Noch nie in seiner langen Manager-Karriere ist Luis Campos dermaßen unter Druck geraten.
Die streitbarste Figur bei PSG
Beim glücklichen 4:3-Heimsieg am Sonntag von Paris Saint-Germain gegen Lille stand der Sportdirektor des französischen Meisters eine knappe halbe Stunde am Spielfeldrand und provozierte die Schiedsrichter-Assistenten, bis ihn die zwei späten Treffer von Kylian Mbappé und Lionel Messi erlösten.
Zwar gab er den Spielern keine Anweisungen, aber er vermittelte den Eindruck, dass er über Galtier stehe und er seinen Coach damit demütigt.
Bei einer Niederlage hätte sich Campos von seinem Trainer und langjährigen Freund Galtier durch eine vierte Niederlage in Folge sofort trennen müssen. Der Portugiese soll bereits erste Kontakte zu seinem Landsmann José Mourinho (derzeit AS Rom) aufgenommen haben.
Neymar kommt ohne Strafe davon
Nun hat Galtier ein bisschen Ruhe, zumindest bis kommenden Samstag, wenn das schwere Gastspiel bei Intimfeind Olympique Marseille, zehn Tage nach dem Pokal-Aus, erneut im Vélodrome-Stadion stattfindet. (DATEN: Die Tabelle der Ligue 1)
Campos hatte schon in der Halbzeit bei der 1:3-Pleite bei AS Monaco für Verwunderung gesorgt, als er Neymar in der Kabine anschrie, weil der Brasilianer zu wenig Aggressivität auf dem Platz gezeigt habe.
Eine Aktion, die aber auch für einigen Beifall bei vielen Beobachtern sorgte, weil der brasilianische Star noch nie in seiner Karriere vor versammelter Mannschaft niedergemacht wurde.
Andererseits wurde der Pariser Spielmacher aber mit einer Strafe verschont, nachdem in der vergangenen Woche mitten in der Nacht in einem Fast-Food gesichtet wurde. Campos, so der allgemeine Tenor, sei gegenüber den Superstars Lionel Messi, Neymar und Kylian Mbappé zu mutlos. So oder so: Die Nerven an der Seine liegen blank.
Doch wie geht es jetzt mit Campos weiter?
Ex-PSG-Spielmacher: Dünner Kader könnte fatal werden
Auch wenn der Liga-Verband ihn für seine Verbalattacke gegen den Schiedsrichter-Assistenten im Spiel gegen Lille nicht bestrafen wird, steht er mehr denn je mit dem Rücken zur Wand. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Ligue 1)
Ihm wird vor allem vorgeworfen, im vergangenen Sommer nur Flops verpflichtet zu haben, sei es Fabian Ruiz (SSC Neapel), Carlos Soler (Valencia), Hugo Ekitike (Stade Reims) oder Vitinha (FC Porto). Zudem fand Campos keinen Abnehmer für Neymar.
Dadurch wurde das Team keineswegs besser.
„Im Gegenteil“, behauptet Ex-PSG-Spielmacher Vikash Dhorasoo bei SPORT1: „Trainer Christophe Galtier hat nicht die Qual der Wahl, was sich in der entscheiden Phase der Saison als fatal erweisen könnte.“
Weil Campos zu viele Spieler (u.a. Julian Draxler, Leandro Paredes, Angel Di María, Mauro Icardi) gehen ließ, ist der Kader nun zu dünn besetzt.
Campos mit verheerender Transferbilanz
Auch auf dem Transfermarkt im Winter gelang es Campos nicht, die Mannschaft aufzufrischen und zu verstärken. Zwar war man sich mit Inters Abwehrboss Milan Skriniar bereits einig, doch die Italiener gaben den slowenischen Nationalspieler nicht frei. Skriniar kommt erst im kommenden Sommer. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Ligue 1)
Zudem schaffte man es nicht, einen adäquaten Ersatz für Pablo Sarabia (ging zu den Wolverhampton Wanderers) zu finden, denn weder Ryan Cherki (Olympique Lyon) noch Hakim Ziyech (Chelsea) wechselten nach Paris.
Nun ist der Pariser Kader noch ein Stück dünner als in der Hinrunde aufgestellt - was vor allem Campos angekreidet wird. Manche Beobachter finden, dass der aktuelle Kader der schlechteste der Katari-Ära (seit 2011) ist.
Derzeit ist es schwer vorstellbar, dass das Duo Galtier-Campos in der kommenden Saison bei PSG noch am Ruder sein wird.