4:1 gegen den FC Bayern und 4:0 bei Real Madrid - innerhalb von drei Tagen hat der FC Barcelona zwei dicke Ausrufezeichen gesetzt und sich wieder in der Beletage des europäischen Fußballs zurückgemeldet.
Warum Lewandowski wieder aufblüht
Maßgeblich verantwortlich für den wundersamen Aufschwung der seit Jahren kriselnden Katalanen sind Barcelonas neuer Trainer Hansi Flick sowie Stürmerstar Robert Lewandowski, der im Herbst seiner Karriere wieder zu alter Treffsicherheit zurückgefunden hat.
Drei der acht Tore gegen die Bayern und Real gingen auf das Konto des 36-Jährigen, der in der Liga in elf Partien bereits 14-mal zugeschlagen hat und damit doppelt so häufig wie der zweitplatzierte Ayoze vom FC Villarreal. Insgesamt kommt Lewandowski bereits auf 17 Pflichtspieltreffer.
Lewandowski blüht unter Flick wieder auf
Der polnische Nationalstürmer erinnert wieder schwer an den Lewandowski aus glorreichen Bayern-Zeiten, der vor allem unter Flick alles in Grund und Boden geschossen hatte. Zu behaupten, seine ersten beiden Spielzeiten in Barcelona wären ein Misserfolg gewesen, trifft es zwar nicht mal ansatzweise, aber der Lewandowski von 2024/25 wirkt wie ausgewechselt. In der Vorsaison erzielte er in 35 Ligaspielen 19 Treffer - zu dieser Marke fehlen ihm jetzt nur noch fünf Tore.
Eine große Rolle spielt dabei sein deutscher Trainer, der nicht nur Lewandowski neues Leben eingehaucht hat, sondern dem ganzen Verein, was Barcelona-Legende Xavi in den knapp drei Jahren zuvor nur ansatzweise gelungen war.
„Was Hansi Flick macht, ist unglaublich“, zeigte sich der Pole nach dem Clásico voll des Lobes für seinen Coach, der in Spanien bereits wie ein Superstar gefeiert wird. „Das gilt nicht nur für mich, sondern für alle. Jeder Spieler fühlt sich wohl mit Hansi Flick, das haben wir heute gezeigt. Wir verstehen uns, auch ohne Worte.“
„Vor dem Tor ist er der beste Spieler für mich“
Flick wiederum hat nie an seinem Stürmerstar gezweifelt, obwohl ihn die spanische Presse in der vergangenen Saison bereits auf dem absteigenden Ast gewähnt hatte. „Vor dem Tor ist er der beste Spieler für mich“, sagte Flick unlängst. „Es ist schon erstaunlich, dass er über einen so langen Zeitraum so viele Tore erzielt hat.“
Vor allem unter Flick! Unter keinem anderen Trainer kann der Pole einen besseren Trefferschnitt vorweisen. In 85 Partien unter dem früheren Bundestrainer gelangen ihm 100 Treffer, was einem Schnitt von 1,18 Toren pro Spiel entspricht - ein überragender Wert. Zum Vergleich: Unter Xavi lag Lewandowskis Trefferschnitt bei 0,62 (59 Tore in 95 Partien).
Satte 55 Pflichtspieltreffer erzielte der Angreifer 2019/20, als die Bayern unter Flick das Triple gewannen. In der Saison darauf, als er mit 41 Toren Gerd Müllers Uralt-Marke in der Bundesliga knacken konnte, waren es insgesamt 48 Treffer.
Zum Vergleich: In der Meister-Saison 2022/23 waren es in Barcelona immerhin 33 Pflichtspieltreffer, im Jahr darauf „nur“ noch 26 Tore, weshalb die spanische Zeitung Sport anmerkte, dass sich „Lewandowskis Leistungsabfall fortgesetzt“ habe.
Lewandowski lässt Kritiker verstummen
Inzwischen hat Lewandowski alle Kritiker wieder verstummen lassen, wobei nicht nur das besondere Verhältnis zu seinem Trainer aktuell entscheidend für das Leistungshoch des polnischen Nationalstürmers ist.
Eine wesentliche Rolle spielt auch die Belastungssteuerung. Flick achtet - wenn es der Spielverlauf hergibt - genau darauf, die Einsatzzeiten seines Altstars zu dosieren, auch wenn sich der Modellathlet in herausragender körperlicher Verfassung befindet.
„Ich bin sehr zufrieden mit ihm“, betonte Flick. „Und man sieht, dass er zu einhundert Prozent fit ist. Im Moment ist es perfekt.“ Genauso wie das Zusammenspiel der kompletten Offensive. Lewandowski profitiert ungemein von seinen formstarken Mitspielern – sei es der zuletzt überragende Raphinha, unter Xavi nur ein Mitläufer, Fermin López oder Lamine Yamal.
„Alle unterstützten ihn und am Ende weiß er genau, was im Strafraum zu tun ist“, erklärte Flick. Darüber hinaus ist dessen Spielstil maßgeschneidert für Lewandowski. Der 59-Jährige setzt auf extrem hohes Pressing, um frühe Balleroberungen zu erzwingen, weshalb der Pole mehr Bälle in gefährlichen Bereichen erhält und verstärkt in vielversprechende Abschlusspositionen kommt.
Nach den beiden Galavorstellungen gegen die Bayern und Real ist ganz Barcelona wie elektrisiert und lechzt nach weiteren Erfolgen – vor allem in der Champions League, wo man seit 2015 auf den sechsten Triumph wartet. Mit der Traumkombination Flick/Lewandowski scheint in dieser Saison jedenfalls alles möglich zu sein.