Schon jetzt Strafen in Höhe von 325.000 Euro - und trotzdem ist es eine Erfolgsgeschichte, die Didier Digard als Trainer des OGC Nizza schreibt!
Eine teure Erfolgsgeschichte
Aber wie kommt es dazu, dass der Verein von der Côte d‘Azur pro Spiel 25.000 Euro für seinen jungen Coach blechen muss, und das bereitwillig tut?
Warum Nizza pro Spiel 25.000 Euro Strafe zahlt
Hintergrund dieser kuriosen Geschichte aus der Ligue 1: Der neue Chef-Trainer von Nizza hat keine gültige UEFA-Pro-Lizenz.
Darum muss Nizza bei jeder Partie, welche vom ehemaligen PSG-Spieler geleitet wird, eine entsprechende Geldstrafe zahlen. Bei bislang 13 Spielen kam da schon eine ansehnliche Summe zusammen.
Mit 36 Jahren ist Digard der zweitjüngste Trainer in der Ligue 1. Trotzdem ist er bei Nizza kaum noch wegzudenken. Seit seiner offiziellen Amtseinführung am 10.01.2023 schaffte Digard es, das Maximum aus den Spielern heraus zu kitzeln.
Favre-Nachfolger schafft Wende in Nizza
Mit einer Erfolgsserie von beachtlichen 13 Spielen ohne Niederlage konnte der Verein zuvor lange nicht mehr glänzen. Schon Digards Debüt lief mit 6:1 gegen Montpellier perfekt, seine Bilanz umfasst bisher acht Siege und fünf Remis, in der Europa Conference League erreichte Nizza das Viertelfinale.
Unter Digards Vorgänger Lucien Favre musste Nizza noch um eine erneute Qualifikation fürs internationale Geschäft bangen. Jetzt trennen sie nur noch fünf Punkte vom Fünftplatzierten Lille OSC in der Tabelle. In grade einmal drei Monaten schaffte Digard einen enormen Aufschwung.
Noch vor Anpfiff im Nachbarschaftsduell gegen die AS Monaco wurde bekannt gegeben, dass Digard bis zum Ende der Saison weiterhin an Nizzas Seitenlinie bleiben wird. Wie es darüber hinaus aussieht, steht noch in den Sternen.
Digard will bleiben trotz Sanktionen
Medienberichten von Nice-Martin zufolge fand letzte Woche ein Gespräch über die Zukunft des Chef-Trainers im Verein statt. Wenn es nach ihm ginge, würde er gerne weiterhin Trainer von Nizza bleiben.
„Das ist doch normal, oder? Ein junger Spieler, der in der ersten Mannschaft anfängt, will auch Spiel für Spiel spielen“, meinte der 36-Jährige: „Wenn man eine Chance angeboten bekommt, muss man sie nutzen. Wenn man das nicht will, ist man dumm. Ich habe diese Chance bekommen, Nizza in der Ligue 1 zu trainieren. Wenn ich auf dem Platz stehe, will ich gewinnen, und natürlich will ich bleiben. Das ist nur logisch.“
Auch Nizza äußere den Wunsch, die Zusammenarbeit mit dem einstigen Middlesborough-Spieler fortzusetzen, verriet der Trainer: „Wir haben darüber gesprochen, dass wir bis zum Ende der Saison zusammenbleiben und diese Gruppe so weit wie möglich voranbringen wollen. Für uns, die Mitarbeiter, ist es befriedigend, weil wir sehen, dass die Fans zufrieden sind und die Spieler, die uns vertrauen, hinter uns stehen.“
Teure Angelegenheit für Nizza
Es spricht aktuell auch wenig dagegen, dass Digard und Nizza ihre Erfolgsgeschichte über die Saison hinaus weiterschreiben. Aber da ist ja noch diese Sache mit den 25.000 Euro Strafe pro Spiel.
Selbst zu eigenen Pressekonferenzen wird Digard manchmal nicht zugelassen! Denn das erlauben die Statuten der UEFA nicht.
Der Franzosen hätte zwar insgesamt 60 Tage Zeit gehabt, seine Lizenz nachzuholen - das klappte so schnell aber nicht und diese Frist ist jetzt abgelaufen.
Digard konnte daher nicht bei der Pressekonferenz am vergangenen Donnerstag zum ECL-Spiel gegen Sheriff Tiraspol teilnehmen sein. Seine Vertretung war der Co-Trainer Julien Sablé.
Digard bleibt ungeschlagen
Trotz Gesprächen mit dem Verband konnte Nizza seine knifflige Trainer-Situation noch nicht final lösen.
Sportlich hält Nizza aber nicht auf. In der Conference League setzte sich OGC gegen Sheriff Tiraspol mit 3:1 durch, womit Digard und Co. alleine die französische Fahne in Europa hochhalten.
Denn durch das Ausscheiden von PSG gegen den FC Bayern München ist Nizza als einziger französischer Vertreter noch im europäischen Wettbewerb vertreten.
Saftiges Bußgeld - auch für Stade Reims
Digard ist übrigens nicht der einzige Trainer-Newcomer, für den hohe Strafen gezahlt werden müssen. Der Belgier Will Still ist mit 30 Jahren der derzeit jüngste Erstliga-Trainer Europas.
Der französische Klub Stade Reims schätzt seine Fähigkeiten so sehr, dass auch hier das Bußgeld von 25.000 Euro pro Spiel in Kauf genommen wird. Auch Still hat (noch) keine gültige Lizenz, um seine Mannschaft bei den Spielen zu trainieren. „Der Verein sagte: Wir sind bereit, in deine Karriere zu investieren, solange du weiterhin gewinnst!“, berichtete Still.
Ein deutliches Zeichen der Wertschätzung für die beiden jungen Trainer - und darum wird sich auch Nizza das nächste Spiel mit Digard gegen den Letztplatzierten Anger SCO (am Sonntag ab 15:00 im LIVETICKER) wieder 25.000 Euro kosten lassen.
Alleine in der Ligue 1 könnten so noch einmal 250.000 Euro Strafe zusammenkommen.