„Wenn die Generalprobe schiefgeht, wird die Aufführung großartig.“ Ein Sprichwort, welches am Theater schon seit langer Zeit verwendet wird. Ob man dieses auch auf den FC Barcelona übertragen kann, daran dürften vor allem die Fans der Katalanen seit Montagabend gewaltig zweifeln.
Die schwere Mission des Hansi Flick
Zu Ehren von Klubgründer Joan Gamper wird traditionell im August die Joan-Gamper-Trophy verliehen. Die Partie stellt dabei das letzte Spiel vor dem Start in die spanische Liga dar. Erstmals seit 2012 setzte es dabei für Barca wieder eine Niederlage. Und was für eine. Gegen die AS Monaco unterlag das Team von Neu-Trainer Hansi Flick deutlich mit 0:3. Überzeugen konnte die Mannschaft dabei mitnichten. Im Gegenteil!
Eine „wichtige Warnung“ für Barca
„In den ersten Minuten waren wir gut und hatten die Möglichkeit, das erste Tor zu erzielen. Heute waren die Geschwindigkeit und das Passspiel nicht so gut wie in den vorherigen Spielen“, konstatierte Flick nach der Niederlage. „Wir haben nicht den Druck ausgeübt, wie sonst. Heute haben wir gesehen, was funktioniert und was nicht.“
Torhüter und Kapitän Marc-André ter Stegen wurde noch deutlicher So handle es sich um „eine wichtige Warnung. In einigen Phasen des Spiels waren wir der Aufgabe nicht gewachsen.“
Erste Pfiffe gegen Flick
Am Samstag steht für die Blaugrana der Liga-Auftakt gegen den FC Valencia (ab 21.30 Uhr im LIVETICKER) auf dem Programm. Doch obwohl es in der Vorbereitung vor allem auf der US-Tour durchaus erfreulich lief – Barca schlug unter anderem Real Madrid und Manchester City – bei Anhängern und Medien schrillen nach dem mauen Auftritt gegen Monaco bereits die Alarmglocken. Und auch Trainer Flick sieht sich noch vor seinem ersten Pflichtspiel mit Kritik konfrontiert.
Unter dem Titel „Flick bekommt die ersten Pfiffe ab“ monierte die Marca: „Das Barca-Spiel war schrecklich. Sie haben kaum Gefahr erzeugt und die defensiven Fehler waren für ein Barca-Team untypisch.“
Und die ebenfalls in Madrid ansässige AS formulierte derweil ganz simpel: „Das sieht nicht gut aus.“ Die vor allem Barca nahe stehenden Medien zeigten sich besorgt. Mundo Deportivo sprach von einer „ernsthaften Warnung fünf Tage vor Liga-Beginn“, die Sport sah eine „unerwartete und bittere Niederlage“ und eine „enttäuschende und trostlose“ Vorstellung des Teams.
FC Barcelona im „administrativen Schwebezustand“
Noch vor der Partie hatte Trainer Flick Worte an die Barca-Fans gerichtet, was mit Applaus bedacht wurde. Nach der Partie, in der sich auch noch Ilkay Gündogan und Robert Lewandowski verletzten, gab es dann aber bereits vereinzelte Pfiffe.
Vor dem Cheftrainer, der mit dem FC Bayern einst die Champions League gewann, bei der WM in Katar mit dem DFB-Team aber kläglich scheiterte, liegt eine besondere Herausforderung. Und das in einem „administrativen Schwebezustand“, wie es die AS so treffend benannte. Dieser Zustand mache es Flick demnach unmöglich, die „Spieler für das Spiel am Samstag in Valencia zu bestimmen“.
Dass der FC Barcelona finanziell nicht unbedingt auf Rosen gebettet ist, ist wahrlich kein Geheimnis. Viele Fußballfans dürften sich noch mit Schrecken daran erinnern, als im Jahr 2021 verkündet wurde, dass sich der Schuldenberg der Katalanen auf unfassbare 1,35 Milliarden Euro beläuft.
Dani Olmo nicht registriert
In den darauffolgenden Jahren wurde vor allem die Registrierung von Spielern immer mehr zum Problem. Man denke nur an Robert Lewandowski, der nach seinem Abgang vom FC Bayern für die Katalanen zunächst nicht spielberechtigt war, weil die Regeln des Financial Fairplay erst eingehalten werden mussten.
Mit exakt demselben Problem hat nun auch Flick zu kämpfen. Mit Lenglet, Ansu Fati und Eric Garcia wurden am Montag drei Spieler registriert, die am Abend gegen Monaco aber keine einzige Minute gespielt haben.
Dani Olmo, der Star-Neuzugang aus Leipzig, Pau Víctor, der Torschützenkönig der US-Tour, Iñigo Martínez, Vitor Roque und Hèctor Fort sind dagegen noch nicht registriert und demnach in der Liga auch nicht spielberechtigt.
Flick muss Puzzle lösen
Hansi Flick steht vor schwierigen Entscheidungen, die er in den verbleibenden Tagen lösen muss. Setzt er auf die jungen Spieler, die in den Vereinigten Staaten ihr Bestes gegeben haben? Oder setzt er die routinierten Spieler ein, die erst spät ins Training eingestiegen sind? Dass mit Gavi, Ronald Araújo, Ansu Fati und Frenkie de Jong auch noch vier Spieler verletzt sind, macht die Gesamtsituation nicht leichter.
Doch auch auf der Führungsebene ist die Situation nicht einfacher. So muss Sportdirektor Deco dringend Spieler loswerden, um Gehaltsspielraum zu schaffen, damit Profis wie Neuzugang Olmo überhaupt registriert werden können. Die drängende Zeit bringt ihn dabei in eine äußerst unglückliche Verhandlungsposition.
Eine schwierige Gemengelage, die vor dem La-Liga-Start wahrlich nichts Gutes verheißt.