Blitzlichtgewitter. Ein rotes Podest. Darauf Männer in Schlips und Kragen. Im Hintergrund altertümliche Gemälde und ein großes seidenes Tuch mit antiken Symbolen.
Ronaldos Plan mit Real Valladolid
So ein bisschen wirkte es, als würde gerade die Ernennung eines neuen Staatschefs vonstatten gehen.
Was sich vergangene Woche im Rathaus der spanischen 300.000-Einwohner-Stadt Valladolid ereignete, hatte aber etwas mit Fußball und Real Valladolid zu tun. Der Grund für den fast schon pompösen Akt und den Veranstaltungsort trägt einen Namen: Ronaldo Luis Nazario de Lima.
Ex-Weltfußballer erwirbt für 30 Millionen Euro Anteile
Der dreimalige Weltfußballer wurde von dem aktuellen Tabellen-16. in Spaniens La Liga als neuer Mehrheitseigentümer präsentiert. Für die kolportierte Summe von 30 Millionen Euro hatte Ronaldo zuvor 51 Prozent der Anteile des Klubs erworben.
Eine Nachricht, bei der sich die Frage nach dem Warum stellt. Immerhin war der Brasilianer selbst nie für Valladolid auf Torejagd gegangen. Seine früheren Klubs tragen eher berühmte Namen wie Real Madrid, FC Barcelona oder Inter Mailand.
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Eine ganz andere Dimension - und dennoch gibt es eine Gemeinsamkeit. So wie Ronaldo seinen Klubs einst als Spieler zu Ruhm verhelfen wollte, so möchte er jetzt als Funktionär auch den spanischen Mittelklasseklub groß machen. "Ich liebe Real Valladolid", erklärte er bei seiner Vorstellung.
Zuletzt Berater von Madrids Boss Perez
Ronaldo nimmt eine dem Vorstandsposten ähnliche Position im sportlichen Bereich ein. Über Erfahrungen im Vereinsmanagement verfügt der einstige Weltklasse-Torjäger bereits. Seit September 2016 fungierte Ronaldo in Madrid als Berater von Präsident Florentino Perez.
Bei den "Königlichen" machten es ihm die Strukturen nicht möglich, als Aktionär einzusteigen. Unter anderem, weil der Verein seinen Mitgliedern gehört. Deshalb fand Ronaldo auch in seiner brasilianischen Heimat keinen Klub, in den er sein Geld stecken konnte.
Zumal sein Budget begrenzt ist. Ronaldo ist nun mal weder Scheich noch Oligarch. Sein Gesamtvermögen beträgt laut Marca "nur" 300 Millionen Euro.
Zieht Ronaldo einen Deal mit Nike an Land?
Das hat aber gereicht, um in Valladolid ein Gebot abzugeben. Ronaldo sieht dort viel Potenzial. Nach vier Jahren in Spaniens Zweitklassigkeit ist Valladolid zur aktuellen Saison ins Oberhaus zurück gekehrt. "Wir sind alle sehr motiviert und möchten unseren Träumen so nah wie möglich kommen", gibt sich Ronaldo angriffslustig.
Mit den "Blanquivioletas" will er sich langfristig in Liga eins etablieren - und sein eigenes Gesicht nutzen, um dem Verein über Spaniens Grenzen hinaus zunehmend zu Bekanntheit zu verhelfen. Das soll wiederum zu einer Steigerung der Einnahmen führen - unter anderem beim Sponsoring.
Seit seinen Anfängen als aktiver Fußballer arbeitet Ronaldo eng mit Nike zusammen. "Abgesehen von Michael Jordan ist er der Einzige, der einen lebenslangen Vertrag bei diesem Unternehmen hat", sagte Valladolids Bürgermeister Oscar Puente der As.
Nicht nur er hofft darauf, dass Ronaldo für Valladolid, aktuell von hummel ausgerüstet, schon bald einen Deal mit dem finanziell starken Sportartikelhersteller aus den USA abwickelt.
Entrüstete Reaktion auf Journalistenfrage
Für den zweimaligen Weltmeister ist es keine Option, Arbeit wie diese abzugeben. Er weiß, dass die Öffentlichkeit in erster Linie ihn für das Gesamtergebnis verantwortlich machen wird.
"Glaubst du, dass ich einen Klub kaufe und dann in den Urlaub fahre?", reagierte Ronaldo in Valladolids Rathaus fast schon ein wenig entsetzt auf eine Journalisten-Frage, ob er sich regelmäßig in Valladolids Geschäftsstelle blicken lassen wird.
In der Kabine war er bereits. Bei den Spielern hat der Besuch Eindruck hinterlassen. "Dass Ronaldo auf der Tribüne sitzen wird, ist für uns eine Motivation", sagte Valladolids 37 Jahre alter Mittelfeldspieler Borja Fernandez der Marca.
Ronaldo erwarb schon einmal Vereinsanteile
Man könnte behaupten, Ronaldo habe dazugelernt. Ende 2014 hatte er schon mal in einen Fußballverein investiert, allerdings aus der Ferne. Er sicherte sich damals 25 Prozent der Anteile der Fort Lauderdale Strikers aus Florida.
"Wir wollen ein führender Verein in den USA und darüber hinaus werden", kündigte Ronaldo damals groß an. Geworden ist daraus nichts.
Umso mehr wird er sich in sein neues Projekt reinhängen. Schon nach seinem Amtsantritt ließ die Fußball-Legende verlauten: "Wir arbeiten bereits daran, besser zu werden."
So gut, um in La Liga bald vielleicht sogar die europäischen Plätze in Angriff zu nehmen? Ronaldo wird sich an der Entwicklung des Klubs messen lassen müssen.
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