Der Leidensweg von Renato Sanches findet einfach kein Ende!
Sanches: Ist Zug endgültig abgefahren?
4. Februar 2023. Spielort: Parc des Princes. Der als Bayern-Flop verschriene Portugiese steht in der Startelf von Paris Saint-Germain und will am 22. Spieltag dabei helfen, mit einem Dreier gegen FC Toulouse die Tabellenführung weiter ausbauen.
Doch bereits nach 14 Minuten ist für den Mittelfeldspieler Schluss. In einem Zweikampf verletzt sich Sanches und verlässt unter Tränen das Spielfeld. Einfach nur bitter. Denn es war seine x-te Verletzung, die den Golden-Boy-Gewinner von 2016 erneut auf dem Weg nach oben stoppte. (DATEN: Die Tabelle der Ligue 1)
Von dem aufregenden Spieler, für den der FC Bayern 35 Millionen Euro an Benfica Lissabon überwies, ist kaum noch etwas übrig geblieben. Es war 2016 und er war gerade mal 18 Jahre alt. Jetzt wird er bald 26 und das Gefühl kommt auf, dass der Zug für Sanches in die Spitzengruppe endgültig abgefahren ist. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Ligue 1)
„Verletzungen sind ein sehr ernstes Problem. Sie beeinflussen sein Spiel und werden ihn wohl darin hindern, Weltklasse zu werden. DER große Mittelfeldspieler, der er hätte sein können ... wird er natürlich nicht mehr werden. Er ist nur noch ein Spieler für gewisse Momente. Wider Erwarten ist er nie wirklich explodiert“, erklärte Tomás da Cunha von Eleven Sports Portugal in der Marca.
Europameister, Golden-Boy-Gewinner und Wechsel zu Bayern
Seit seiner Ankunft in Lille im Jahr 2019 hat er 14 (!) verschiedene Verletzungen erlitten und insgesamt 287 Tage und 50 offizielle Spiele verpasst. Muskuläre Probleme und schwere Prellungen an Oberschenkel und Adduktoren machten es unmöglich, Kontinuität zu finden.
Dabei legte das Mittelfeld-Juwel einen kometenhaften Aufstieg hin, an den sich auch der portugiesische Journalist erinnert: „Renato Sanches war ein großer Durchbruch im portugiesischen Fußball und speziell bei Benfica. Er hat das Selbstwertgefühl der Mannschaft verändert, weil er so mutig war, so unverfroren nach dem Ball gefragt hat und sich nicht versteckt hat. Er war ein großer Gewinn für Benfica, er hat ihr Spiel maßgeblich verändert.“
Ein Spieler, wie gemacht für den heutigen Power-Fußball. „Er hat ganz klare Tugenden: Körperlich ist er außergewöhnlich. Ein Spieler, der in der Lage ist, mit dem Ball Meter zu machen und von außerhalb des Strafraums zu schießen.“
„Summe, die Bayern zahlte, hat ihn für den Rest seiner Karriere diskreditiert!“
Aber der Wechsel zu den Bayern hat alles verändert. Was für viele die richtige Entscheidung zu sein schien, ließ bei anderen Zweifel aufkommen: „Zu früh? Wer das dachte, hatte recht. Nicht einmal 1.000 Minuten in seiner ersten Saison in München, danach fast noch schlechter. Leihgeschäfte, ein Wechsel zum OSC Lille... Renatos Stern verblasste“, so Tomás da Cunha. (NEWS: Messi-Schock: „Soll einfach nicht sein“)
„Es ist ein ähnlicher Fall wie bei Ex-Barca-Talent Trincao“, meinte der portugiesische Fußball-Experte. „Nach kurzer Zeit im portugiesischen Fußball schafft er den Sprung zu einem europäischen Top-Klub. In seinem Fall zu Bayern. Es war nicht zu erwarten, dass er zu sehr in den Vordergrund treten würde, und das hat sich auch bestätigt.“
Und fuhr fort: „Er musste einen Schritt zurück machen, mehrere Transfers, gute Minuten hier und da... und aufgrund mangelnder Kontinuität in der wichtigsten Phase seiner Entwicklung ging er nahezu unter.“ Cunhas abschließendes und hartes Fazit: „Die Summe, die Bayern zahlte, hat ihn für den Rest seiner Karriere diskreditiert!“
Denn die Münchner ließen sich damals die Dienste des hoch veranlagten Portugiesen 35 Millionen Euro plus Bonuszahlungen kosten. Inklusive der erfolgsbezogenen Aufschläge hätte sich das Gesamtvolumen des Transfers auf bis zu 80 Millionen Euro belaufen können.
Doch mit dem Druck und den hohen Erwartungen kam der Youngster an der Säbener Straße nicht klar und wurde trotz seines jungen Alters schnell als Transfer-Flop abgestempelt. (NEWS: Darum forderte Renato Sanches seinen Verkauf)
Galtier erklärt Verletzungsanfälligkeit von Renato Sanches
Obwohl es schwierig war, fand er in Lille wieder zu altem Glanz. In der Meistersaison 2020/21 unter dem heutigen PSG-Coach Christophe Galtier war Sanches eine tragende Säule und Leistungsträger. Verletzungen blieben zwar eine Konstante, aber er wurde als der Protagonist gesehen, dem so viele Klubs vor seinem Bayern-Wechsel nachgejagt waren.
Im vergangenen Sommer entschied sich der Mittelfeld-Abräumer dann gegen den AC Milan und für einen Wechsel zu PSG. „Luis Campos und Christophe Galtier waren entscheidend, um Renato zu überzeugen. Ich glaube, ohne sie (beide kannte er bereits aus Lille) hätte sich der Spieler für Mailand entschieden“, gesteht Sébastien Nieto gegenüber Marca.(NEWS: Das Mysterium um Renato Sanches)
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Mit wenig Erfolg! Das Ergebnis sind knapp 600 Minuten und nur fünf Startelfeinsätze. Das sei „nicht überraschend, aber doch enttäuschend, wenn man bedenkt, welch enormes Potenzial im Portugiesen schlummert“, so der Journalist von Le Parisien.
„Renatos Rolle war zu Saisonbeginn ganz klar: Er war der erste Ersatz für Verrati oder Vitinha in der 3-4-1-2-Formation von PSG. Aber durch die Verletzungen und die Umstellung des Systems (4-1-2-1-2) spielt er nicht mehr die gleiche Rolle. Er kann als Nummer 6 spielen, aber Fabian Ruiz oder Carlos Soler sind als Nummer 8 besser“, sagt Nieto. (NEWS: Alles Wichtige zu Paris Saint-Germain)
Und er verweist auch auf Renatos körperliche Probleme, die selbst Galtier nicht lösen konnte, weil sie vom Mittelfeldspieler selbst abhängen: „Als er in Lille war, sagte Galtier einmal in einer PK, dass Renatos körperliche Verfassung und Gesundheit sehr von seinem Geist abhängen. Wenn er sich gut fühlt, wird er nicht verletzt sein und kann viel spielen.“
Bayern-Flop verpasst Duell mit Ex-Klub
Im Moment komme „das Gefühl aber auf, dass seine Zukunft in Paris ein Verfallsdatum hat, bevor sein Vertrag 2027 ausläuft. In der Rotation ist er, wenn alle gesund sind, überholt worden. Er steht hinter Verratti, Vitinha, Fabian oder Soler“. Und selbst der 16 Jahre alte Warren Zaïre-Emery bekomme immer mehr Spielzeit. (NEWS: „Das größte PSG-Juwel seit langer Zeit“)
„Die Leute, die Öffentlichkeit, mögen Renato wirklich wegen seines Potenzials, seiner Möglichkeiten. Wir alle wissen, dass er ein guter Spieler ist … Aber er ist unvereinbar mit den hohen Anforderungen von PSG und auch von Vereinen, die die Champions League gewinnen wollen“, so Nieto weiter.
Und obwohl allen klar war, dass es im Star-Ensemble schwierig werden würde, zu spielen, ist der Spieler frustriert. „Ich muss einfach ein bisschen Selbstvertrauen gewinnen und mehr spielen“, sagte Renato Sanches nach dem Montpellier-Spiel und schickte noch eine „abgeschwächte“ Botschaft an Galtier, um einen seiner wichtigsten Unterstützer nicht anzugreifen. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Ligue 1)
„Der Trainer wählt die Spieler aus. Ich bin nicht glücklich, es ist normal, dass ich von Zeit zu Zeit mehr spielen möchte. Aber ich respektiere die Entscheidung des Trainers, er ist derjenige, der entscheidet, ich bin hier, um mein Bestes zu geben“, ergänzte Renato Sanches, laut L‘Équipe ohne Lächeln im Gesicht.
„Ich weiß, dass es ein bisschen kompliziert und frustrierend ist, denn es ist schwer, gut zu spielen, wenn man von einer Verletzung zurückkommt. Ich fühle mich gut, ich muss nur noch ein bisschen mehr spielen“, betonte er nochmals.
Keine Woche später wurde der portugiesische Nationalspieler durch eine erneute Verletzung mal wieder jäh gestoppt. Somit verpasst Sanches ausgerechnet das Champions-League-Duell gegen seinen Ex-Klub Bayern am 14. Februar. Sein Leidensweg will einfach kein Ende nehmen. (Champions League: Paris Saint-Germain - FC Bayern ab 21 Uhr im LIVETICKER)