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König von Real Madrid: Fünf Jahre nach dem Tod von Alfredo Di Stéfano

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König von Real Madrid: Fünf Jahre nach dem Tod von Alfredo Di Stéfano

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Für immer König von Madrid

Er hat den Mythos Real Madrid begründet: Alleskönner Alfredo Di Stéfano holte unzählige Titel. Die Fans verehren ihn auch fünf Jahre nach seinem Tod. Eine Hommage.
Alfredo Di Stéfano (r.) war bis ins hohe Alter regelmäßig bei seinen Real-Erben wie Raúl (l.) zu Gast
Alfredo Di Stéfano (r.) war bis ins hohe Alter regelmäßig bei seinen Real-Erben wie Raúl (l.) zu Gast
© Getty Images
Julian Ignatowitsch
Er hat den Mythos Real Madrid begründet: Alleskönner Alfredo Di Stéfano holte unzählige Titel. Die Fans verehren ihn auch fünf Jahre nach seinem Tod. Eine Hommage.

Als die Anhänger von Real Madrid vor eineinhalb Jahren in der Sportzeitung AS mal wieder gefragt wurden, wer der größte Spieler ihres Vereins sei, war das Ergebnis eindeutig: Fast 62 Prozent votierten für Alfredo Di Stéfano, nur 38 Prozent für Cristiano Ronaldo (und Ronaldo spielte damals noch für Madrid).

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Natürlich sind Fußballer-Vergleiche über die Jahrzehnte hinweg schwierig - und auch nur bedingt sinnvoll. Die Abstimmung verrät trotzdem viel über Di Stéfanos riesige Popularität, sein Standing in Madrid und seine fußballerische Einmaligkeit.

Di Stéfano, der Klubheilige, gewann in elf Jahren bei Real Madrid zwischen 1953 und 1964 acht spanische Meistertitel, den spanischen Pokal, den Weltpokal und fünf Mal in Folge den Europapokal der Landesmeister. Bis heute unerreicht!

Dabei wurde er fünf Mal Torschützenkönig, traf in 396 Spielen 307 Mal und etablierte eine Spielweise zwischen Schnelligkeit, Robustheit und Kontrolle, die es bis dahin in Europa nicht gab. 

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Multitalent auf dem ganzen Platz

Di Stéfano spielte in Madrid sämtliche zentrale Positionen: Mittelstürmer, hängender Stürmer, Zehner, Achter, Sechser, Libero. Meistens aber spielte er alles gleichzeitig. Sein Teamkollege Miguel Munoz sagte über Di Stéfano: "Das Großartige war, dass man mit ihm im Team auf jeder Position zwei Spieler hatte."

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Wenn man so will, war Di Stéfano also nicht nur ein Cristiano Ronaldo, mit dem er aufgrund seiner Torgefährlichkeit, seines Antritts und seiner Physis immer wieder verglichen wird. Er war dazu auch ein Luka Modric, der ein Spiel aus dem Zentrum heraus mit seinen Pässen lenkte, beschleunigte und beruhigte. Und ein Sergio Ramos, der mit seiner Präsenz und Führungspersönlichkeit, manchmal auch mit Härte, Eindruck beim Gegner machte.

Di Stéfano war ein Alleskönner.

"Der kompletteste Spieler, den ich je gesehen habe", schilderte der frühere Bundestrainer Sepp Herberger. Er war prägend für alle, die nach ihm kamen: Ob Beckenbauer, Pelé, Cruyff oder nun Messi und Ronaldo.

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Dazu war Di Stéfano ein echter Teamplayer. Als noch zu seinen Lebzeiten eine Bronzestatue von ihm enthüllt wurde, war er beschämt und sagte: "Wenn ich könnte, würde ich die Ehrung in Teile schneiden und unter meinen Veteranen verteilen." Ob Ronaldo je von dieser Anekdote gehört hat?

Real sticht Barcelona aus

Geboren (*1926) und aufgewachsen, auch fußballerisch, ist Di Stéfano in Südamerika, in Buenos Aires. Der Argentinier lernte das Fußballspielen - eher zufällig - beim Traditionsklub River Plate.

Er wurde kurz nach dem Zweiten Weltkrieg Teil der legendären "Maschine" ("La Máquina"), einer perfekt funktionierenden Mannschaft, die mit ihrem direkten und schnellen Offensivfußball die meisten Gegner beherrschte. Eben wie eine Maschine. Angreifer Adolfo Pedernera, den er dort sukzessive ablöste, war für Di Stéfano immer Vorbild und "der beste Spieler, den ich jemals sah".

Über den Umweg Kolumbien, wo er mit dem finanzstarken Hauptstadtklub CD Los Millonarios ebenfalls sehr erfolgreich war, brachte Di Stéfano den "Maschinen"-Fußball schließlich nach Europa - in die "Fabrik", so nannte er die Stätte von Real Madrid.

Eigentlich hatte er schon die ersten Testspiele im Trikot des FC Barcelona bestritten, der für ihn eine Rekordablöse von umgerechnet mehr als 200.000 Euro gezahlt hatte. Doch weil plötzlich auch Real-Präsident Santiago Bernabéu auf ihn aufmerksam wurde und Barcelona im Transferpoker mit einer Gesamtsumme von fast 300.000 Euro ausstach, landete er in der Hauptstadt. Barcelona machte dafür später auch die faschistische Franco-Regierung verantwortlich.

Schach mit seinen Entführern

So oder so, in Madrid begann unter dem "blonden Pfeil", so sein Spitzname, die erfolgreichste Ära der Vereinsgeschichte, die bis heute den Mythos der Königlichen begründet. Das weiße Ballett verzauberte Fans und Gegner mit direktem Kurzpassspiel, dynamischen Einzelaktionen und flexiblem Positionsspiel. Es war die Geburt des modernen Fußballs.

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Neben Di Stéfano spielten der Ungar Ferenc Puskás, der Spanier Francisco Gento oder der Franzose Raymond Kopa. Der Höhepunkt war das Europapokal-Finale 1960, das Real Madrid mit 7:3 gegen Eintracht Frankfurt gewann. Es gilt noch heute als eines der besten Fußball-Spiele aller Zeiten.

Di Stéfano war damals weltweit so bekannt, dass eine Rebellengruppe in Venezuela ihn entführte, um ihre Anliegen publik zu machen. Sie behandelten ihn gut, ließen ihn schnell wieder frei. Später hieß es, er hätte mit seinen Entführern Karten und Schach gespielt.

Dass Di Stéfano Real Madrid schließlich im Alter von 38 Jahren im Zwist verließ und seine Karriere bei Espanyol Barcelona beendete, haben ihm Fans und Verein schnell verziehen. Das einzige Manko seiner aktiven Spielzeit bleibt, dass er nie bei einer Weltmeisterschaft antrat. 1958 qualifizierte sich Spanien nicht, 1962 war er verletzt.

Als Trainer in Valencia erfolgreich

Als Trainer feierte er seine größten Erfolge in Argentinien und beim FC Valencia, den er 1971 zur Meisterschaft und 1980 zum Europapokal der Pokalsieger führte. Ausgerechnet mit Real gewann er später nie einen Titel. 2000 wurde er zum Ehrenpräsident in Madrid ernannt, seine späten Tage verbrachte er fast alle in den Katakomben des Estadio Santiago Bernabéu.

Am 7. Juli 2014, starb Di Stéfano an einem Herzinfarkt. Lange hatte er in seinem Garten eine Gedenktafel mit der Inschrift "Gracias, vieja" ("Danke, Alte") stehen, ein Dank an Mutter wie Ball (beide sind im Spanischen weiblich).

Heute dankt nicht nur Madrid, sondern die ganze Fußballwelt ihm: "Gracias, viejo!"