Heiko Westermann und Thiago Alcántara. Auf der einen Seite der rustikale Ex-Nationalspieler „HW4″ - und auf der anderen Seite einer der filigransten und technisch versiertesten Spanier, der je das Trikot des FC Bayern München trug. Vereint werden könnten die beiden nun in Katalonien.
Eine spektakuläre Wiedervereinigung
Genauer gesagt in der Cuitat Esportiva Joan Gamper, dem Trainingsgelände des FC Barcelona. Denn als Thiago dort nach Informationen der spanischen Marca am Mittwochmorgen um 10 Uhr vorfuhr, konnte das nur eines heißen: Der FC Barcelona verhandelt tatsächlich mit dem 33-Jährigen über eine Rückkehr.
Nicht mehr jedoch als aktiver Spieler, vor wenigen Tagen beendete Thiago seine aktive Karriere, sondern vielmehr als Mitglied des Trainerstabes von Neu-Coach Hansi Flick. Dem nämlich gehört „HW4″ neben Ex-Bayern-Torwarttrainer und Intimus von Manuel Neuer, Toni Tapalovic, und Marcus Sorg, der schon bei der WM 2022 zu Flicks Trainerteam zählte, bereits an.
Am Donnerstag kursierten in spanischen Medien bereits Bilder von Thiago, der bei der Barca-Einheit unter der Leitung von Flick mit auf dem Trainingsplatz stand.
Thiago selbst deutete schon in seinem Abschiedspost auf Instagram an, dass ihn seine geliebte Sportart nicht allzu lange vermissen müsse. In der Bildunterschrift schrieb er: „Ich werde immer bereit sein, das zurückzugeben, was mir gegeben wurde. (…) Danke, Fußball. Und allen, die mich auf meinem Weg begleitet und mich zu einem besseren Spieler und Menschen gemacht haben. Wir sehen uns bald wieder!“
Doch wie realistisch ist eine unmittelbare Anstellung Thiagos - und was würde der in Barcelonas Jugendakademie Ausgebildete seinem bis dato noch Ex-Klub bringen? SPORT1 klärt auf.
Thiago und Flick gemeinsam Champions-League-Sieger
Flick und Thiago verbindet eine gemeinsame Zeit in München: Der Spanier spielte bereits seit 2013 beim deutschen Rekordmeister, Flick kam im Juli 2019 von der TSG Hoffenheim - eine 14-monatige Zusammenarbeit entstand, ehe Thiago München gen Liverpool verließ. In dieser zugegeben nicht allzu langen Phase haben sich beide schätzen gelernt.
Kein Wunder, holte man doch gemeinsam nicht nur die Meisterschaft und den DFB-Pokal, sondern auch im Lissaboner Finalturnier den Henkelpott der Königsklasse. Flick ließ Thiago im Finale gegen Paris Saint-Germain von Beginn an ran, am wichtigsten allerdings war schon damals das Zwischenmenschliche, der Umgang immer respektvoll.
So ergab sich eine einzigartige Synergie, wie beide nicht müde wurden zu betonen. „Mein Lieblingsspieler ist leider nicht dabei: Thiago“, sagte Flick auf einer Pressekonferenz im Rahmen des Duells zwischen Deutschland und Spanien bei der WM 2022.
Nun also soll die Wiedervereinigung erfolgen. Laut der AS habe Flick den Klub-Oberen um Portugal-Ikone Deco bereits sein „OK“ für eine Verpflichtung und Aufnahme Thiagos in den Trainerstab gegeben. Laut Mundo Deportivo soll die Personalie am Freitag offiziell verkündet werden.
Flick soll großen Wert darauf legen, von Beginn an seiner neuen Mannschaft seine fußballerischen Ideen und Anforderungen optimal vermitteln zu können. Am Mittwoch begann die Wiederaufnahme des Tagesgeschäfts mit der Leistungsdiagnostik und Laktattests, Flicks erster offizieller Tag - noch ohne Juwel Lamine Yamal, der am Sonntag das EM-Finale gegen England spielen wird (ab 21 Uhr im Liveticker).
FC Barcelona: Thiago das perfekte Bindeglied?
Weil jedoch Großteile des Kaders keine englischen Muttersprachler sind, keiner aus dem bestehenden Trainerteam spanischer Muttersprachler ist, böte sich Thiago so als perfekter Vermittler an, der 33-Jährige spricht seit seiner siebenjährigen Station in München fließend Deutsch - und kennt auf der anderen Seite die Gegebenheiten des FC Barcelona sowie dessen Ausbildungsstätte La Masia.
Die Marca berichtet dabei gar, dass Flick an einer längerfristigen Verpflichtung Thiagos interessiert sein soll, andere spanische Medien bringen eine einmalige Beschäftigung von „mehreren Wochen oder Monaten“ ins Spiel. Ein Bindeglied jedenfalls täte der allgemeinen Auffassung zufolge gut, selbst Javi Martínez und Ex-BVB-Verteidiger Marc Bartra wurden ob ihrer Zeit in der Bundesliga ins Gespräch gebracht, nun aber gilt Thiago als Wunschkandidat.
Lange dürfte es also nicht mehr dauern, bis Thiago bei erfolgreichem Abschluss aller persönlichen Vertragsdetails zum FC Barcelona zurückkehrt. Die Blaugrana darf sich also in der kommenden Spielzeit wohl auf ein ganz besonderes, weil so ungleiches Quintett auf der Trainerbank freuen.