Real Madrid hat nach dem Champions-League-Aus den nächsten Nackenschlag kassiert. Beim abstiegsbedrohten FC Valencia verlor die Elf von Trainer Carlo Ancelotti mit 0:1, aber das Ergebnis wurde zur Nebensache.
Vinicius-Eklat: Real-Stars fassungslos
Der Grund: Vinicius Junior wurde erneut Opfer eines Rassismus-Eklats in La Liga.
Wenige Stunden nach dem Spiel machte Vinicius seinem Ärger Luft: „Das war nicht das erste Mal, nicht das zweite und nicht das dritte Mal“, klagte Vinicius bei Twitter.
Vinicius wütet: „Rassismus in La Liga normal“
„Rassismus ist in La Liga normal. Die Konkurrenz hält es für normal, der Verband hält es auch für normal und die Gegner fördern es. Ich bedauere das sehr. Die Meisterschaft, die einst Ronaldinho, Ronaldo, Cristiano und Messi gehörte, gehört jetzt den Rassisten.“ In Brasilien sei Spanien „als ein Land der Rassisten bekannt“, schrieb er weiter.
„Das Problem besteht ja schon ein bisschen länger“, erklärte Toni Kroos. „In dem Ausmaß von heute war es natürlich sehr viel. Es ist schon ein Unterschied, ob jemand ausgebuht oder gefoult wird oder ob man rassistisch beleidigt wird.“
Völlig bedient war auch Carlo Ancelotti: „Solche Vorfälle gab es schon oft, aber so wie heute? Das ist noch nie passiert. Die spanische Liga hat ein ernsthaftes Problem und das ist nicht Vinicius. Was man tun muss? Ich bin nicht der Richtige, um das zu beurteilen, aber so kann kein Fußball gespielt werden.“
Er habe „sowas noch nie erlebt. Ich habe noch nie erlebt, dass das ganze Stadion einen Spieler rassistisch beleidigt.“
Mehrmals betonte der italienische Trainer: „Wir hätten einfach aufhören und nach Hause fahren müssen.“
Courtois: „Das darf man nicht tolerieren“
Für Reals Torhüter Thibaut Courtois ist die Grenze längt überschritten: „Der Fußball hat sich dahin entwickelt, ins Stadion zu gehen und die Leute zu beschimpfen statt anzufeuern. Das darf man nicht tolerieren.“
Für Lucas Vázquez rückte der Fußball „in den Hintergrund. Wir haben etwas erlebt, das schwer zu erklären ist. Dass es weiterhin Rassismus in den Stadien gibt, ist inakzeptabel. Da müssen Maßnahmen ergriffen werden.“
Auch Dani Ceballos war einfach nur fassungslos: „Es ist nichts Neues. Vinicius wird in fast allen Stadien nicht der nötige Respekt zuteil. Er ist ein Aushängeschild dieser Liga und des Fußballs, wir müssen ihn schützen. Ich weiß nicht, wohin das Ganze führt. Es ist eine Schande, dass es soweit gekommen ist.“
Rudelbildung um Vinicius Jr.
Doch was war überhaupt passiert? In der 69. Minute dribbelte Vinicius in gewohnter Manier mit Ball am Fuß an Gegenspieler Dimitri Foulquier vorbei in Richtung Torauslinie. Plötzlich flog ein zweiter Ball, der sich im Valencia-Stafraum befand, in Richtung Vinicius und beförderte den eigentlichen Spielball ins Aus.
Verteidiger Eray Cömert hatte den zweiten Ball absichtlich in Richtung Vinicius geschossen und zielsicher das Original-Spielgerät getroffen.
Als Schiedsrichter Ricardo de Burgos entschied, rauszugehen und sich die Szene am Bildschirm anzuschauen, kam es zum Eklat. Er wurde rassistisch beleidigt.
Der 22-Jährige reagierte emotional und fing an, den Schiedsrichter und die Gegenspieler darauf aufmerksam zu machen. Auch seine Mitspieler konfrontierten die Zuschauer und versuchten, den Übeltäter zu identifizieren.
Nationalspieler Antonio Rüdiger nahm den aufgebrachten Vinicius derweil zur Seite.
Rudelbildung und Vinicius-Rot bei Real-Pleite
Von den Rängen flogen unzählige Gegenstände aufs Spielfeld, darunter zahlreiche Feuerzeuge. Es kam zu einer minutenlangen Rudelbildung zwischen beiden Teams. Im Anschluss versuchte Real-Trainer Ancelotti, auf den Brasilianer einzureden.
Es ist nicht das erste Mal, dass der Flügelstürmer sich mutmaßlichen rassistischen Anfeindungen ausgesetzt sieht. Die Liga hatte zuletzt auch Vinicius selbst in Pflicht genommen.
Das Spiel wurde nach viele Diskussionen und insgesamt neunminütiger Unterbrechung mit dem Freistoß am Strafraumrand fortgeführt. Zu allem Überfluss sah Vinicius in der 17-minütigen Nachspielzeit noch glatt Rot nach einer Tätlichkeit (90.+7).