Als Ilkay Gündogan in der dritten Minute der Nachspielzeit per Foulelfmeter zum 2:1 für den FC Barcelona traf, saß Robert Lewandowski schon auf der Bank. Wieder einmal hatte der frühere Bayern-Torjäger nicht überzeugt und wurde in der 72. Minute ausgewechselt. Seine Bilanz stagniert bei einem Tor aus den vergangenen acht Spielen - und Trainer Xavi ist offenbar mit der Geduld am Ende.
“Lewandowski nicht mehr unantastbar“
„Lewandowski wurde heute ausgewechselt, weil wir Stürmer brauchten, die hinter der Abwehr angreifen können“, erklärte Xavi während der Pressekonferenz nach dem Spiel. Zu einer persönlichen Kritik an Lewandowskis Leistung ließ sich der Barca-Coach zwar nicht hinreißen, doch auch so war ersichtlich, dass der Nimbus des 35 Jahre alten Polen immer mehr bröckelt. Spaniens Sporttageszeitung Marca titelte entsprechend: „Lewandowski ist nicht mehr unantastbar!“
Das ist fast noch vorsichtig formuliert. Es sind nicht nur die ausbleibenden Tore wie beim Last-Minute-Sieg am Donnerstagabend bei UD Las Palmas, die Lewandowski vorgeworfen werden. Beim flexibel angelegten Spielstil der Katalanen wirkt der eher klassische Mittelstürmer immer mehr wie ein Fremdkörper. Hinzu kommt, dass Xavi auch von seinen Angreifern ein intensives Pressing fordert – und das ist, gelinde ausgedrückt, nicht gerade Lewandowskis Vorliebe.
Vitor Roque macht Lewandowski Druck
Mit Vitor Roque, der in Las Palmas in der 78. Minute eingewechselt wurde, hat Xavi zudem eine neue Alternative in der Offensive. Zwar vergab der 18 Jahre alte Brasilianer bei seinem Debüt zwei gute Gelegenheiten, deutete aber an, dass er zu einer internen Gefahr für Lewandowski werden kann.
Die neue interne Konkurrenz dürfte Lewandowski nicht unbedingt schmecken. Hinzu kommt, dass die notorisch hoch verschuldeten Katalanen den 35-Jährigen zu einem Gehaltsverzicht überreden wollen.
Nach Informationen des spanischen Radiosendern Cadena Ser soll das Nettogehalt des Polen laut Vertrag im dritten Vertragsjahr eigentlich von derzeit 13 Millionen Euro auf 16 Millionen Euro steigen. Dies will Barca nun verhindern – während der Klub im gleichen Atemzug 40 Millionen Euro für seinen designierten Nachfolger Vitor Roque bezahlt hat. Ein Schlag für Lewandowskis großes Ego - und wohl auch ein deutliches Zeichen für die Zukunft.
Ungeachtet aller Nebengeräusche will Lewandowski laut Berater Pini Zahavi in Barcelona bleiben. Der Vertrag bei seinem ausdrücklichen Wunschklub, für den er den FC Bayern im Sommer 2022 für eine Ablösesumme von 45 Millionen Euro mit aller Macht und reichlich Disharmonie verließ, läuft 2026 aus.
Lewandowski-Nachfolger? Pedri lässt aufhorchen
In München streuten sie unterdessen zuletzt Salz in Lewandowskis Wunde. Bayerns langjähriger CEO zeigte sich im dpa-Interview insbesondere von der „mannschaftlichen Spielweise“ von Harry Kane „beeindruckt“ – eine Qualität, die Lewandowski häufig abgesprochen wurde. Und Torwart-Legende Sepp Maier befand im SPORT1-Interview: „Kane ist deutlich wertvoller als Lewandowski.“
In Barcelona träumen sie derweil von einem anderen ganz großen Namen. „Für Barça würde ich Erling Haaland verpflichten“, sagte Lewandowskis Mitspieler Pedri im Twitch-Stream des spanischen Streamers Ibai Llanos und fachte damit die Träume der eigenen Anhänger an.
Pedri verwies zudem auf die Qualitäten von Haalands Sturmpartner bei Manchester City, Julian Alvarez. Zu Lewandowski befand er lapidar: „Er wird nicht bis 60 durchhalten können.“
Lewandowskis Götterdämmerung in Barcelona wirkt immer wahrscheinlicher. Die Frage scheint nur noch, wie schnell sie vollzogen wird.