Als die AS Saint-Étienne auf einer Pressekonferenz Neuzugang Bakary Sako vorstellte, zuckten einige Medienvertreter zusammen.
Hilft Aubameyang St. Etienne?
Ohne eine Miene zu verziehen, kündigte der 33 Jahre alte Stürmer an, er werde alles dafür tun, um Pierre-Emerick Aubameyang einen Wechsel vom FC Arsenal zum französischen Rekordmeister schmackhaft zu machen.
Der frühere BVB-Star, der vor zehn Jahren schon einmal für AS auf Torejagd ging, zurück zum Krisen-Klub der Ligue 1? Sako, der zwischen 2011 und 2012 bereits mit Aubameyang bei St. Étienne spielte, will sich jedenfalls ins Zeug legen: „Wenn ich ihm sage, er solle zu uns kommen, ist das zwar auf eine witzige Art und Weise, aber doch sehr ernst gemeint.“
Er hoffe, Aubameyang - der bei Arsenal die Kapitänsbinde verloren hat und gehen kann - werde positiv auf die Avancen reagieren, sagte Sako noch. Doch das dürfte schwierig bis unmöglich werden. Saint-Étienne ist derzeit mit 12 kümmerlichen Punkten abgeschlagen Letzter, und damit fast schon ein französisches Greuther Fürth.
Vereinsbosse verzichten auf Investitionen
Der Absturz des früheren Champions, der zwischen 1957 und 1981 zehn Mal Meister wurde, hatte sich bereits in den beiden vergangenen Spielzeiten angedeutet. (DATEN: Tabelle der Ligue 1)
Nachdem der Klub acht Jahre in Folge einen einstelligen Tabellenplatz belegt hatte, rettete sich Saint-Étienne in der Saison 2020/21 nur knapp vor dem Abstieg – und auch Platz 11 zuletzt dürfte nur wenige AS-Fans glücklich gemacht haben.
Dass der Klub, der mit Michel Platini einen der größten französischen Fußballer aller Zeiten herausbrachte, in gefährliche Fahrwasser geraten könnte, liegt vor allem am Missmanagement der Vereinsbosse.
Diese setzten in den vergangenen Jahren zunehmend auf die eigene Jugend und verzichteten seit 2019 auf echte Investitionen. Das Ausbildungszentrum hat zwar einen exzellenten Ruf, allerdings verkaufen die „Grünen“ jedes Jahr ihre besten Spieler, wie William Saliba oder Wesley Fofana (beide 2020).
Claude Puel muss seinen Hut nehmen
„Es waren erfolgreiche Verkäufe, die fast 65 Millionen Euro einbrachten, aber keinesfalls in die Stärkung des Kaders reinvestiert wurden“, analysiert L‘Équipe-Journalist David Fioux bei SPORT1. (DATEN: Spielplan und Ergebnisse der Ligue 1)
„Damit war AS dazu verdammt, auf den Nachwuchs zu setzen, der nicht unbedingt bereit ist, sich der harten Realität der Ligue 1 zu stellen.“
Zudem erwies sich die Trainerwahl als wenig glücklich. Claude Puel, der die Mannschaft am 4. Oktober 2019 übernommen hatte, schaffte es nicht, eine konkurrenzfähige Truppe zusammen zu stellen.
Weil die Mannschaft im Laufe des Herbstes immer mehr in die Bredouille geriet, zogen die AS-Bosse die Notbremse und installierten Pascal Dupraz – der nun die Karre aus dem Dreck ziehen muss.
Zwei Präsidenten, zwei Meinungen
Dabei wird auch Dupraz keine Wunderdinge vollbringen können.
„Es liegt in erster Linie an der Strategie des Klubs, der nicht mehr investieren wollte“, berichtet Fioux. „Mit Roland Romeyer und Bernard Caiazzo sind zwei Präsidenten am Werk, die häufig verschieden Meinungen sind. Im Verein gibt es keine Einigung.“
Gerüchteweise wollen die Geschäftsführer den Verein verkaufen, so dass auch intern keine Ruhe reinkommt.
„Die Stimmung ist sehr schlecht, und die Aufgabe des neuen Trainer Pascal Dupraz ist riesig“, sagt Fioux. „Saint-Étienne braucht ein Wunder, um den Klassenerhalt zu schaffen.“
Mit einem Transferwunder namens Aubameyang, an dem Newcastle United dran sein soll, sollten die AS-Fans aber lieber nicht rechnen.