Fünf Titel durfte Dani Carvajal im Kalenderjahr 2024 bejubeln. Auf den spanischen Supercup im Januar folgten die Meisterschaft und Champions League, sowie der EM-Titel mit Spanien und der UEFA Supercup. Es war ein Jahr des Erfolgs für den oft von Muskelverletzungen geplagten Rechtsverteidiger - am Samstagabend endete eines der glorreichsten Kapitel seiner Karriere jedoch in einem Moment des Schmerzes.

Beim 2:0-Sieg gegen den FC Villarreal ging Carvajal nach einem Zweikampf mit Yeremy Pino zu Boden und ließ unmittelbar die gravierenden Auswirkungen erkennen.

Dani Carvajal schrie und schrie. Mit schmerzverzerrtem Gesicht krümmte sich der spanische Europameister auf dem Rasen des Santiago Bernabeu, seine Mitspieler versuchten beinahe verzweifelt, ihren Kapitän zu beruhigen.

Doch spätestens als der 32-Jährige wenig später unter Tränen auf einer Trage vom Feld gebracht wurde, ahnten auch sie: Der Sieg im Spitzenspiel war teuer erkauft.

Totalschaden im Knie von Carvajal

Schon am Sonntag bestätigten Carvajal und Real Madrid auch offiziell die bittere Diagnose – nahezu ein Totalschaden im rechten Knie.

„Bei unserem Spieler Dani Carvajal wurde nach Untersuchungen durch den medizinischen Dienst von Real Madrid ein Riss des vorderen Kreuzbandes, ein Riss des äußeren Seitenbandes und ein Sehnenriss in der Kniekehle im rechten Bein diagnostiziert. Er wird in den nächsten Tagen operiert werden“, hieß es in einem Statement des Klubs.

Carvajal gab sich kurz nach der Schock-Nachricht schon wieder kämpferisch. „Ich kann es kaum erwarten, mit meiner Reha zu beginnen und wie eine Bestie zurückzukommen“, schrieb der frühere Leverkusener auf Instagram.

„Ich schreibe unter Tränen“ - Mitspieler geschockt

In der Fußballwelt sorgten die Szenen vom Samstag für großes Entsetzen. Vor allem die Mitspieler des Vize-Kapitäns der Madrilenen bekundeten reihenweise ihr Mitgefühl.

„Ich schreibe unter Tränen und mit dem Gefühl, dass es mir lieber gewesen wäre, wenn es mir passiert wäre“, bekundete der ehemalige Real-Stürmer Joselu via X. Dennoch war er sich sicher: „Jetzt haben wir einen Weg vor uns, von dem ich weiß, dass du ihn bewundernswert gehen wirst, wie alles, was du tust. Ich liebe dich Bruder, immer mit dir.“

Auch Youngster Arda Güler meldete sich bei Instagram: „Mögest du bald genesen, Kapitän. Ich bin mir sicher, dass du so schnell wie möglich stark zurückkommen wirst.“

„Gute Besserung, Bruder“, kommentierte zudem der Ex-DFB-Star und Real-Profi Sami Khedira. Bayer Leverkusens Alejandro Grimaldo sagte: „Kopf hoch Carva, du wirst gestärkt zurückkommen.“

„Am Ende ist das Ergebnis weniger wichtig. Nur Danis Gesundheit zählt“, meinte Federico Valverde nach der Partie. Neben dem Beistand für Carvajal befeuerte die Verletzung jedoch ebenfalls die Kritik am intensiven Terminkalender des Profifußballs. Die Spieler, ergänzte Trainer Carlo Ancelotti, seien „traurig und besorgt, weil etwas passiert ist, was aufgrund des (vollen) Terminkalenders häufig passiert, und es ist einem für uns sehr, sehr wichtigen Spieler passiert.“

Alleine in diesem Monat stehen für Real mit dem Champions-League-Duell mit Borussia Dortmund (22. Oktober) und dem Clasico gegen den FC Barcelona (26. Oktober) zwei immens wichtige Partien auf dem Terminplan. Carvajal, seit Jahren unverzichtbarer Stammspieler in Reals Defensive, bleibt vorerst nur die Zuschauerrolle.

Horrorverletzung wirft Fragen auf

Für Real Madrid reiht sich die schwere Verletzung von Carvajal in eine Liste der Schockdiagnosen ein. Neben Thibaut Courtois und Éder Militao, die inzwischen ihr Comeback feiern konnten, erlitt auch David Alaba im Jahr 2023 einen Kreuzbandriss.

Sportlich stellt der Ausfall von Carvajal die Königlichen erneut vor eine große Herausforderung. Mit Lucas Vázquez steht der logische Ersatzmann zwar bereits in den Startlöchern, doch der 33-Jährige ist gleichzeitig auch der einzige gelernte Rechtsverteidiger im verbliebenen Kader.

Hingegen verlor der Klub mit Nacho Fernández in diesen Sommer nicht nur einen Kapitän, sondern auch einen variablen und zuverlässigen Spieler, der stets im Zentrum oder auf den beiden defensiven Außenpositionen aushelfen konnte. Hinsichtlich der großen Belastung über die Saison hinweg scheint es äußerst unwahrscheinlich, dass Vázquez alleine diese Position in jedem Spiel wird ausfüllen können.

Ancelotti erklärte nach dem Spiel in La Liga heute sei „nicht der Tag“ diese Diskussion zu führen. Dennoch bestätigte der Cheftrainer: „Lucas Vázquez gibt uns viel Zuversicht. In der Länderspielpause haben wir die Zeit, um über dieses Thema zu reden – mit dem Wissen, dass der Transfermarkt geschlossen hat. Es gibt nicht viele Optionen. Wir müssen schauen, wen wir im Falle eines Ausfalls des nun einzigen Rechtsverteidigers, der Lucas Vázquez ist, auf dieser Position aufstellen.“

Valverde als Notlösung?

Eine weitere Option ergibt sich womöglich erst auf den zweiten Blick. Federico Valverde sollte in diesem Jahr vor allem in die großen Fußstapfen von Toni Kroos treten. Doch aufgrund der Personalnot und seiner vorbildlichen Defensivarbeit könnte der Nationalspieler aus Uruguay wohl auch die ungewohnte Position ausfüllen.

Bisher übernahm Valverde diese Aufgabe nur ein einziges Mal für Real, allerdings auf höchstem Niveau. Im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gegen den FC Liverpool 2021 erhielt er unter Ex-Trainer Zinédine Zidane den Vorzug vor Álvaro Odriozola.

Sollte Real Madrid noch einen weiteren Ersatzmann für Carvajal verpflichten wollen, müsste sich Ancelotti wohl noch rund drei Monate gedulden. Da der ablösefreie Markt derzeit keine offensichtlichen Lösungen herzugeben scheint, dürfte eine Ergänzung bis zum Wintertransferfenster auf sich warten lassen.

Wie wichtig Carvajal für Madrid auch in Zukunft noch sein kann, zeigte sich auch an einer weiteren starken Geste, die der Verein am Sonntag veröffentlichte. Der Klub verkündete, dass Carvajal seinen Vertrag vorzeitig bis 2026 verlängert habe. Da das vorherige Arbeitspapier im Juli 2025 ausgelaufen wäre hätte der Spanier wohl bis zum Saisonende keine Chance mehr gehabt, seinen Wert weiter zu beweisen.

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)