Es ist ein ungewöhnliches Bild: Sergio Ramos, einer der erfolgreichsten und umstrittensten Fußballer der letzten zwei Jahrzehnte ohne Klub, ohne Trikot, ohne Bühne.
Ramos vor Karriereende
Seit über 200 Tagen ist der 38-jährige Innenverteidiger vereinslos – ein Zustand, der für einen Spieler seines Formats kaum vorstellbar ist.
Eine ungewisse Zukunft
Auf seinen Social-Media-Kanälen zeigt er sich weiterhin topfit, doch die Frage bleibt: Wie lange kann er noch auf ein Angebot warten, das seinen Ansprüchen genügt?
Für einen Mann, der über 20 Jahre lang auf höchstem Niveau Fußball gespielt hat, scheint die Uhr unerbittlich zu ticken. Seine Karriere ist geprägt von Triumphen, Kontroversen und einer Aura, die sowohl Bewunderung als auch Ablehnung hervorrief.
Doch nun steht der langjährige Kapitän von Real Madrid und Nationalheld Spaniens vor einer ungewissen Zukunft – und möglicherweise vor dem Ende seiner Laufbahn.
Der Abschied von Real Madrid
Für Ramos war Real Madrid mehr als nur ein Arbeitgeber. Es war der Klub, mit dem er alles erreicht hatte: fünf spanische Meisterschaften, vier Champions-League-Titel und unzählige weitere Trophäen. Doch im Sommer 2021 endete die Ära unerwartet.
Die Vertragsverhandlungen zwischen dem Spieler und Präsident Florentino Pérez verliefen zäh, und am Ende zog der Verein sein Angebot für eine Verlängerung zurück. Ramos zeigte sich bei seiner Abschiedsrede sichtlich emotional und ließ keinen Zweifel daran, dass er gerne geblieben wäre.
„Ich habe nie gesagt, dass ich gehen möchte. Ich wollte bleiben, aber als ich das Angebot akzeptieren wollte, wurde mir gesagt, dass es nicht mehr gültig ist“, erklärte er damals. Real Madrid hingegen verwies auf die abgelaufene Frist und die wirtschaftlichen Zwänge des Klubs.
Es war ein Ende, das nicht zu den Erfolgen passte, die Ramos und Real gemeinsam gefeiert hatten. Trotz der Differenzen bleibt Ramos für viele Fans jedoch ein Held, der oft in den entscheidenden Momenten den Unterschied ausmachte.
Unvergessen: Sein legendäres Kopfballtor in der Nachspielzeit des Champions-League-Finals 2014 gegen Atlético Madrid, das den Weg zu Reals “Décima” ebnete.
Ein zerrissenes Comeback
Nach einem zweijährigen Engagement bei Paris Saint-Germain, wo Ramos verletzungsbedingt selten sein bestes Niveau erreichte, kehrte er 2023 zu seinem Jugendklub Sevilla zurück. Dort startete er einst als 18-Jähriger seine Profi-Karriere.
Die Rückkehr schien perfekt, doch die Realität war komplizierter. Der Verein befand sich in einer sportlichen Krise, kämpfte gegen den Abstieg, und Ramos konnte der Mannschaft nicht den erhofften Halt geben.
Hinzu kam, dass Teile der Sevilla-Fans ihm seine Entscheidung, 2005 zu Real Madrid zu wechseln, nie verziehen hatten. Obwohl er als Rückkehrer gefeiert wurde, waren die Spannungen spürbar. Dennoch sagte Ramos bei seiner Vorstellung: „Es ist ein spezieller Tag für mich, ich bin endlich wieder zu Hause.“
Ein plötzlicher Abschied
Nach nur einer Saison trennten sich die Wege jedoch schon wieder, das Herzensprojekt war jäh beendet. Die Entscheidung sei eine „persönliche und familiäre“ gewesen, wobei auch die fehlenden sportlichen Erfolgsaussichten eine Rolle gespielt haben könnten.
Der Welt- und Europameister gab aber auch zu: „Ich möchte betonen, dass sie mir die Möglichkeit gegeben haben, hier zu bleiben und einen Vertrag auf Lebenszeit zu erhalten“, und sprach dem Verein immer wieder seinen Dank aus. Angenommen hat er dieses Angebot trotzdem nicht.
Zwischen Legende und Bösewicht
Ramos’ Karriere war stets von Kontroversen begleitet. Während er von Real-Madrid-Fans und seinen Teamkollegen als Anführer verehrt wurde, galt er bei Gegnern oft als unsportlich.
Besonders in Erinnerung bleibt das Champions-League-Finale 2018, in dem Ramos durch ein Foul Mohamed Salahs Schulterverletzung verursachte und so den besten Spieler des Gegners vorzeitig aus dem Spiel nahm.
Auch Liverpools Torwart Loris Karius erlitt nach einem Ellbogenschlag eine Gehirnerschütterung. Jürgen Klopp, Trainer des FC Liverpool, kritisierte Ramos dafür scharf.
„Was in der Welt als clever gilt, war für mich nie akzeptabel“, sagte Klopp kürzlich im Podcast „Einfach mal Luppen“ des Ex-Madrilenen Toni Kroos. „Solche Spieler hatte ich nie und wollte ich auch nie haben.“
Das Warten auf das nächste Kapitel
Seit Sommer 2024 trainiert Ramos in seiner Heimat Andalusien und hält sich individuell fit. Berichten zufolge lehnte er Angebote aus Saudi-Arabien, der Türkei, Argentinien und den USA ab. Er soll betont haben, dass er sich noch fit genug fühle, um auf höchstem Niveau zu spielen.
Doch konkrete Interessenten aus den großen europäischen Ligen sind bisher nicht bekannt geworden. Eine Rückkehr zu Real Madrid, die er sich wohl insgeheim zu erhoffen scheint, ist nach seinem unrühmlichen Abgang unwahrscheinlich, zumal der Verein auf jüngere Spieler wie Éder Militao und Antonio Rüdiger setzt.
Und auch sonst ist der Markt in Europa für einen 38-jährigen Verteidiger klein, selbst für eine Legende wie Ramos.
Ein Vermächtnis, das bleibt
Mit jedem Tag ohne neuen Verein rückt die Frage nach einem möglichen Karriereende näher. Für Ramos, der stets für seine Leidenschaft und seinen Siegeswillen bekannt war, wäre dies ein unspektakulärer, leiser Abschied von der großen Fußballbühne.
Seine 22-jährige Karriere ist eine Mischung aus Glanz und Kontroversen, aus Triumphen und Momenten, die die Gemüter spalteten. Ob er sich noch einmal auf der großen Bühne zeigen kann oder das Kapitel Fußball bald endet – sein Name wird für immer in den Geschichtsbüchern stehen.