Drei Monate wird Sergio Agüero dem FC Barcelona fehlen. Mindestens drei Monate.
Eine Krankheit als Schreckgespenst des Fußballs
Eine weitere Hiobsbotschaft für den ohnehin schwer gebeutelten spanischen Top-Klub - angesichts des Ausfallgrunds aber vor allem eine beunruhigende Nachricht für den 33 Jahre alten Stürmer, der erst vor der Saison von Manchester City zu den Katalanen gewechselt war.
Der Barca-Star war am Samstag beim 1:1 gegen Deportivo Alavés mit Atemproblemen ausgewechselt und ins Krankenhaus eingeliefert worden. Zudem hatte er sich an die Brust gefasst.
Nun wird er von einem Kardiologen aufgrund von Herzproblemen behandelt.
„Mir geht es gut und ich blicke dem Reha-Prozess frohen Mutes entgegen. Ich will euch allen für die vielen Nachrichten danken - die Zuneigung macht mein Herz heute stärker“, schrieb der Argentinier bei Instagram.
Eriksen kollabierte nach Herzstillstand
Es ist der nächste Fall eines Fußball-Profis, der mit dem Organ große Probleme hat.
Erst bei der EM hatte das Schicksal von Christian Eriksen die Sportwelt in einen Schock versetzt. Der Däne war im Spiel gegen Finnland nach einem Herzstillstand kollabiert. Der Star kam aber wenig später wieder zu Bewusstsein und kann seine Karriere nun sogar mit eingebautem Defibrillator fortsetzen.
Doch mehrere von Eriksens Kollegen hatten weniger Glück.
Cheikh Tioté, langjähriger Profi in der Premier League für Newcastle United, brach 2017 im Training bei Beijing Enterprises zusammen und verstarb wenig später im Krankenhaus. Auch sein Herz hatte aufgehört zu schlagen.
Astori starb an Herzversagen
Im März 2018 wurde der italienische Nationalspieler Davide Astori im Alter von 31 Jahren leblos in seinem Hotelzimmer aufgefunden. Der Kapitän vom AC Florenz hatte einen Herzstillstand.
Besonders in Erinnerung ist vielen Fußballfans der Tod von Marc-Vivien Foé: 2003 kam der Kameruner auf dem Feld ums Leben und kollabierte nach Herzversagen - vor laufenden Kameras.
Auch der FC Sevilla trauerte bereits um einen seiner Stars. 2007 hatte Antonio Puerta einen Kollaps auf dem Feld erlitten und kämpfte danach drei Tage um sein Leben - am Ende vergeblich.
Nur zwei Tage nach dem Agüero-Vorfall musste übrigens auch in Norwegen ein Spiel abgebrochen werden. Emil Pálsson hatte im Trikot des Sogndal IL einen Herzstillstand erlitten und wurde wiederbelebt.
Khedira und Coman hatten Herz-Eingriffe
Und auch in Deutschland gab es bereits einige Dramen nach Herzproblemen bei Profis.
Daniel Engelbrecht hatte nach einer verschleppten Erkältung eine Herzmuskelentzündung und brach im Dress der Stuttgarter Kickers bei einem Drittliga-Spiel im Jahr 2013 zusammen. Er wurde reanimiert und wurde der erste Profi in Deutschland, der mit einem eingebauten Defibrillator spielte.
Nationalspieler Sami Khedira plagten bei Juventus Turin im Jahr 2019 Herzrhythmusstörungen. Er wurde operiert und konnte noch bis zum Sommer 2021 seine Karriere fortsetzen.
Gibt es zu wenig Herz-Untersuchungen?
Auch Bayern-Star Kingsley Coman musste im September aussetzen und sich aufgrund leichter Herzrhythmusstörungen einer Herz-OP unterziehen. Mittlerweile spielt der Franzose aber wieder.
Doch wieso gibt es ausgerechnet im Profi-Fußball immer wieder diese Probleme mit Herzerkrankungen?
„Auch die beste Screening-Untersuchung ist nicht perfekt, sodass dennoch solche Dinge passieren können. Deshalb gibt es dann die zweite Linie der Vorbeugung und das ist die Präsenz der Notärzte am Spielfeldrand“, verteidigte DFB-Arzt Tim Meyer das Vorsorgesystem im Profifußball nach dem Kollaps von Eriksen.
Doch nicht alle Ärzte sehen das so.
„Im Fußball wird nur auf Intensität trainiert, dann sind die armen Leute mit 40 oder 45 Jahren schwerkrank, auch wenn sie nicht tot umfallen“, klagte Ivica Jukic, Kardiologe und langjähriger Sportmediziner aus Wien, 2019 im Standard an.
Arzt klagte Fußball-Vereine an
Der Mediziner vermisste damals die Überwachung bei den Profis: „Die Kontrollen sind in den letzten Jahren, seitdem sich die Todesfälle gehäuft haben, besser geworden, aber es ist noch bei weitem nicht ausreichend. Regelmäßige Herzuntersuchungen während der Saison gibt es nicht, weil das nicht vorgeschrieben ist.“
Zudem bemängelte er, dass das Training falsch geplant sei. Stars würden immer wieder über Grenzen gehen, zu wenig regenerieren und kaum Grundlagenausdauer trainieren. Er wies damals zudem darauf hin, dass auch verschleppte Erkältungen nach zu früher Rückkehr auf den Platz bereits schwerwiegende Folgen haben können.
Prominente Vorfälle wie nun bei Agüero führen hoffentlich dazu, dass die Vereine künftig noch genauer hinschauen.