Wenn in Deutschland gerade Hendrik Weydandts Aufstieg von der Kreisliga bis in die Bundesliga die Runde macht, dann hat die französische Ligue 1 derzeit ein ganz anderes Kaliber zu bieten.
Jules Keitas unglaublicher Aufstieg
Es geht um den 20-jährigen Jules Keita, der vor vier Monaten noch auf den Straßen von Guineas Hauptstadt Konakry kickte. Am vergangenen Samstag nun schoss jener Keita den FCO Dijon mit einem Doppelpack zum 4:0-Sieg bei OGC Nizza - und damit an die Spitze der Ligue 1. Eine Torvorlage lieferte er noch obendrein.
Wie es in dieser kurzen Zeitspanne dazu kam, hat schon etwas von einem märchenhaften Aufstieg.
Abgelaufenes Visum zwingt Keita zurück nach Guinea
Das erste Frankreich-Kapitel des Stürmers beginnt im Sommer 2016, als der SC Bastia auf den damals 17-Jährigen aufmerksam wird und ihn in seine Jugendabteilung holt. Eineinhalb Jahre bleibt Keita auf Korsika, ehe der Klub Insolvenz anmeldet.
Für Keita bedeutet der Konkurs gleichzeitig die unfreiwillige Rückkehr in seine Heimat nach Westafrika. Weil ihn seine beiden Agenten alleine lassen und das Visum abgelaufen ist, hat er keine andere Wahl. Das Ende aller Träume scheint besiegelt, ehe die nächste Wendung kommt.
Der vereinslose Keita kickt also mit anderen Jugendlichen auf den Straßen von Konakry - und bekommt erneut Besuch aus Frankreich. Ein Scout des FCO Dijon hatte sich nach dem Anruf eines guineischen Talentspähers auf den Weg gemacht, um sich Keitas fußballerische Fähigkeiten vor Ort anzuschauen.
"Bin noch stärker als Neymar"
Ab diesem Moment beginnt der steile Aufstieg für den nur 1,72 Meter großen Angreifer. Keita bekommt ein Flugticket in die Hand gedrückt, darf beim Erstligisten in Dijon vorspielen - und bekommt am Ende des Probetrainings einen unterschriftsreifen Dreijahresvertrag vorgelegt.
Am 11. August feiert Keita sein Ligadebüt, zwei Wochen später erzielt er seine ersten beiden Tore. Drei Spiele, drei Siege lautet die Bilanz seines neuen Klubs - zusammen mit Paris Saint-Germain zieren Keita und Dijon die Spitze in der Ligue 1.
Apropos PSG: In Konakry hatte Keita mit "Baba Neymar" schnell seinen Spitznamen weg. "So nennen sie mich dort", verrät der dribbelstarke Emporkömmling - dem das aber nicht genügt. "Ich denke, dass ich noch stärker bin als er."
Geht es nach ihm, ist das letzte Kapitel seines Märchens also noch lange nicht geschrieben.