Während seiner aktiven Karriere verband man Zinedine Zidanes Namen stets mit fußballerischer Spitzenqualität. Als Trainer hingegen ist der Weltmeister von 1998 noch ein weithin unbeschriebenes Blatt.
Zidanes Feuerwerk kaschiert Real-Probleme
Nichtsdestotrotz schenkt die Führung von Real Madrid ihrer ehemaligen Nummer fünf das Vertrauen. Zidane soll die Fehler seines Vorgängers Rafael Benítez beheben und die Mannschaft um Cristiano Ronaldo zurück in die Spur bringen.
Ein anspruchsvolles Unterfangen.
Alte Probleme trotz 5:0 sichtbar
Zum Auftakt waren die Madrilenen vom Ergebnis her überaus erfolgreich. Mit 5:0 schlugen sie den Tabellensiebten Deportivo La Coruna. Alte Probleme waren aber weiterhin sichtbar.
Zidane, der als Co-Trainer von Carlo Ancelotti am Madrider Champions-League-Sieg 2014 beteiligt war und anschließend die Reservemannschaft (Real Madrid Castilla) in der dritten Liga trainierte, sieht sich selbst als Offensivtrainer.
Ballbesitz bei hohem Tempo lautet sein Credo, wie er auf seiner ersten Pressekonferenz mitteilte.
Gegen Depor nahm der 43-Jährige hinsichtlich der Anfangsformation keine großen Veränderungen vor. Im Mittelfeld entschied er sich für Isco und damit gegen den Kolumbianer James Rodriguez. Die Madrilenen spielten zumindest auf dem Papier in einem 4-3-3.
Grundaufstellung Real Madrid: Navas - Carvajal, Ramos, Pepe, Marcelo - Modric, Kroos, Isco - Bale, Benzema, Ronaldo.
Kroos Opfer ineffektiver Raumaufteilung
Von der taktischen Ausrichtung profitierten vor allem die Angreifer Gareth Bale, Cristiano Ronaldo und Karim Benzema. Alle drei konnten sich sehr flexibel auf dem Spielfeld bewegen und tauschten unablässig ihre Positionen.
Isco rückte aus dem Mittelfeld meist nach links, wodurch Ronaldo vermehrt im Zentrum auftauchte. Aus dem 4-3-3 wurde ein 4-2-4, was eine eher ineffektive Raumaufteilung zur Folge hatte.
Wie in den letzten Wochen kämpfte Real Madrid mit strukturellen Problemen im Angriffsspiel. Das bedeutete konkret: Zu viele Spieler rückten in die Nähe der Abseitslinie, während die beiden Spielmacher Toni Kroos und Luka Modric selten die Möglichkeit hatten, durch die Mitte zu kombinieren.
Angriffe über die Flügel
La Coruna verteidigte mit einer Fünferreihe im Mittelfeld. Real Madrid besetzte den Raum zwischen den eigenen Sechsern und der Sturmspitze nicht. Also musste Zidanes Team den Weg über die Flügel gehen.
Dabei konnten sie die Präsenz und die Geschwindigkeit der vier Offensivkräfte sowie das ständige Aufrücken von Rechtsverteidiger Daniel Carvajal nutzen.
Mehrfach wurde die Außenverteidigung von Depor überrannt. Die anschließenden Hereingaben kamen vergleichsweise präzise. Von 15 Flanken aus dem Spiel heraus fanden fünf direkt ihr Ziel.
Bales Kopfballtreffer in der 22. Minute wurde auf diesem Wege vorbereitet.
Löcher im Defensivverbund
An diesem Abend verstanden es die Madrilenen, ihre individuell starken Offensivkräfte gezielt einzusetzen. Für einen langfristigen Erfolg muss Zidane allerdings noch an einigen Mechanismen arbeiten. In der Kürze der Zeit war ihm dies natürlich nicht möglich.
Die ständigen Stellungsfehler schlugen sich auch in der Defensive nieder, da oftmals ein großes Loch zwischen der tiefstehenden Viererkette und dem Mittelfeld klaffte.
Depor wählte meist nur den überhasteten Schuss aus der Ferne, zeigte aber trotzdem auf, dass Real Madrid in der Verteidigung - vor allem im kollektiven Verschieben zum Ball - anfällig ist.
Ein 5:0-Sieg gibt der Mannschaft gewiss Selbstvertrauen. Für Zidane, der nun wie einst als Spieler der Dirigent im Estadio Santiago Bernabeu sein soll, liefert die Partie gegen La Coruña derweil weitere Anhaltspunkte für Verbesserungen.