Was lange währt, wird endlich gut – auf kaum jemanden trifft diese Redensart besser zu als auf den FC Barcelona und Dani Olmo, der 2014 als Jungspund in die Welt auszog und nun ein Jahrzehnt später als gestandener Profi zu seinem Herzensverein zurückgekehrt ist.
Ein verrückter Weg zum Glück
Für einen Spieler seines Kalibers ist der bisherige Karriereverlauf des feinen Technikers ein recht ungewöhnlicher. Seit seinem neunten Lebensjahr ausgebildet in Barcelonas berühmter Jugendakademie La Masia, schien ihm eine steile Karriere bei den Katalanen vorbestimmt, war er doch auch Kapitän seines Jahrgangs.
Doch im Juli 2014 vollzog er einen bemerkenswerten Schritt, der durchaus für Verwunderung sorgte, vor allem bei den Katalanen, die ihr Juwel nicht halten konnten: Der Offensivakteur wechselte im zarten Alter von 16 Jahren zu Dinamo Zagreb, weil er dort bessere Möglichkeiten sah, bereits in jungen Jahren Profifußballer zu werden.
„Kein anderer Klub machte mir ein besseres Angebot als Dinamo Zagreb“, sagte Olmo einst. „Ich beschloss, nach Kroatien zu wechseln, um mich weiterzuentwickeln. Ich habe es nie bereut und mich sowohl als Fußballer als auch als Mensch stark verbessert. Dank der Zeit, die ich dort verbracht habe, bin ich heute der Spieler, der ich bin.“
Olmo reift in Kroatien zum Topspieler
Der Katalane ließ sich voll und ganz auf das Abenteuer Kroatien ein, was sich rasch auszahlen sollte: Noch vor seinem 17. Geburtstag feierte er sein Debüt in der A-Mannschaft von Dinamo und entwickelte sich sukzessive zum Stammspieler.
„Ich habe viele schöne und besondere Erinnerungen an Kroatien“, erklärte Olmo. „Ich lernte viele neue Dinge kennen, lernte die Sprache und konnte mich immer besser mit den Menschen dort verständigen. Bis heute sage ich, dass Kroatien meine zweite Heimat ist, und ich bin sicher, dass ich immer wieder zurückkommen werde.“
Olmos Leistungen in Kroatien blieben auch den europäischen Topklubs nicht verborgen. Vereine, die mit viel Geld wedelten, doch der Mittelfeldspieler widerstand – auch auf Anraten seines Vaters und seines Managers – allen Verlockungen und reifte gar zum spanischen Nationalspieler, als er im November 2019 sein Länderspiel-Debüt gegen Malta mit einem Tor krönte.
Schwere Anfangszeit in Leipzig
Nach fast sechs Jahren in Kroatien war im Januar 2020 die Zeit reif für die nächste Herausforderung, die aber auch wohlüberlegt war: Olmo wagte den Sprung in die Bundesliga und schloss sich mit 21 Jahren RB Leipzig an – einem Klub, der seit jeher auf hoffnungsvolle Talente setzt, wo er regelmäßig auf höchstem Niveau gefordert und scheinbar gut aufgehoben war.
Doch der anspruchsvolle Spielstil des damaligen RB-Trainers Julian Nagelsmann machte Olmo anfangs durchaus zu schaffen: „Ich wusste, dass es ein großer Sprung war, aber ich dachte, ich wäre bereit dafür. Am Anfang war es nicht einfach und es gab ein paar Partien, in denen ich nicht gespielt habe, aber ich hatte mein Ziel immer vor Augen und wusste, was ich tun musste, um es zu erreichen.“
Was ihm in beeindruckender Manier gelang, denn auch in Leipzig avancierte der Offensivallrounder nach und nach zum unumstrittenen Stammspieler und holte mit den Sachsen zweimal den DFB-Pokal. Unvergessen vor allem sein Auftritt im Supercup 2023, als er beim 3:0-Erfolg in München alle drei RB-Treffer gegen den FC Bayern erzielte.
Offensivallrounder führt Spanien zum EM-Titel
Ein Jahr später folgte das nächste Highlight: der Triumph mit der spanischen Nationalmannschaft bei der EM in seiner Wahlheimat Deutschland, wobei Olmo mit drei Toren und zwei Assists ein überragendes Turnier absolvierte, nachdem er zunächst nur als Joker eingesetzt worden war.
Naturgemäß weckte der Unterschiedsspieler mit seinen EM-Leistungen auch das Interesse diverser Topklubs, darunter Manchester City und eben jener Verein, den Olmo 2014 verlassen hatte und der die Entwicklung des einstigen Nachwuchstalents in den letzten zehn Jahren mit Argusaugen verfolgt haben dürfte.
Nachdem auch Olmo sein Ansinnen nach einer Luftveränderung geäußert hatte, war der Transfer nur eine Frage der Zeit, schließlich galt der Katalane als Wunschtransfer von Barcelonas neuem Trainer Hansi Flick und Sportdirektor Deco. Anfang August war es dann soweit: Leipzig musste seinen Star schweren Herzens ziehen lassen, der verlorene Sohn kehrte für 55 Millionen Euro plus Boni nach Barcelona zurück.
„Dani kam 2020 als großes Talent nach Leipzig und konnte sich anschließend Jahr für Jahr weiterentwickeln“, erklärte RB-Sportgeschäftsführer Marcel Schäfer. „Dadurch hat er das absolute Top-Level erreicht, zählt mittlerweile zu den besten Spielern auf seiner Position und war in diesem Sommer verständlicherweise heiß begehrt.“
Pflichtspiel-Debüt für Barcelona?
Auf das Pflichtspiel-Debüt von Olmo mussten Barcelonas Fans allerdings bislang noch warten. Am Dienstag gab es nach einer wochenlangen Hängepartie schließlich grünes Licht: Barca konnte seinen verlorenen Sohn endlich bei La Liga registrieren.
Sehr zur Freude von Flick. „Dani ist bereit zu spielen, und wir warten auf ihn. Jeder kann im Training sehen, dass er unglaublich ist, wenn er vor dem Tor auftaucht“, schwärmte der Barca-Coach unlängst.
Sein Pflichtspiel-Debüt für den FC Barcelon könnte Olmo damit am Abend bei Rayo Vallecano (21.30 Uhr im LIVETICKER) feiern. Damit würde sich für Olmo der Kreis auch endgültig schließen.