Der FC Barcelona hat unter chaotischen Umständen am 7. Spieltag den siebten Sieg gefeiert und thront weiter an der Tabellenspitze.
Weinender Pique droht mit Rücktritt
Beim 3:0-Sieg gegen UD Las Palmas durch Tore von Sergio Busquets (49.) und Lionel Messi (70., 77.) wurde das Ergebnis jedoch zur Nebensache.
Die Partie war wenige Stunden vor Spielbeginn zunächst von Präsident Josep Maria Bartomeu abgesagt, auf Druck der Liga aber dann doch angepfiffen worden. Erst 20 Minuten vor dem Anpfiff gab Barca bekannt, dass das Spiel vor leeren Rängen doch stattfinden sollte.
Pique spricht von Rücktritt
Die Unruhen rund um das katalanische Referendum zur Unabhängigkeit von Spanien sorgten für Chaos bei den Beteiligten, Gerard Pique brach wegen der Ausschreitungen nach dem Spiel in Tränen aus.
"Ich bin stolz auf das katalanische Volk, aber so eine schlimme Erfahrung habe ich noch nicht gemacht", sagte der Verteidiger. "Ich bin und fühle mich als Katalane, heute mehr denn je. Ich bin stolz auf das Verhalten der Katalanen. Wählen ist ein Recht, das verteidigt werden muss. Wir sind keine bösen Leute, sondern wollen nur wählen."
Die spanische Polizei ging in der Stadt gewaltsam gegen Demonstranten vor, die Beamte am Betreten von Wahllokalen hindern und den Abtransport beschlagnahmter Wahlurnen verhindern wollten. Nach Angaben der katalanischen Rettungskräfte gab es hunderte Verletzte.
Pique erklärte, dass er schon vor seinem angekündigten Rücktritt 2018 nicht mehr für Spanien spiele, wenn "der Verband glaubt, dass ich ein Problem bin."
Harte Strafe drohte
Die Partie am Nachmittag sollte auf Verlangen von Barca-Mitgliedern und der Regionalpolizei zunächst nicht stattfinden.
Weil weder Ligaverband noch Sicherheitsbehörden einen hinreichenden Grund für eine Absage gesehen hatten, hätte nur ein Verzicht des Tabellenführers zu einer Absetzung des Spiels geführt. In diesem Fall hätte Barca eine Niederlage am Grünen Tisch und der Verlust von weiteren drei Punkten wegen Nichtantretens gedroht.
"Es war eine seltsame und komplizierte Situation für alle, und es war nicht möglich, die Partie zu verschieben, deshalb spielten wir hinter verschlossenen Türen. Es war eine einvernehmliche Entscheidung des Klubs", sagte Barca-Trainer Ernesto Valverde.
Die Katalanen traten daraufhin kurzfristig doch an, ließen jedoch keine Zuschauer ins 99.354 Zuschauer fassende Camp Nou. Grund für den Zuschauerausschluss soll die Sorge vor einem Platzsturm durch Teile der Barca-Fans sein.
"Das war für mich das härteste Spiel. Der Präsident hat versucht, das Match zu verschieben, aber das war nicht möglich. Wir haben diskutiert und der Klub hat entschieden, dass wir spielen sollen", sagte Pique.
Barca kündigt Beschwerde an
Messi und Co. wärmten sich vor der Partie in Trikots mit den katalanischen Farben auf. Las Palmas bestritt das Spiel mit kleinen spanischen Flaggen auf dem Trikot. Der Klub hatte das Tragen des nationalen Symbols damit begründet, dass "unsere Hoffnung in die Zukunft des Landes still demonstriert" werden solle.
Trotz des Sieges dürfte die Austragung des Spiels ein Nachspiel haben: Barca kündigte bereits an, Beschwerde bei der UEFA einzulegen. Einige Spieler wie Gerard Pique wollten zunächst nicht antreten und wurden durch die Entwicklungen kurz vor dem angesetzten Beginn überrascht.
Flitzer sorgt für Unterbrechung
Barca war die fehlende Unterstützung vor allem in der ersten Halbzeit anzumerken, Messi und Co. spielten viel zu körperlos und uninspiriert. Las-Palmas-Stürmer Jonathan Calleri scheiterte kurz vor der Pause am Pfosten, gegen das immer stärker werdende Barca hatten die Gäste nach dem Seitenwechsel aber nichts mehr entgegenzusetzen.
Kurios: In der zweiten Halbzeit rannte ein Flitzer über das Spielfeld, obwohl eigentlich keine Zuschauer im Stadion sein durften.
Barca verurteilt Gewalt in der Stadt
Barca unterstützt seit Langem das Recht auf eine Abstimmung über die Unabhängigkeit Kataloniens, ohne sich aber auf eine Seite zu schlagen. Am Sonntag bekannten sich Pique sowie die früheren Barca-Profis Xavi und Carles Puyol zur Wahl.
"Zu wählen ist Demokratie", twitterte Puyol. In einem Statement verurteilte der FC Barcelona die Maßnahmen in der Stadt, "die die Bürger daran hindern, ihre demokratischen Rechte frei zu äußern".