Lang ist es her, dass Girondins Bordeaux im französischen Vereinsfußball die erste Rolle spielte.
Lizarazus Ex-Klub am Abgrund
In der Spielzeit 2008/2009 wurde das Team aus dem Südwesten des Landes zum letzten Mal französischer Meister. Ein paar Monate später wurden die Bordelais sogar i der Champions League souverän Gruppenerster vor Juventus Turin und Bayern München - mit zwei Kantersiegen gegen den deutschen Rekordmeister. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Ligue 1)
Die Talfahrt begann nach Laurent Blancs Abgang
Die Nachricht vom damaligen Trainer Laurent Blanc, der im Januar 2010 plötzlich mitteilte, dass er den Verein zum Saisonende verlassen würde, um Frankreichs Nationaltrainer zu werden, sorgte im ganzen Verein für eine Art Erdbeben.
Bis heute hat sich der sechsfache französische Meister (1950, 1984, 1985, 1987, 1999, 2009) nicht erholt. Dazu sind die Gehaltskosten explodiert und brachten Girondins in große finanzielle Schwierigkeiten.
Ein kleiner Lichtblick erfolgte 2013, als Bordeaux den Coupe de France gewann. Zwei Jahre später zog das ehemalige Team von Klaus Allofs (1989-1990) in ein nagelneues Stadion um - das Matmut-Atlantique, das auch einige Spiele der Europameisterschaft 2016 ausgetragen hat.
Chaos und ein halbleeres Stadion bei Bordeaux
Seitdem ist diese moderne Arena meistens halbleer - schon vor der Coronazeit. „Es ist traurig zu sehen, was aus diesem Traditionsverein geworden ist,“ sagt Bixente Lizarazu, der wie sein Kumpel Zinedine Zidane bei Girondins Profi wurde.
Der frühere Bayern-Star weiter: „Alles, was um den Verein los ist, sieht aus wie in der Kultserie Dallas: Es herrscht nie Ruhe, es gibt stets Streitigkeiten, und sportlich ist es eine reine Katastrophe. Man kann sich um die Zukunft von Bordeaux große Sorgen machen.“
Lizarazu: „Als Spieler bin ich ja mit diesem Klub mal abgestiegen (1990-1991, d. R.), weil die damaligen Verantwortlichen wegen Misswirtschaften bestraft wurden und dafür der ganze Verein büßen musste“, erinnert sich „Liza.“
„Aber ich finde die jetzige Lage noch ein Stück prekärer, weil ich meinem Herzensverein nicht wiedererkenne, nachdem amerikanische Investoren den Klub 2018 gekauft hatten und ihn danach peu à peu in den Abgrund geführt haben. Somit waren die Fans zu recht fuchsteufelswild. Der damalige Präsident (Frédéric Longuépée, d. R.) hat einfach nichts kapiert und hat am Ende nur noch Leute gegen sich gehabt. Dass sich die Girondins davon erholt, kann noch ein paar Jahre dauern.“
Petkovic sorgt nicht für die erhoffte Trendwende
Im vergangenen Sommer gab es den lang ersehnten Eigentümer-Wechsel mit dem Franzosen Gérard Lopez, der den früheren Schweizer Nationaltrainer Vladimir Petkovic als Coach installierte. Seitdem hat sich die sportliche Situation sogar noch einmal zugespitzt.
Bordeaux hat momentan die schlechteste Abwehr in den fünf europäischen Top-Ligen mit 61 Gegentreffern nach 24 Spieltagen und steht auf dem letzten Platz in der Gesamttabelle.
Kein einziges Mal konnte er in dieser Saison in der Ligue1 die Null halten. Insgesamt 18 Tore hat man in den jüngst vier Partien kassiert, trotz Neuzugängen wie zuletzt Wolfsburgs Ex-Kapitän Joshua Guilavogui, der für mehr Balance sorgen soll. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Ligue 1)
Vor zehn Tagen wurde Petkovic wegen der sportlichen Talfahrt entlassen. Dieser Weg erinnert stark an die traurige Entwicklung von Bundesligisten wie der Hamburger SV, Werder Bremen oder Schalke 04, die allesamt schlechte Arbeit lieferten: Falschen Strategien, mangelnder Kontinuität auf der Trainer-Position sowie etliche Flops auf dem Transfermarkt führten schnurstracks in die 2. Liga.
Nun soll der Franzose David Guion in den restlichen 14 Liga-Spielen die Girondins vor dem Abstieg retten. (DATEN: Die Tabelle der Ligue 1)