Elfer-Zoff mit Kylian Mbappé, Wechselgerüchte im Sommer, Ärger über die PSG-Bosse - und trotzdem legt Superstar Neymar Fabelzahlen auf.
Wie Neymar PSG überrascht
Offenbar nimmt der Brasilianer nach immerhin fünf Jahren in der Stadt der Liebe seinen Beruf ernster denn je. (BERICHT: Mbappé setzt sich gegen Neymar durch)
Dabei zeigt der als Diva verschriene Neymar ungeahnte Qualitäten - stachelt ihn nun auch der verlorene Machtkampf um die Elfmeter zusätzlich an?
Elfer-Zoff zwischen Neymar und Mbappé
Vor gut einer Woche beim Heimspiel gegen Montpellier (5:2) sorgte ein Strafstoß für Zündstoff zwischen beiden Stars: Neymar schoss und bügelte Mbappés Wunsch, den Elfer selbst ausführen zu dürfen, kategorisch ab. (BERICHT: Mbappé lustlos - Neymar stichelt)
Nach dem Spiel ignorierten sich beide Stars in der Kabine, der Brasilianer ging anschließend mit Lionel Messi, Marquinhos und Leandro Paredes essen, während Mbappé den Prinzenpark mit seinem Papa verließ. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Ligue 1)
Neymars Standing innerhalb der Mannschaft ist nach wie vor hoch - von seinem Trainer gab es im Nachgang aber einen Dämpfer: Christophe Galtier bestimmte nach dem Montpellier-Zoff Mbappé öffentlich zum Elfer-Schützen! „Kylian ist die Nummer eins. Dahinten definiere ich grundsätzlich einen zweiten, und das ist natürlich Neymar“, sagte Galtier vor dem Auswärtsspiel beim OSC Lille bei Prime Video.
Neymar-Clan schlecht auf PSG-Bosse zu sprechen
Es ist nicht der erste Schuss vor den Bug, den Neymar in dieser Saison kassiert.
Schon die harsche Kritik der Vereinsoberen in der Sommerpause hat beim Superstar Wirkung hinterlassen. Unter anderem PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi machte Druck und erklärte: „Ich erwarte von allen Spielern, dass sie viel mehr leisten, als in der vergangenen Saison. Viel mehr! Für die nächste Saison ist das Ziel klar: jeden Tag 200 Prozent zu arbeiten. Wer in seiner Bequemlichkeit bleiben will, wer nicht kämpfen will, der ist außen vor.“
Im Clan Neymar kam das sehr schlecht an. Aber: Der Ex-Barca-Star macht aktuell den Anschein, als hätte er den Ernst der Lage erkannt. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Ligue 1)
„Neymar hat keinen einfachen Sommer hinter sich“, erklärt Jérôme Rothen, Ex-PSG-Spieler und heute Moderator beim Radio-Sender RMC Sport.
„Die Katari wollten ihn mit aller Macht verkaufen oder ausleihen, um ihn nicht mehr in der Kabine zu haben. Wie ging Neymar mit dieser Haltung um? Er hat definitiv eine Trotzreaktion gezeigt“, analysiert Rothen: „Seit einigen Wochen beweist er, dass er auf einem sehr guten Weg ist. Aber er muss nachhaltig liefern, damit jegliche Kritik verschwindet. Es ist aber klar, dass er darunter leidet, dass Mbappé der Boss geworden ist und ihm alle Rechte gewährleistet werden.“
Ein neuer Neymar
Neymars Trotzreaktion kann sich dennoch sehen lassen. Seit Beginn der neuen Spielzeit brilliert der 222-Millionen-Mann in jeder Partie, führt mit fünf Treffern und sechs Vorlagen an den ersten drei Spieltagen die Liste der Torschützen und Topscorer in der Ligue 1 an - vor Mbappé (2 Tore, 4 Assists) und Lionel Messi (3 und 3).
Doch damit nicht genug. Neymar hat an seiner Fitness gearbeitet, ackert nach hinter, sobald seine Elf den Ball verliert. Er bleibt sogar ruhig, wenn er mal gefoult wird. Ein ganz neues Bild beim Brasilianer. (DATEN: Die Tabelle der Ligue 1)
In der vergangenen Saison konnte er sich in Eins-gegen-Eins-Situationen kaum noch durchsetzen. Seit ein paar Wochen hat er seine Geschmeidigkeit wiedergewonnen und auch seine Dribblings funktionieren wie einst beim FC Barcelona.
„Dieser Neymar macht wahnsinnig viel Spaß“, freut sich Ex-PSG-Keeper Grégory Coupet SPORT1: „Dafür gehen auch die Leute ins Stadion. Er muss nun sein Ego hinten anstellen, mannschaftsdienlicher wie in diesen Tagen bleiben und dann wird er mit Sicherheit von allen wieder geliebt.“
„Hoffen wir, dass es lange andauert“
Nach Gerüchten über einen Wechsel zu Chelsea oder eine Rückkehr nach Barcelona wird Neymar eine sechste Saison bei PSG verbringen, auch wenn sein Trainer Galtier nichts ausschließen möchte.
„Es gibt während eines Transfermarktes immer wieder etliche Überraschungen“, sagte der Nachfolger von Mauricio Pochettino: „Neymar hat nicht gesagt, dass er weg will, im Gegenteil. Er ist bei uns, er liefert und er überzeugt uns allen. Er vermittelt nicht den Eindruck, dass er gehen möchte.“
Ganz im Gegenteil. Nicht nur die Zahlen zeigen, wie gut der Brasilianer aktuell drauf ist. „Ney ist seit dem Vorbereitungsstart extrem professionell“, schwärmt sein Coach, auch wenn er dem Braten nicht ganz zu trauen scheint: „Er denkt an die Mannschaft, er ist topfit und dynamisch. Hoffen wir, dass es lang andauert.“