Es ist das große Highlight im spanischen Fußball: der Clásico zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona. Nach der wilden Begegnung am Sonntag stand allerdings weniger das Ergebnis im Fokus, sondern vielmehr ein Aufreger in der ersten Halbzeit.
Ter Stegen wütet nach „Schande“
„Das ist eine Schande für den Fußball. Mir fehlen die Worte“, zeigte sich Barca-Torhüter Marc-André ter Stegen nach dem Spiel in der Mixed Zone frustriert. „In dieser Welt wird viel Geld bewegt und es gibt kein Geld für das, was wichtig ist.“
Was war passiert: In der 29. Minute erzielte ter Stegens Teamkollege Lamine Yamal vermeintlich das 2:1, doch der Treffer zählte nicht. Daran änderte sich auch durch den Austausch des Schiedsrichters César Soto Grado mit dem VAR nicht. Der Grund: Keine Kameraperspektive konnte eindeutig aufzeigen, ob der Ball die Torlinie tatsächlich in vollem Umfang überquert hatte.
Barca-Coach Xavi stimmt ter Stegen zu: „Schande“
Im Gegensatz zu anderen großen Ligen wie der Bundesliga oder der Premier League gibt es in La Liga keine Torlinientechnologie. So blieb es zunächst beim Spielstand von 1:1, der durch einen späten Treffer von Real-Star Jude Bellingham zu einem 3:2 zugunsten der Königlichen wurde.
Barcelonas Cheftrainer Xavi Hernández zeigte nach der unglücklichen Niederlage wenig Verständnis dafür, dass es das vom VAR unabhängige Torliniensystem in Spanien nicht gibt und forderte: „Wenn wir die beste Liga der Welt sein wollen, müssen wir vorankommen und die Technologie einsetzen.“
Wie sein Torhüter machte auch der 44-Jährige seinem Ärger über das nicht gegebene Tor noch Luft: „Ich stimme vollkommen zu. Es ist eine Schande“, wiederholte Hernández die Worte ter Stegens. „Ich wurde gestern nach dem Schiedsrichter gefragt und sagte, ich hoffe, dass er unbemerkt bleibt und richtig liegt. Nun, nichts von beidem [war der Fall]. Eine Schande.“
La Liga: Deshalb gibt es keine Torlinientechnik
Javier Tebas, der Präsident der spanischen Liga, reagierte nach dem Spiel mit einem Post auf X. „Kein Kommentar“, schrieb er und fügte vier Fotos von Presseausschnitten an, die mehrere Fehler der Technologie in anderen Ligen thematisieren.
In Frankreich wurde die Torlinientechnologie im Jahr 2018 für kurze Zeit sogar ausgesetzt, nachdem diese innerhalb kürzester Zeit zu zwei Fehlentscheidungen geführt hatte.
Doch wieso wird die Torlinientechnik in einer der größten Ligen der Welt nicht verwendet? Anders als von ter Stegen angedeutet, soll es hierfür keine finanziellen Gründe geben, wie Tebas zu Beginn der Saison in einem Interview mit Movistar+ betonte. „Es ist keine wirtschaftliche Frage, sondern eine Frage der Nutzung“, erklärte er.
„In einer Saison gibt es vier oder fünf Spiele dieser Art. (...) In 99 Prozent der Fälle kann man sehen, ob es ein Tor ist oder nicht“, äußerte sich der Spanier weiter. Die Torlinientechnik sei „nicht perfekt“ und es gäbe „keine Pläne, sie einzuführen“, zumal sich viele Entscheidungen auch über den VAR klären lassen würden.
Ob die Kosten wirklich keine Rolle spielen, daran gibt es allerdings Zweifel. Die Technologie würde die Liga immerhin rund vier Millionen Euro pro Saison kosten.
Kroos und Real ist Meisterschaft so gut wie sicher
Fest steht: Die Debatte rund um die Torlinientechnik wurde nun in Spanien neu entfacht. Für den FC Barcelona kommt die Diskussion zu spät.
Durch den Sieg ist Madrid die 36. spanische Meistertitel so gut wie sicher: Mit noch sechs verbleibenden Spieltagen beträgt Reals Vorsprung in der Tabelle elf Punkte.
Auch Xavi scheint in seinem letzten Jahr als Trainer nicht mehr an eine Meisterschaft seiner Mannschaft zu glauben: „Ich gratuliere ihnen. Sie haben nur ein Spiel verloren. Das ist eine außergewöhnliche Meisterschaft. Aber ich habe heute das Gefühl, dass es eine große Ungerechtigkeit ist.“