Es ist nicht nur ein Kindheitstraum, der für Ilkay Gündogan in Erfüllung geht. Der Wechsel des Champions-League-Siegers zum FC Barcelona ist auch die große Wiedervereinigung eines Traum-Duos.
Ein Traum-Duo für Barca
Gündogan wird ab dem Sommer wieder mit Barcas Stürmer-Star Robert Lewandowski auf dem Feld stehen. Die beiden spielten zwischen 2011 und 2014 gemeinsam bei Borussia Dortmund, sind bis heute miteinander befreundet.
Wie SPORT1 erfuhr, leistete der Pole auch die entscheidende Überzeugungsarbeit, um Gündogan von einem Wechsel nach Barcelona zu überzeugen. Nach dem Spiel zwischen Deutschland und Polen vor einer Woche schnappte der 34-Jährige sich seinen Kumpel, um ihm mit Nachdruck klar zu machen, dass er zu Barca kommen müsse. Über die letzten Monate hatten die beiden auch viel miteinander geschrieben.
Gündogan und Lewandowski gewannen mit dem BVB das Double
In der Hauptstadt Kataloniens kommen „Ily“ und „Lewa“ nach neun Jahren wieder zusammen - beide inzwischen als Weltstars. Mit Barca wollen sie dabei noch erfolgreicher sein als in ihrer gemeinsamen Zeit in Dortmund, an welche die BVB-Fans wehmütig zurückdenken dürften.
Zusammen mit anderen Klub-Größen wie Roman Weidenfeller, Sebastian Kehl, Mats Hummels oder Kevin Großkreutz prägten Lewandowski und Gündogan die erfolgreichste Ära des BVB in den vergangenen 25 Jahren.
2012 gewannen die beiden Ex-Dortmunder mit dem Klub das Double aus Meisterschaft und DFB-Pokal, im Sommer 2013 standen sie gemeinsam im deutschen Champions-League-Finale gegen den FC Bayern in Wembley - ein riesiger Erfolg für den BVB, auch wenn es am Ende nicht zum Titel reichte.
Das Duo stand in insgesamt 77 Pflichtspielen gemeinsam auf dem Feld. In diesen Partien holten die Dortmunder durchschnittlich 2,13 Punkte - ein Wert, der sich mehr als sehen lässt! Zum Vergleich: In der abgelaufenen Bundesliga-Saison reichte dem FC Bayern in der Bundesliga ein Punkteschnitt von 2,09 aus, um den Meistertitel zu holen.
Final-Elfmeter: Lewandowski „wirkte irgendwie zögerlich“
Schon damals zeigte sich, dass die beiden auf dem Platz miteinander harmonieren - und im Stande sind, Außergewöhnliches zu leisten. Lewandowski verzückte die Fußballwelt als er Real Madrid mit seinen vier Toren im Halbfinal-Hinspiel der Königsklasse 2013 praktisch im Alleingang erledigte.
Und Gündogan sprang für Lewandowski ein, als der kurz darauf in einem der wichtigsten Momente Nerven zeigte: Im CL-Finale foulte Bayern-Verteidiger Dante BVB-Star Marco Reus im Strafraum beim Stand von 1:0 für die Bayern - Strafstoß! BVB-Elfmeterschütze Nummer eins zu diesem Zeitpunkt: Robert Lewandowski.
Doch der schoss den fälligen Elfmeter nicht. Sondern Gündogan griff sich den Ball.
Der gebürtige Gelsenkirchener erklärte später, warum er die Verantwortung übernahm: „Lewandowski war damals eigentlich unser vorgesehener Elfmeterschütze, klar. Ich dachte, er wirkte irgendwie zögerlich. Robert stand damals wahrscheinlich kurz vor dem Wechsel zu Bayern, und ich weiß nicht, ob ihn das irgendwie beeinflusst hat“, schilderte er den Moment im Interview mit Goal. „Ich war in Topform und nahm einfach den Ball und sagte ‚Okay Jungs, ich schieße‘.“
FC Barcelona: andere Vorzeichen für das Traum-Duo
Es zahlte sich aus. Er verwandelte sicher gegen Bayern-Keeper Manuel Neuer zum zwischenzeitlichen 1:1 - auch wenn die Bayern am Ende das Finale für sich entschieden.
Beim BVB war dem Duo Lewandowski-Gündogan kein internationaler Erfolg vergönnt. Beim FC Barcelona wollen die beiden nun aber wohl den ganz großen Coup landen.
Die Vorzeichen sind jedenfalls ganz andere als damals - schließlich galt Gündogan in Dortmunder Zeiten lange nicht als internationaler Top-Star.
Nachdem er 2011 vom 1. FC Nürnberg zum BVB wechselte, hatte er einen schweren Start. Dortmunds Kult-Coach Jürgen Klopp setzte Gündogan zeitweise sogar auf die Bank.
Guardiola wollte Gündogan bei ManCity halten
Doch schon schnell wurde er stärker, stieg zum Stammspieler in Dortmund auf. Trotz sehr guter Leistungen blieb der heute 32-Jährige immer etwas im Schatten der auffälligeren Spieler zurück - seien es WM-Held Mario Götze, Marco Reus, oder zwischenzeitlich auch Pierre-Emerick Aubameyang und Henrikh Mkhitaryan.
Allesamt Spieler, die Gündogan in den darauffolgenden Jahren mit seinen Erfolgen in den Schatten stellen sollte.
Nach seiner Dortmunder Zeit ging es mit der Karriere des deutschen Nationalspielers steil bergauf. Seit dem Wechsel zu Manchester City 2016 gewann der 32-Jährige mit den Engländern fünf Meisterschaften, zweimal den FA Cup - und krönte sich zuletzt mit dem Champions-League-Titel. Über die Jahre entwickelte er sich zum Kapitän der Citizens, zum Taktgeber und Herz im Ballbesitzfußball seines Trainers Pep Guardiola, der Gündogan unbedingt in Manchester halten wollte.
Der zentrale Mittelfeldspieler ist in der absoluten Weltklasse angekommen. In einer Reihe mit Spielern also, zu denen Kumpel Lewandowski bereits seit ein paar Jahren gehört. Die Laufbahn des Polen ist schon jetzt Geschichte: Wechsel zum FC Bayern 2014, Abo-Meister und Serien-Torschützenkönig, Champions-League-Sieger 2020, historischer Torrekord in der Bundesliga, Weltfußballer.
Gündogan: Lewandowski „bester Stürmer der Welt“
Gündogan schwärmte bereits 2020 in höchsten Tönen von seinem ehemaligen Teamkollegen. „Es war eine Riesenfreunde, mit ihm zusammenzuspielen. Er hat noch einmal eine extreme Entwicklung gemacht. Technisch war er immer versiert, nun hat er auch noch die nötige Kaltschnäuzigkeit. Die Art und Weise, wie er die Tore erzielt, ist phänomenal“, sagte er bei DAZN. Und adelte den Polen schließlich: „Für mich der derzeit beste, kompletteste Stürmer auf der Welt.“
Vor dem Abgang Lewandowskis beim FC Bayern vor einem Jahr zeigte Gündogan im SPORT1-Interview Verständnis für die Wechsel-Absichten seines Freundes: „Wenn man so lange in einem Land und einer Liga spielt wie er, ist es völlig legitim, dass man sich vielleicht Gedanken macht. Er hat jetzt alles gewonnen, was man im Vereinsfußball gewinnen kann“, sagte er damals. Lewandowski sei trotz seines Alters in einer „unfassbaren körperlichen Verfassung“, werde aber nicht jünger. „Das bedeutet, dass man sich auch überlegen muss, was man in seiner Karriere noch machen möchte.“
Die Worte von damals könnten gar nicht besser zu der Situation passen, in der sich Gündogans nun vor dem Wechsel selbst wiederfand. Und auch er entschied sich wie Lewandowski.
In Barcelona kommt das Traum-Duo nun also wieder zusammen. Gündogan hat in den vergangenen sieben Jahren 304 Pflichtspiele für ManCity absolviert, dabei 100 Scorerpunkte gesammelt (60 Tore, 40 Vorlagen). Lewandowski ist - trotz schwächerer Zahlen als beim FC Bayern - immer noch ein Top-Star im Sturm. In dieser Saison kam er in 48 Pflichtspielen auf 33 Tore und 8 Vorlagen für den FC Barcelona, gewann mit dem Klub die Meisterschaft.
Beide sind zwar nicht mehr die jüngsten Spieler. Wenn sie die Harmonie aus Dortmunder Zeiten aber wieder aufleben lassen können, sollte Barca eine Saison bevorstehen, in der alles möglich ist.