Idrissa Gueye stand am Samstag beim letzten Auswärtsspiel der Saison in Montpellier (4-0) nicht im PSG-Kader. Offizieller Grund: Der senegalesische Nationalspieler sei krankheitsbedingt nur auf der Tribüne.
PSG-Profi sorgt für Skandal
Nach dem souveränen Auftritt des Pariser Star-Ensembles gab Trainer Mauricio Pochettino überraschenderweise eine andere Version zu Protokoll: „Idrissa ist nicht verletzt oder krank, sondern saß aus privaten Gründen auf der Tribüne.“ (DATEN: Die Tabelle der Ligue 1)
Ein paar Minuten später schlenderte Gueye durch die Mixed-Zone des Stade de la Mosson in Richtung Bus. Ohne zu humpeln, er verließ die Arena wortlos. Anschließend flog er mit seinen Mannschaftskollegen nach Doha, wo Paris Saint-Germain bis Dienstag ein paar Marketing-Termine erledigen muss.
Am Sonntagabend kam dann die Info: Gueye weigerte sich im Endeffekt zu spielen, weil er die Aktion des französischen Liga-Verbandes mit einer großen Kampagne gegen Homophobie keineswegs teilen wollte. Jeder Spieler lief mit einer Nummer in Regenbogen-Farben auf. Zum vierten Mal in Folge startete die LFP, der Dachverband der französischen Topligen, diese Aktion mit dem Motto „Hetero oder Homo, wir tragen alle das gleiche Trikot.“
Strafe für Gueye wohl ausgeschlossen
Laut französischen Medien hat Gueye seine Teilnahme aus rein religiösen Gründen abgelehnt und gerechtfertigt. Seine Einstellung hat für gewisse Unruhe und Kopfschütteln in der PSG-Kabine gesorgt.
Am vergangenen Donnerstag hatte der in Dakar geborene Spieler noch mit seiner Stiftung „for Hope“ einen Gala-Abend organisiert, um kranke Kinder in Afrika, die an Aids oder Krebs leiden, finanziell zu unterstützen. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Ligue 1)
Vor einem Jahr hatte sich Gueye bereits geweigert, am Tag gegen Homophobie aufzulaufen. Damals offiziell wegen einer Magen-Darm-Infektion. In seinem engeren Kreis wollte sich keiner äußern, man sprach nur von einem „sehr sensiblen Thema.“
Für den Verein Paris Saint-Germain handelt es sich ebenfalls um eine heikle Situation. Eine Strafe gegenüber Gueye wäre gesetzlich in Frankreich illegal. Für die Verantwortlichen ist es außerdem schlicht schwierig, einen Spieler zum Einsatz zu zwingen. „Die Bosse müssen hart mit dem Thema umgehen und für klare Konsequenzen sorgen“, meint Julien Pontes, Sprecher von „Collectif Rouge Direct“, eine Assoziation die gegen Homophobie kämpft.
Kurioser Grund für Absagen
Diese Thematik ist leider nicht neu. 2019 hatte der Liga-Verband die Idee gehabt, dass jeder Spieler eine regenbogene Binde trägt, um ein klares Zeichen zu setzen. Aber viele Spieler hatten sich damals geweigert, an diese Aktion teilzunehmen.
Offiziell hieß es: Die Binde hätte kein gutes Material und sei dementsprechend für die Spieler einfach unangenehm zu tragen, aber die wahren Gründen haben wir bis heute nicht erhalten. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Ligue 1)
„Nun hoffe ich einfach, dass Gueye zu diesem Thema demnächst Position bezieht und vor allem erklärt warum er nicht spielen wollte“, sagte Pontes. Eine neue Baustelle für PSG, auf die Präsident Nasser Al-Khelaifi und Sport-Direktor Leonardo sicherlich gern verzichtet hätten.