Ja, es war nur ein Testspiel, die Bühne für Endricks ersten Einsatz im Dress von Real Madrid aber trotzdem eine große. 61.568 Zuschauer kamen, als der erst 18 Jahre alte Brasilianer debütierte und die Königlichen in Chicago knapp mit 0:1 gegen AC Mailand unterlagen. Für viele wohl das Highlight einer Partie, bei dem das Team von Carlo Ancelotti einen größtenteils biederen Auftritt hinlegte.
Wann liefert Endrick „Rock and Roll“
Immerhin warteten die Real-Fans seit Dezember 2022, einer gefühlten Ewigkeit, auf Endrick. Schon damals gab er den Madrilenen seine Zusage, doch erst in diesem Sommer ging der trickreiche und schnelle Stürmer endlich den großen Schritt von seinem Heimatverein Palmeiras rüber in die spanische Hauptstadt. 45 Millionen Euro flossen nach Brasilien, mit Boni soll sich die Summe über die nächsten Jahre bis auf 72 Millionen Euro aufblasen.
Kein Wunder also, dass der junge Torjäger sofort unter Beweis stellen wollte, was er alles im Repertoire hat. Deutlich erkennbar: Endrick traf zwar noch nicht und leistete sich auch den einen oder anderen Fehler, dafür agierte er bei seinem ersten Spiel sehr bemüht - und harmonierte auffällig gut mit seinem Sturmpartner Brahim Díaz. Von den wenigen Chancen, die sich Real erarbeitete, gingen die meisten auf das Konto der beiden.
Endrick? „Er ist ein großes Talent“
In den Anfangsminuten hatte der Neuzugang das 1:0 auf dem Fuß, nachdem er von Díaz schön in Szene gesetzt wurde und sich gut gegen zwei Abwehrspieler durchsetzte - allerdings stand Endrick dabei knapp im Abseits. Später legte er für seinen Teamkollegen auf, dessen Distanzschuss am Kasten vorbeiging, ehe das Debüt des brasilianischen Supertalents nach einer Halbzeit endete.
Das Fazit: Trotz der ein oder anderen Schwierigkeit bei der Ballannahme oder Zweikämpfen eine auffällige Leistung - wenngleich Ancelotti nach der Partie kein vorschnelles Urteil fällen wollte. „Es ist schwierig, eine Schlussfolgerung zu ziehen. Ich sehe bei ihm, dass er etwas Besonderes an sich hat. Er ist ein großes Talent“, meinte der 65-Jährige, der bei den Madrilenen inzwischen drei Champions-League-Titel gefeiert hat.
Dass Endrick unter anderem an seiner Körperlichkeit arbeiten muss, machte Ancelotti schon während des Spiels deutlich. „Endrick, du nimmst ihn an. Und du stellst dich ihm“, war von ihm zu laut hören, nachdem das Top-Talent innerhalb von zwei Minuten zwei Fouls einstecken musste. Gleichwohl betonte Reals Trainer auch, dass er seinem neuen Stürmer ausreichend Zeit einräumen werde. Es sei noch nicht der richtige Moment, um zu viel von ihm zu verlangen, sagte Ancelotti.
Etwas negativer sah die Marca Endricks Debüt, was nicht zuletzt seine gezeigte Reaktion nach der vergebenen Chance ausdrückte. Diese sei „von Wut und Verzweiflung geprägt“ gewesen. Ein Zustand, so spekulierte die spanische Zeitung bereits, der seinen Weg in Madrid begleiten könnte. Er müsse in Zukunft noch mehr versuchen. „Rock and Roll ist das, was sie von der neuen Nummer 16 erwarten“, meinte die Marca.
Rüdiger knöpfte sich Endrick vor
Licht und Schatten wechselte sich also - verständlicherweise - noch ab. Ein Bild, dass es schon zuletzt im Training gab. Da lernte Endrick unsanft die härtere Gangart in Europa von Antonio Rüdiger kennen, von dem er rustikal angegangen wurde. Auf einem Video war zu sehen, wie der deutsche Nationalspieler den Youngster von den Beinen holte und sich dieser anschließend mit schmerzverzerrtem Gesicht den Oberkörper hielt.
Es sei „nichts Neues“, dass sich Rüdiger selbst im Training seine Gegenspieler vorknöpft. „Es wird dasselbe mit Mbappé sein, wenn er kommt“, scherzte Ancelotti und lobte ihn als einen „fantastischen Spieler und Mannschaftskollegen“. Rüdiger selbst rief Endrick hörbar zu: „Stärker im Zweikampf.“ In weiteren Clips auf X ist zu sehen, wie er dem Neuzugang immer wieder dicht auf die Pelle rückt und ihm teilweise leichte Schubser gibt.
Bei seinem neuen Abenteuer wird Endrick nun öfter im Training auf Rüdiger treffen und dadurch, so hoffen sie in Madrid, jeden Tag weiter dazulernen. Schließlich dürfte der Hype um ihn nicht weniger werden - im Gegenteil. Nicht zuletzt bei seiner Vorstellung im Estadio Santiago Bernabéu gesehen, als er zehntausenden Fans als kommender Weltstar vorgestellt wurde.