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La Liga: Barcelona sprengt alle moralischen Grenzen - Kommentar von Pit Gottschalk

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La Liga: Barcelona sprengt alle moralischen Grenzen - Kommentar von Pit Gottschalk

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Barca sprengt moralische Grenzen

Einerseits trotz astronomischer Schulden weitere Millionen-Transfers zulassen, andererseits gegen PSG und City klagen. Das passt nicht zusammen, findet SPORT1-Chefredakteur Pit Gottschalk.
Der FC Barcelona bekommt frisches Geld. Die Mitglieder stimmen den Anträgen zu, die auch den Transfer von Robert Lewandowski beeinflussen könnten.
Pit Gottschalk
Einerseits trotz astronomischer Schulden weitere Millionen-Transfers zulassen, andererseits gegen PSG und City klagen. Das passt nicht zusammen, findet SPORT1-Chefredakteur Pit Gottschalk.

Wikipedia liefert eine anschauliche Erklärung dafür, was die deutsche Redewendung „das kommt mir spanisch vor“ bedeutet.

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Die Deutung schwankt zwischen „unverständlich“ und „seltsam“, was im Fall von Real Madrid und FC Barcelona Wohlwollen zum Ausdruck bringt. Vermutlich wissen beide Klubs nicht, was die Deutschen von ihnen wollen. In ihrer Sprache heißt die Phrase: „esto me suena a chino“ - das kommt mir chinesisch vor. Darin liegt wohl der aktuelle Ärger über die spanische Liga begründet: Die Selbstwahrnehmung in Spanien vernebelt die Realität. Doch der Reihe nach.

Die Nachricht, die Spaniens Profifußball unter der Woche verbreitete, klang schon in ihrer Nüchternheit wie eine Kampfansage. „Die spanische Fußball-Liga hat beim europäischen Verband UEFA eine Beschwerde gegen den französischen Meister Paris Saint-Germain wegen Verstoßes gegen das Financial Fairplay eingereicht“, zitiert zum Beispiel die ARD-Tagesschau die Pressemitteilung aus Spanien. „Eine ähnliche Beschwerde habe man im April bereits gegen Manchester City vorgelegt, teilte die LaLiga am Mittwoch mit.“ (NEWS: Alle aktuellen Infos zu La Liga)

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Barcelona verkauft sein Tafelsilber

Die spanische Profiliga „La Liga“ und im selben Satzbau Klagen gegen Fairplay-Verstöße? Das wirkt schon beim Lesen skurril und schizophren. Den zwei spanischen Topvereinen Real Madrid und FC Barcelona werden Schulden zwischen 1,3 Milliarden und 900 Millionen Euro nachgesagt. Beide Klubs kämpfen verzweifelt um die Einführung der Super League, um neue Geldquellen zu erschließen und Verbindlichkeiten nachzukommen. Über Jahre haben sie über ihre Verhältnisse gelebt und kauften munter Spieler, die sie sich nicht leisten konnten. Und sie hören nicht auf.

Für Bayern-Torjäger Robert Lewandowski sprengte Barcelona am Donnerstag alle moralischen und wirtschaftlichen Grenzen. Der fünfmalige Champions-League-Sieger verhökert Anteile an der Tochterfirma „Barca Licencing & Merchandising“, damit frisches Geld in die Kassen kommt, und ließ sich den Verkauf des Tafelsilbers mehrheitlich von der Mitgliederversammlung abnicken. Schuldenabbau? Nicht im Selbstverständnis der Katalanen. Die Verlockung, dass der alternde Lewandowski (bald 34) den verblassten Glanz im Camp Nou erneuert, vertreibt alle Skepsis.

Man kann das so machen, richtig. Aber gleichzeitig den Transfer- und Gehälterwahnsinn in Frankreich und England geißeln? Für La Liga ist das kein Widerspruch. Bei Manchester City und PSG sieht der spanische Liga-Verband „das Ökosystem und die Nachhaltigkeit des Fußballs“ gefährdet und fordert von der UEFA Sanktionen gegen die unkontrollierten Geldströme aus Abu Dhabi und Katar. Die Vorwürfe sind nicht neu. Die UEFA hatte Manchester City schon 2020 wegen der Alimentierung aus dem Mittleren Osten zu zwei Jahren Europacup-Sperre verdonnert.

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Aus Spanien dürfen keine Klagen kommen

Der Sportgerichtshof CAS hob die Sperre auf, reduzierte die Geldstrafe von 30 auf 10 Millionen Euro und ebnete City-Trainer Pep Guardiola den Weg ins Champions-League-Finale 2021. Der Fall schreckte PSG-Mäzen Nasser Al-Khelaifi keinesfalls ab. Er überredete seinen Weltmeister und Toptorjäger Kylian Mbappé im Frühjahr angeblich mit 300 Millionen Euro Handgeld zum Bleiben. La Liga hat schon recht: So geht das seit Jahren bar jeder Vernunft - gegen dieses Geschäftsgebaren haben sogar die Größenwahnsinnigen aus Barcelona und Madrid keine Chance mehr.

In den fünf Jahren seit 2017 hat Manchester City ein Transferminus von 523,5 Mio, Euro hingelegt, Paris Saint-Germain immerhin eines von 452,8 Mio. Euro. Dazu kommen Jahresgehälter, Handgelder, Beraterverträge, Leistungsprämien. Weder TV-Erlöse noch Stadioneinnahmen kompensieren die staatlich subventionierte Geldverbrennung. Dass man nur ausgeben darf, was man eingenommen hat, bleibt ein frommer Wunsch bei der UEFA. Bisher blieb die Konsequenz aus. Man zeigt den Übeltätern ständig die Gelbe Karte und schickt trotzdem keinen vom Feld.

Von jedem europäischen Topklub dürften Klagen kommen. Nur eben nicht aus Spanien. Der hochverschuldete FC Barcelona verbrannte in fünf Jahren eine Viertelmilliarde, weil er sich bei Transfers wie Dembélé, Coutinho und Griezmann komplett verhob. Der letzte Gewinn des Henkeltopfs liegt jetzt auch schon sieben Jahre zurück. Real Madrid, so viel sei zugestanden, hat seitdem viermal die Königsklasse gewonnen. Vielleicht liegt darin der eigentliche Trost für La Liga: City und PSG warten trotz Milliardenhilfe noch immer auf den ersten Champions-League-Triumph.

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