Real Madrid und Jude Bellingham - das scheint einfach zu passen.
Bellingham, der Anti-Bale
Der Engländer, der in der Sommerpause für 103 Millionen Euro von Dortmund in die spanische Hauptstadt gewechselt war, steht bei Real nicht nur als Königstransfer des Sommers im Fokus der Öffentlichkeit.
Auch mit seiner Art begeistert der 20-Jährige das fußballverrückte Umfeld in Madrid. Im Verein und bei den Fans kommt Bellingham so gut an, dass er mit einer Menge Vorschusslorbeeren überschüttet wird.
Bellingham „ein bescheidener Mensch, aber mit Ehrgeiz“
Auch spanische Medien wie die Marca schwärmen von dem Ausnahmespieler. „Er ist zweifellos ein Star, der mit beiden Beinen auf dem Boden steht. Ein bescheidener Mensch, aber mit Ehrgeiz“, heißt es in der Sportzeitung.
Im Umfeld der Königlichen wird dabei besonders gewürdigt, dass der zentrale Mittelfeldspieler sich bemüht, sich sowohl ins Team als auch in der spanischen Hauptstadt zu integrieren.
England-Legende David Beckham, der von 2003 bis 2007 das Trikot der „Los Blancos“ trug, gab Bellingham dabei Tipps, die der 103-Millionen-Mann zu beherzigen scheint.
In einem Interview mit der Sports Illustrated sagte Beckham an den 20-Jährigen gerichtet: „Als erstes, lerne die Sprache. Amüsiere dich. Lerne deine Teamkollegen kennen und habe Spaß. Es ist Real Madrid.“ Beckham hatte sich nach Bekanntwerden des Wechsels privat bei seinem Landsmann gemeldet, um ihn zu beglückwünschen - und ihm offenbar auch seine Ratschläge mitgegeben.
Und tatsächlich ist Bellingham bereits fleißig dabei, Spanisch zu lernen - mittels Lern-App. „Ich habe es auf meinem Handy, ich habe im Moment eine gute kleine Serie“, erzählte er der Nachrichtenagentur PA. Er habe angefangen, es ernst zu nehmen. „Spanisch ist eine dieser Sprachen, bei denen man anfängt, Kleinigkeiten aufzuschnappen, wenn man sie hört“, so der Real-Star. Das passiere etwa bei Interviews im Fernsehen ganz natürlich.
Real Madrid: Teamkollegen lernen mit Bellingham Spanisch
Allzu viele Probleme erwartet er mit der spanischen Sprache nicht: „Es ist viel einfacher, als Deutsch zu lernen. In der Schule hatte ich Spanisch bis zur neunten Klasse, im Nachhinein hätte ich es natürlich besser weitergemacht.“
Auch seine Teamkollegen helfen Bellingham, sein Spanisch zu verbessern. In der Madrider Sportzeitung as verriet er: „Meine Teamkollegen sprechen gut Englisch und nach und nach spreche ich Spanisch. Es macht sehr viel Spaß.“ Seine „Lehrer“ im Team sind dabei Rechtsverteidiger Lucas Vázquez und Mittelfeld-Ass Brahim Díaz, mit denen sich Bellingham besonders gut versteht. Auch einige Schimpfwörter sollen ihm seine neuen Kollegen schon beigebracht haben, erzählte Bellingham.
Doch der 20-Jährige will nicht nur sein Spanisch verbessern. „Wenn ich die Gelegenheit habe, würde ich gerne einen Spaziergang durch die Stadt machen. Ich finde es wichtig, eine neue Kultur kennenzulernen und aufzusaugen. Ich möchte das Leben und das Training genießen“, sagte er.
Auch das wird in der Madrider Öffentlichkeit wohlwollend wahrgenommen - vor allem, da das alles andere als selbstverständlich zu sein scheint.
In der as war kürzlich zu lesen, dass Bellingham „durch sein Interesse überrascht, sich so schnell wie möglich zu integrieren“. Er sei weit davon entfernt, das klassische Profil eines britischen Spielers zu erfüllen, dem es schwer falle, sich an die spanische Sprache und Kultur anzupassen.
Gareth Bale konnte sich bei Real nie wirklich integrieren
Denn wegen seiner Herkunft und der Höhe der Ablösesumme wird besonders eine Parallele derzeit gerne gezogen: Jude Bellingham wird mit Ex-Real-Star Gareth Bale verglichen, der seine Zeit in Madrid gänzlich anders anging als der Ex-Dortmunder.
Bale, der als Waliser ebenfalls aus Großbritannien kommt, war 2013 für 101 Millionen Euro zu den Königlichen gewechselt, damals als erster Spieler überhaupt, der die magische 100er-Transfermarke knackte.
Zwar gewann der heute 34-Jährige in seiner Zeit unzählige Titel mit Real, darunter fünf Mal die Champions League, doch die Madrilenen wurden nie wirklich warm mit ihm. Da er in der Öffentlichkeit so gut wie nie Spanisch sprach, wurden ihm seine Sprachkenntnisse gänzlich abgesprochen.
Auch dass er sich nicht genug mit Real identifiziere, monierten damals viele Fans. Und der Waliser trug seinen Teil dazu bei: So trug er einst bei einem öffentlichen Auftritt eine Flagge mit der Aufschrift „Wales. Golf. Madrid. In that order“ (deutsch: “Wales. Golf. Madrid. In dieser Reihenfolge“) und grinste in die Kameras. Einmal meldete er sich vor dem Clásico gegen den FC Barcelona krank - nur um einen Tag später mit der walisischen Nationalelf zu trainieren.
Ist Bellingham ein Anti-Bale?
Mit seinem Wechsel zu Tottenham 2022 endete das Real-Kapitel für Bale zwar nach einer sportlich durchaus erfolgreichen Zeit - auf persönlicher Ebene aber war es ein großes Missverständnis geblieben.
Bellingham dürfte das nicht blühen. Sollte es auf dem Platz ähnlich gut laufen wie abseits des Spielfeldes, stehen die Zeichen gut, dass Bellingham eine große Zeit bei Real bevorsteht.