Der FC Valencia befindet sich im freien Fall, die sportliche Lage des einstigen LaLiga-Riesen verdüstert sich immer weiter. Eine ganze Stadt zittert um ihren Verein, der Europapokal-der-Pokalsieger-Sieger von 1980 liegt am Boden - mit lediglich sieben Punkten und einem Sieg aus elf Spielen stehen die Blanquinegres am Tabellenende. Das Motto für die Saison heißt bereits jetzt: Klassenerhalt.
Ein beispielloser Absturz
Der Verein aus der gleichnamigen Provinz im Osten Spaniens galt in den 2000ern noch als Großmacht im europäischen Fußball. Das Champions-League-Finale erreichte Valencia unter Héctor Cúper im Jahr 2000 sowie ein Jahr später. Unter dessen Nachfolger Rafael Benítez krönte sich der Klub 2002 sogar zum spanischen Meister und wiederholte das Kunststück zwei Jahre darauf. Auch Claudio Ranieri knüpfte direkt an den Erfolg an und gewann im selben Jahr den europäischen Supercup.
Absturz resultiert in Investoren-Übernahme
Seitdem konnte der FC Valencia nie wieder an einstige Erfolge anschließen. Ganz im Gegenteil: In den folgenden Jahren ging es stetig bergab. Vereinsinterne Unruhen und hohe Schulden ließen den Verein nicht zur Ruhe kommen. Trainer kamen und gingen, doch niemand schaffte es, dem Großstadtklub den alten Glanz zu verleihen. Finanzielle Probleme taten ihr Übriges. Bis 2008 stieg der Schuldenberg rapide an und erreichte einen Höhepunkt von 650 Millionen Euro. Obgleich es dem Verein gelungen ist, die Verschuldung im folgenden Jahr um 200 Millionen Euro zu senken, blieb die Lage prekär.
Nach Jahren des erfolglosen Kampfes gegen die finanziellen Probleme entschied sich die Vereinsführung im Jahr 2014, den FC Valencia an einen ausländischen Investor zu verkaufen. Lediglich 94 Millionen musste Peter Lim, ein Geschäftsmann aus Singapur, investieren, um den Zuschlag zu erhalten. Die Hoffnung auf einen Umschwung im Verein stieg an, Lim versprach, Valencia wieder in die Spitzengruppe der spanischen Liga zu führen.
Ausverkauf statt Umschwung beim FC Valencia
Ein weiterer Punkt, den der Börsenmakler den Fans garantierte, war, dass unter seiner Führung die Abwanderung der Top-Spieler beendet würde. In den Jahren davor musste der FC Valencia Leistungsträger en masse verkaufen, um sich finanziell über Wasser zu halten. Darunter die spanischen WM-Helden von 2010 David Villa und David Silva sowie Europameister Jordi Alba.
Leere Versprechungen, wie sich bereits eineinhalb Jahre später herausstellte. Die Flucht der Leistungsträger hielt an, zum Teil wurden diese zu Spottpreisen verkauft. Im Interview bei der Financial Times aus dem Jahr 2021 verriet Lim, dass Valencia für ihn lediglich eine „Trophäe“ sei, die „unglaublich gut für die Vernetzung“ sei. Viel Sympathie hat sich der 71 Jahre alte Investor nicht erarbeiten können, der ehemalige Keeper der Blanquinegres Santiago Canizares betitelte Lim als „unfähig.“
Und auch aktuell rumort es. Cheftrainer Rubén Baraja kritisierte die Personallage im Kader: „Über Verstärkungen im Winter haben wir noch nicht nachgedacht.“ Ein Hilferuf des Coaches, der die Verantwortung dafür trägt, den FC Valencia in der höchsten Spielklasse zu halten. Der strikte Sparkurs Lims erschwert die sportliche Situation des Vereins, ohne externe Unterstützung durch Wintertransfers wird der Ligaverbleib zur Mammutaufgabe für Baraja.
Nou Mestalla: Der Anfang vom Ende?
Kurios: An anderer Stelle sitzt das Geld locker. Vor kurzem präsentierte Lim sein neues Projekt, das Nou Mestalla, ein neues Stadion für den sechsmaligen Meister, das bis 2027 fertiggestellt werden soll. Die Gesamtkosten für den Neubau liegen Berichten zufolge bei 241 Millionen Euro, eine Summe die durch geplante Kredite auf ein Doppeltes ansteigen kann. Mit Blick auf die weiterhin instabile finanzielle Lage ein enormes Risiko, welches Lim scheinbar bereit ist, einzugehen. Das Ziel des Investors liegt Gerüchten zufolge darin, den Verein aufzuhübschen, um ihn dann für ein Vielfaches des Kaufpreises weiterzuverkaufen.
Ob es so weit kommt, bleibt abzuwarten. Wenn Lim weiter fest an seinem Sparkurs festhält und der Kader des FC Valencia nicht extern verstärkt wird, droht der GAU: der erste Abstieg seit 1986. Ein Fußball-Riese, der Richtung Abgrund taumelt.