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Fußball-Underdog vor PSG! Wie die "Piraten" Frankreich erobern

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Fußball-Underdog vor PSG! Wie die "Piraten" Frankreich erobern

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Underdog-Wahnsinn in Frankreich

Stade Brest erobert die Tabellenspitze der Ligue 1 und kauft somit sogar Paris Saint-Germain den Schneid ab. Finanziell ist Brest dabei Welten von PSG entfernt. Das ist das Erfolgsgeheimnis des Underdogs.
Paris St. Germain liefert im Topspiel gegen Olympique Marseille eine Tor-Gala, bei der auch zwei Ex-Bundesligaprofis treffen. Einziger Dämpfer: Superstar Kylian Mbappé muss vorzeitig vom Platz.
Stade Brest erobert die Tabellenspitze der Ligue 1 und kauft somit sogar Paris Saint-Germain den Schneid ab. Finanziell ist Brest dabei Welten von PSG entfernt. Das ist das Erfolgsgeheimnis des Underdogs.

David gegen Goliath: Selten hat ein Vergleich besser zu etwas gepasst als zu dem, was sich dieser Tage an der Spitze der Ligue 1 abspielt.

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Auf Platz eins der Tabelle steht dort nicht etwa Branchen-Primus Paris Saint-Germain oder die anderen üblichen Verdächtigen aus Monaco, Lyon oder Marseille. Mit Stade Brest grüßt ein Team von ganz oben, das der Definition von Underdog nicht deutlicher entsprechen könnte.

Nach sechs gespielten Partien haben die Rot-Weißen bereits 13 Punkte gesammelt und stehen damit einen Punkt vor Nizza sowie zwei Zähler vor dem Starensemble von PSG. Ein Blick auf die jüngere Vergangenheit des Teams zeigt eine schier unglaubliche Entwicklung.

Brest-Trainer coachte über elf Jahre kein Team mehr

Rückblende: Im Januar 2023 steht Brest auf Platz 17 der Ligue 1, ist akut abstiegsbedroht.

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Doch der Klub verpflichtet keinen Trainer, der Erfahrung mit einer solchen Situation hat, sondern einen, der zu diesem Zeitpunkt seit über elf Jahren kein Team mehr gecoacht hatte.

Die Rede ist von Éric Roy. Der 56-jährige Franzose war früher selbst Fußballprofi, spielte unter anderem bei Lyon, Marseille, Sunderland und Nizza. Insgesamt sammelte er über 300 Ligue-1-Spiele und beendete seine Karriere 2004.

Auch als Coach war Roy bei Nizza tätig. Im November 2011 saß er zuletzt auf der Trainerbank. Danach war er Sportlicher Leiter des Klubs, später auch Sportdirektor beim RC Lens und dem FC Watford, zwischendurch war er auch als TV-Kommentator unterwegs.

Doch als Trainer arbeitete er lange nicht. Das änderte sich erst im Januar 2023, als Brest bei ihm anklopfte.

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Entgegen aller Wahrscheinlichkeiten ging der Plan auf: Der Franzose führte das Team, das den Spitznamen „Die Piraten“ trägt, schließlich von Platz 17 zum sicheren Klassenerhalt auf Platz 14.

Stade Brest spielt attraktiven Offensivfußball

Und in der laufenden Saison ging es noch besser weiter: Vier Siege, ein Unentschieden und eine Niederlage stehen zu Buche. Und damit Platz eins mit 13 Punkte. Zuletzt hatte das Team im Herbst 2010 zwischenzeitlich auf dem ersten Tabellenplatz gelegen.

Doch das scheint Roy gar nicht so sehr zu interessieren. Das Saisonziel bleibt ein anderes! Auf einer Pressekonferenz sagte der Trainer kürzlich, sein Team habe damit bereits ein Drittel der Punkte gesammelt, um den Klassenerhalt zu erreichen, „was fantastisch ist“.

Dabei versteckt sich Roys Team nicht wie andere kleinere Mannschaften, sondern spielt einen attraktiven Offensivfußball. Der französische Fußballlehrer lässt gerne ein 4-3-3-System spielen. Die Defensive hat er stabilisiert, während die Elf sich mit vielen kurzen Pässen durchkombiniert und somit eine Überlegenheit auf dem Platz schafft.

Zudem produziert Brest enorm viele Flanken. Im Spiel gegen Olympique Lyon am vergangenen Wochenende waren es derer 22 (man gewann am Ende mit 1:0). Zuvor gegen Reims waren es 24, gegen Rennes 20 und selbst bei der 0:2-Niederlage gegen Marseille waren es 28. In letzterem spielte Roys Team munter mit, spielte über 500 Pässe, von denen 86 Prozent ihr Ziel fanden.

Das zeichnet Roy aus

Seine Spieler schwärmen von der Arbeit Roys. „Er hat viel Gelassenheit, Ruhe, auch Fachwissen mitgebracht, weil er sich gut mit Fußball auskennt. Das zeigt sich in unseren Spielen“, sagte jüngst Brest-Kapitän Brendan Chardonnet im Interview bei RMC Sport.

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Doch von einem möglichen Meistertitel oder der Teilnahme an europäischen Wettbewerben will auch der Führungsspieler nichts wissen. Das Ziel sei weiterhin der Klassenerhalt, stellte Chardonnet klar. Sobald dieser erreicht sei, „werden wir Ambitionen haben, vielleicht in die Top 10 zu kommen“, so der 28-Jährige.

„Wir machen weiter wie in der letzten Saison, wir haben die Mannschaft diesen Sommer nicht groß verändert. Ich denke, das war auch eine Stärke, weil wir uns sehr gut kennen“, betonte der Kapitän.

Transfers: PSG gab im Sommer das Hundertfache aus

Die Zahlen unterstreichen seine Worte: Während Stade Brest laut transfermarkt.de im Sommer lediglich 3,5 Millionen Euro an Transferausgaben in seinen Kader gesteckt und ein paar Leihgaben verpflichtet hat, investierte PSG rund 350 Millionen (!) Euro in neue Spieler - das Hundertfache!

Auch der direkte Vergleich der Kader legt nahe, dass eigentlich Welten zwischen beiden Vereinen liegen müssten.

Bei den „Piraten“ steht kein einziger Star im Aufgebot, der komplette Kader hat einen Marktwert von rund 66 Millionen Euro - alleine PSG-Superstar Kylian Mbappé wird mit einem Preisschild von 180 Millionen Euro versehen. Der Kader der Pariser hat einen Gesamtmarktwert von knapp einer Milliarde Euro.

Psychologischer Kniff als Motivation

Dass es Roys Team dennoch schafft - wenn auch nur als Momentaufnahme - oben mitzuspielen, liegt neben der mutigen Spielweise auch an Roys Philosophie.

Der Trainer berichtete bei RMC Sport, dass in seiner Mannschaft jeder ein Mitspracherecht habe, sowohl seine Assistenten als auch die Spieler.

Ihm sei es wichtig, dass sich die Spieler bei der Arbeit auf dem Spielfeld „entfalten“ könnten. Die Saisonziele sollten dabei „nicht unerreichbar sein, denn das kann demotivierend sein“, gab er zu bedenken. Deshalb gebe er diese seinen Spielern nicht vor.

Stattdessen arbeitet er mit einem psychologischen Kniff: „Die Spieler müssen das unter sich ausmachen, daran glauben und dann versuchen wir, es zu erreichen“, erläuterte Roy seine Philosophie.

So erzählte er, dass seine Spieler vor der Saison sagen sollten, wie viele Punkte sie nach vier Spielen sammeln wollten. Sie entschieden sich für sechs (holten dann aber sieben). Für die nächsten vier Spiele setzten sie sich wieder das Ziel von sechs Punkten - die sie nun aber bereits mit zwei Siegen aus zwei Spielen gesammelt haben.

„Heute gehen wir über Wasser“

Die Fußballwelt in Frankreich ist verzückt vom Wunder von Brest. Passend dazu sagte der Ex-Brest-Spieler (1977-1983) und ehemalige französische Nationalspieler Yvon Le Roux bei der französischen Sportzeitung L‘Équipe: „Heute gehen wir über Wasser.“

Gleichzeitig warnte er aber: „An dem Tag, an dem wir zwei Niederlagen in Folge haben, müssen wir stark sein. Aber ich mache mir keine Sorgen.“

Wie lange das Märchen der Underdogs aus Brest noch anhält, bleibt abzuwarten. Die Fußballromantiker dürften sich jedenfalls einig sein: Sie wollen die Rot-Weißen noch etwas länger übers Wasser gehen sehen.