle Karriere hinzulegen.“
Schmidt bei Toulouse gesetzt
Zu Beginn musste sich Schmidt im Süden Frankreichs geduldig zeigen. Er saß erst als Joker draußen, und kam auch mit ein paar Kilos zu viel aus Bremen.
Inzwischen ist er aber gesetzt und hat in acht der neun Saisonspiele auf dem Rasen gestanden. Auch seinen ersten Treffer hat Schmidt schon erzielt. Trainer Carles Martínez Novell schätzt an ihm besonders seine Spielübersicht, seine Intelligenz und seine Zweikampfstärke. Nun gehört er gar zu den festen Größen beim „Téfécé“.
Vor allem imponieren seine Einzelaktionen auf engstem Raum: Mit 2,24 gelungenen Dribblings pro Spiel im Schnitt gehört er gar zu den Besten in Europa. „Niklas ist ein sehr intelligenter Spieler“, fasst der spanische Trainer zusammen, der im Sommer Klub-Ikone Philippe Montanier beerbte. „Wie er sich zwischen den Linien bewegt, wie er immer wieder den Ball fordert und Verantwortung übernimmt, gefällt mir sehr. Er ist mit Sicherheit auf einem sehr guten Weg.“
Toulouse landet mit Schmidt einen Glücksgriff
Mit Stijn Spierings und César Gelabert bildet der Deutsche beim Tabellenzehnten ein athletisches und robustes Mittelfeld. Alle drei ergänzen sich immer besser und sollen für mehr Stabilität im TFC-Spiel sorgen.
„Man spürt täglich, dass er einfach froh ist, bei uns zu sein“, erklärt Abwehrchef Logan Costa. „Er bringt viel Leidenschaft und auch eine Portion Disziplin in unserer Mannschaft mit.“
Toulouse hatte in den vergangenen Jahren viele Profis in die Bundesliga verkauft. Zuletzt gingen Farès Chaibi zu Eintracht Frankfurt sowie Abwehrspieler Anthony Rouault zum VfB Stuttgart. Zuvor hatten bereits Manu Koné und Nathan Ngoumou den Weg zu den Fohlen gefunden.
Nun hat sich der Klub aus der Ligue 1 im Gegenzug zum ersten Mal mit einem Deutschen aus der Bundesliga verstärkt - und damit offenbar einen Glücksgriff gelandet.