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Der Goldjunge flieht vor sich selbst - warum Neymar sich Messi als Vorbild nehmen könnte

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Der Goldjunge flieht vor sich selbst - warum Neymar sich Messi als Vorbild nehmen könnte

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Der Goldjunge flieht vor sich selbst

Neymars Weg in die Wüste ruft viele Fragen auf. Flüchtet der 31-Jährige vor Europas beinharten Gegnern, kritischen Medien und hohen Erwartungen in die Frührente? Oder plant das Brasilien-Idol insgeheim sein Comeback auf der Weltbühne des Fußballs?
Neymar wechselt vom französischen Meister Paris Saint Germain in die Wüste zu Al-Hilal. Laut Medienberichten wird er dort voraussichtlich sein Gehalt fast verdoppeln.
Neymars Weg in die Wüste ruft viele Fragen auf. Flüchtet der 31-Jährige vor Europas beinharten Gegnern, kritischen Medien und hohen Erwartungen in die Frührente? Oder plant das Brasilien-Idol insgeheim sein Comeback auf der Weltbühne des Fußballs?

Der teuerste Spieler der Fußball-Geschichte spielt künftig in Saudi-Arabien. Neymar Jr., 31 Jahre jung, wechselt für eine Ablösesumme von rund 90 Millionen Euro von Paris Saint-Germain zu Al-Hilal. Beim Rekordmeister der Saudi Pro League unterschreibt der Brasilianer einen Zweijahresvertrag.

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Laut CBS Sport wird Neymar bei Al-Hilal dabei 200 Millionen Euro (219 Mio. US-Dollar) Jahresgehalt verdienen. Falls diese Summe stimmt, würde Neymar beim Gehalt sogar Cristiano Ronaldo vom Riad-Rivalen Al-Nassr ausstechen, der laut Saudi-Arabiens staatseigenen Medien 198 Millionen Euro im Jahr verdient.

Doch während „CR7″ mittlerweile 38 Jahre alt ist und auf eine Weltkarriere bei Spitzenklubs wie Manchester United, Real Madrid und Juventus Turin zurückblicken kann, bevor er sich in die sonnige Rentnerliga aus Saudi-Arabien verabschiedete, ist Neymar gerade einmal 31 Jahr jung.

Und wirkt sogar noch viel jünger, weil er an guten Tagen wie ein unbekümmerter Straßenfußballer zaubert - und an schlechten Tagen wie ein Boyband-Teenie die Boulevard-Blätter beschäftigt.

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Neymar verzaubert Fußball-Fans weltweit auf Youtube

Viele Fans entdeckten den 1,75 Meter großen Brasilianer zuerst auf YouTube. Das war so zwischen 2008 und 2012, als junge Fußball-Liebhaber noch auf YouTube sowie Facebook abhingen und Ronaldinho-Tricks online schauten. Eine simplere Zeit.

Dieser Neymar vom FC Santos war damals der Strahle-Teenie aus den viralen Internet-Highlight-Videos. Der junge Rasenplatz-Tänzer - alle 20 Meter rüde gefoult -, der die Fußballkugel beherrschte, als hätte er Magnete in seinen Füßen.

Vier Jahre lang - eine Ewigkeit im Talentschmieden Brasiliens - blieb Neymar seinem FC Santos treu. Er führte den Pelé-Klub zum Gewinn der ersten Copa Libertadores seit den Sechzigern, wurde zum besten Spieler Brasiliens und Südamerikas gewählt - und war der wohl wichtigste Botschafter Brasiliens seit Formel-1-Legende Ayrton Senna.

Vor genau zehn Jahren, als er 21 Jahre alt war, wagte der heimatverbundene Neymar dann endlich den Schritt nach Europa. Endlich wieder ein brasilianischer Alleskönner beim FC Barcelona, frohlockten die Barca-Chefs und -Anhänger, als im Juni 2023 stolze 56.000 Menschen ins Camp Nou strömten, um das Wunderkind in Katalonien zu begrüßen.

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In seiner Debütsaison 2013/14 bewies Neymar bei Barca eindrucksvoll, dass seine Finten, Dribblings, Tricks und Traumtore auch im europäischen Fußball für Staunen, Raunen, Siege und Titel genügen.

Neymar Jr. gelang bei Barca vieles - größer als Messi wurde er nie

Neymar fügte sich gut ins Tiki-Taka-Ensemble ein. Neben Lionel Messi und vor dem legendären Dreiergespann aus Sergio Busquets, Andres Iniesta und Xavi Hernández gelangen dem Linksaußen im ersten Barca-Jahr 15 Tore und 15 Vorlagen in 41 Einsätzen.

Kein Wunder, dass Pep Guardiola, der geschiedene Architekt dieser Barca-Elf, mit den Zähne knirschte, als die Bayern-Bosse im Sommer 2013 lieber Mario Götze nach München holten, als das Experiment mit Neymar zu wagen. Doch an der Säbener Straße war man sich nicht sicher, ob der Brasilianer den Sprung in die europäische Elite sofort packen würde. Zudem eilte Neymar schon damals der Ruf des Paradiesvogels und Eskapaden-Prinzen voraus.

Im Sommer 2014 dürften sich Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge dann bestätigt gefühlt haben, denn es war eben dieser „deutsche Neymar“ Götze, der das DFB-Team mit nur 22 Jahren im Maracana von Rio de Janeiro zum WM-Titel schoss.

Die (Fußball-)Geschichte wird eben stets von den Gewinnern geschrieben. Da wird dann auch gerne mal vergessen, dass Neymar bei Brasiliens 1:7-Schmach im Halbfinale gegen Deutschland gar nicht vor Ort war.

Denn wenige Tage zuvor hatte Viertelfinal-Gegner Kolumbien den bis dahin besten Spieler des Turniers regelrecht aus der Heim-WM geprügelt: Neymar musste beim 2:1-Sieg gegen James Rodriguez‘ Team in der 88. Spielminute Rotz und Wasser weinend auf der Trage vom Spielfeld ins Krankenhaus gebracht werden. Eine nationale Tragödie.

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Brasilien liebt Neymar - doch in der Selecao bleibt er unvollendet

Seinen größten Triumph mit der Nationalmannschaft feierte Neymar 2016 so im Maracana, als er seine Selecao bei der Heim-Olympia zur Goldmedaille führte. Ansonsten ist lediglich noch der Confederations Cup 2013 als Titel mit Brasilien vermerkt. Bei der Copa America 2019, Brasiliens erstem und einzigem großen Titel seit 2007, war Neymar gar nicht im Turnier-Kader, fiel mit einer hartnäckigen Sprunggelenksverletzung monatelang aus.

Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt und allseits bekannt. Bei Barca bildete Neymar mit Messi und Luis Suárez einen südamerikanischen Traumsturm. 2014/15 führten „MSN“ - Messi, Suárez und Neymar - den FC Barcelona zum Champions-League-Sieg. Mit zehn Treffern war Neymar damals neben Messi und Ronaldo bester Torschütze der Königsklasse.

Zwei Jahre später ging Barcas Kronprinz, der im Camp Nou die Elf auf dem Rücken trug, weil Messi die Zehn gehörte, dann weiter nach Paris Saint-Germain. Die Fabelsumme von 222 Millionen Euro war Neymar den Katari Scheichs wert, die sich vom damals 25-Jährigen erhofften, endlich den Henkelpott in den Prinzenpark zu holen. Ici, c‘est Paris. Ici, c‘est Neymar (Hier ist Paris, hier ist Neymar), eben.

Diese Rechnung ging leider nicht auf. Für PSG kam Neymar nie auf mehr als auf 30 Saisonspiele (wettbewerbsübergreifend). Zudem wurde er ab seiner zweiten Saison vom sechs Jahre jüngeren Kylian Mbappé in den Schatten gestellt. 2021 kam dann auch noch Messi zu PSG, für einen internationalen Titel reichte es dennoch nie.

Neymar muss nach Saudi-Arabien, weil ihn kein CL-Klub will

Im vergangenen Jahr suchte CR7 nach seinem unschönen Abschied von Manchester United vergeblich einen europäischen Topklub, der ihn noch einstellen, bezahlen und aufstellen wollte. Sogar dem BVB wurde Ronaldo damals angeboten.

Bei Neymar sah es in diesem Transfer-Sommer lange ähnlich aus. PSG fand in Europa keinen Abnehmer für den Superstar, der noch bis 2025 an Paris gebunden war und dort laut L‘Equipe rund 40 Millionen Euro pro Jahr verdiente.

Nun also Saudi-Arabien. Die Saudi Pro League, mit ihren vom Staat finanzierten vier Topklubs, Al-Nassr, Al-Hilal, Al-Ahli und Al-Ettihad, ist inzwischen ein Segen für Europas Spitzenklubs. Vereine wie Chelsea, Manchester City, Juventus oder Bayern müssen ihre alternden Superstars nun nicht mehr auf die Bank oder Tribüne schicken (siehe Sadio Mané), sondern können sie einfach in die Wüste schicken.

Ein Abschied mit Kusshand, weiter versüßt durch absurd hohe Ablösesummen für Ü30-Spieler, die die klammen Kassen vieler europäischen Traditionsvereine wieder scheppern lassen.

WM 2026 als Ziel? Neymar könnte es wie Messi machen

Neymars Wechsel von Paris Saint-Germain zu Al-Hilal hat drei Parteien, die auf den ersten Blick alle Gewinner des Deals sind. PSG streicht einen Topverdiener von der Gehaltsliste und kassiert sogar noch eine dicke Ablösesumme. Al-Hilal, der Serienmeister der Saudis, bekommt endlich den gewünschten Superstar, nachdem frühere Gebote des Sommers für Messi und Mbappe noch scheiterten.

Und Neymar? Hat endlich seine Ruhe. Der 31-Jährige unterschreibt in Riad nur einen Zweijahresvertrag. Berühmte Beispiele wie Luka Modric (37), Robert Lewandowski (34) oder Thiago Silva (38) zeigen, wie lange die größten Fußball-Stars im europäischen Fußball mithalten können.

In Saudi-Arabien kann sich Neymar nun theoretisch zwei Jahre lang sonnen, sich vor erneuten Muskelverletzungen schonen - und ohne kritische Medien fröhlich seine Tore schießen und abkassieren.

Denn im Sommer 2025, wenn sein Vertrag bei Al-Hilal ausläuft, ist Neymar immer noch erst 33 Jahre alt. Und hätte dann noch ein ganzes Jahr Zeit, sich auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2026 in Kanada, Mexiko und den USA vorzubereiten.

Dass die besten Kicker der Welt auch im Spätherbst ihrer Karriere noch das Zeug dazu haben, ihre Nationen zum ultimativen Triumph zu führen, bewies Messi im vergangenen Winter. Beim WM-Triumph Argentiniens in Katar war der Zehner nicht nur Finaltorschütze und Turnier-MVP, sondern eben auch 35 Jahre alt.

Neymar würde es seinem Kumpel sicher nur zu gerne nachmachen.