Zehn Jahre ist es her, dass der FC Malaga im Champions-League-Viertelfinale fast die große Sensation gegen Borussia Dortmund schaffte.
Traditionsklub von Scheich zerstört
Die Fans träumten davon, eine europäische Großmacht zu werden - nun verschwinden die „Boquerones“ nach dem Abstieg in die dritte Liga in der Bedeutungslosigkeit des spanischen Fußballs.
Die Geschichte des FC Malaga zeigt das Negativbeispiel eines ambitionierten Investors aus dem Nahen Osten, der einen Fußballverein regelrecht zerstörte.
Dabei sah die Zukunft an der andalusischen Hafenstadt zunächst vielversprechend aus. 2010 kaufte Scheich Abdullah Bin Nasser Al Thani, Mitglied der katarischen Königsfamilie und einer der reichsten Männer der Emirate, den FC Malaga für rund 36 Millionen Euro.
Scheich schickt 150 Millionen Euro nach Andalusien
Seine Berater schickte er mit 150 Millionen Euro nach Spanien. Zudem versprach er, Top-Stars zum Klub der Mittelklasse zu lotsen.
Die eigene Jugendakademie sollte der hoch angesehenen Talentschmiede des FC Barcelona (La Masia) Konkurrenz machen und obendrauf versprach Al Thani auch noch, ein neues Stadion zu bauen, in dem 65.000 Zuschauer die Spiele verfolgen könnten.
Die Saison 2010/11 beendete die Mannschaft von Trainer Manuel Pellegrini zwar nur auf Platz elf, danach kam es im Sommer jedoch zum großen Umbruch des gesamten Kaders.
Insgesamt verließen 14 Spieler den Verein, elf neue Spieler kamen. Knapp 60 Millionen Euro zahlte Malaga dabei für Stars wie Ruud van Nistelrooy, Isco, Santi Cazorla und Jeremy Toulalan.
Der Scheich zieht den Stecker
Schnell trugen die Investitionen die ersten Früchte. Die folgende Saison wurde zum bis dato größten Erfolg der Vereinsgeschichte.
Malaga schloss die Spielzeit auf Platz vier ab. In der Qualifikation zur Champions League setzte sich der Klub schließlich gegen Panathinaikos Athen durch. Eine ganze Stadt stand Kopf.
Doch der erste Tiefschlag kam prompt. Denn der Scheich gab überraschend bekannt, kein Geld mehr in den Verein stecken zu wollen. Es drohte der Totalabsturz.
Malaga entschied sich dazu, die Leistungsträger Cazorla und Nacho für rund 40 Millionen Euro zu verkaufen, um den finanziellen Ruin zu verhindern. Der Rest des Kaders musste enorme Gehaltseinbußen einstecken.
Malagas Trauma in Dortmund
Die Millionen aus der Champions League galten als Rettungsanker.
Pellegrini schaffte es dort, mit einer qualitativ stark limitierten Mannschaft, das Viertelfinale der Champions League zu erreichen. Dort trafen die Andalusier auf Borussia Dortmund. Der BVB hatte unter Trainer Jürgen Klopp zweimal in Folge die deutsche Meisterschaft gewonnen. Es sollte zu einer der verrücktesten Geschichten der jüngeren Vergangenheit kommen.
Nach dem 0:0 im Hinspiel in Spanien ging Malaga in Dortmund durch Eliseu in der 82. Minute mit 2:1 in Führung. Das Halbfinale schien schon perfekt. Doch innerhalb der letzten drei Minuten der Nachspielzeit erzielte der BVB noch zwei Tore.
Malagas Traum war jäh geplatzt - Al Thani sprach wegen des irregulären Siegtors noch sieben Jahre danach von einem „schwarzen Tag des Weltfußballs“ und forderte allen Ernstes „die Eröffnung einer internationalen Untersuchung“ des Spiels.
Der Abstieg des Traditionsvereins schreitet voran
In der Liga beendete die Mannschaft von Pellegrini die Saison auf Platz sechs. Ein weiteres Jahr Europa, dieses Mal die Europa League, wartete auf Malaga.
Allerdings meldete sich die UEFA zu Wort. Malaga wurde mit einer einjährigen internationale Sperre wegen der Verletzung des Financial Fair Play belegt.
2015 kam der nächste Skandal ans Licht. Der damalige Generaldirektor Vicente Casado Salgado und Vizepräsident Moayad Shatat hatten sich zwischen 2013 und 2015 zwei Jahre lang große Bonuszahlungen zugeschoben.
Dafür verkaufte das Duo Spielerrechte und Vereinsanteile an Investoren.
Scheich taucht wieder auf
Urplötzlich kreuzte Scheich Al Thani wieder auf. 2016 reiste er mit der Frauenmannschaft zu den Auswärtsspielen, sah sich Begegnungen der Jugendmannschaften an und hielt Ansprachen in der Kabine.
Im hauseigenen Fernsehsender unterstrich der Scheich seine Verbundenheit mit dem Klub und schwang große Worte: „Es ist nicht nur ein Team, es ist mein Leben. Wir hoffen, bald an der Spitze der Liga zu stehen. Es gibt eine neue Strategie.“
Diese große Ankündigung umfasste jedoch keine finanzielle Unterstützung. Im Gegenteil, es ging bergab: 2017/18 folgte der Abstieg in die zweite Liga.
Auch Bernd Schuster scheitert
„Sie haben uns weisgemacht, dass der Verein größer werden würde, als die Fans es jemals erahnen durften. Aber das ganze Projekt ist wie ein Kartenhaus ohne solide Fundamente in sich zusammengefallen“, hieß es in einem Brief der Fangemeinde im Januar 2018, in dem der Rücktritt des Scheichs gefordert wurde.
In der Saison 2018/19 stand Malaga immerhin kurz vor dem Wiederaufstieg, doch die Aufstiegsplayoffs gegen Deportivo La Coruna gingen verloren.
Aus dem einst soliden Klub aus Andalusien wurde ein Chaos-Klub, wo bekannte Persönlichkeiten der Reihe nach scheiterten. Dazu gehörte auch Bernd Schuster als Trainer.
Es gab nur eine Konstante: Al Thani. Doch der Scheich war vor allem in Skandale verstrickt, es gab Bereicherungs-Vorwürfe, offene juristische Verfahren. Im Februar 2020 wurde ihm per Gerichtsbeschluss die Vereinsführung entzogen. Bis heute ist aber ungeklärt, was genau mit seinen Anteilen passiert.
„Es gibt offene Verfahren gegen Al Thani, die sind das große Problem Málagas. Solange diese nicht geklärt sind, kann kein neuer Investor einsteigen“, sagte Sportjournalist Fabian Pakulat vom deutschsprachigen Portal „Costa del Sol Online“ bei Transfermarkt.de..
Der bisherige Tiefpunkt wurde in dieser Saison erreicht: Malaga stieg sang- und klanglos in die dritte Liga ab.
Fast wäre George Clooney eingestiegen
Es hätte alles ganz anders, besser laufen können.
Sogar George Clooney stand vor drei Jahren vor einem Einstieg als Investor, das bestätigte die Hollywood-Berühmtheit vor einem Jahr.
Doch es gibt noch Hoffnung!
In Malaga, einer der größten Städte Spaniens, gebe es „beste Voraussetzungen, hier wieder was aufzubauen, deswegen ist die Nachfrage bei Investoren ganz groß“, meinte Pakulat: „Es ist eigentlich alles da, aber du musst es gut managen – und das wurde in den letzten Jahren nicht gemacht.“
Und Hilfe könnte von PSG-Boss Nasser Al-Khelaifi kommen - dieser hatte im März sein Interesse am FC Malaga bekundet.
„Wir suchen nach Möglichkeiten“, sagte der 49-Jährige der Marca und schwärmte: „Es ist ein fantastischer Klub, der sich gerade in einer schwierigen Situation befindet. Wenn es eine Möglichkeit gibt, warum nicht?“