Den geschichtsträchtigen Moment verpasste Tyler Young. Vater Ashley Young berichtete, dass seine Frau zunächst vergeblich versucht habe, ihren gemeinsamen Sohn zu erreichen, nachdem das Los im FA Cup ihre beiden Klubs FC Everton und Peterborough United in der 3. Runde (20.45 Uhr im LIVETICKER) zusammengebracht hatte.
Wird heute Geschichte geschrieben?
Als sie Tyler schließlich ans Telefon bekam, reagierte der 18-Jährige zunächst verdutzt: „Ich bin gerade aus der Dusche gekommen, welche Auslosung?“ Nachdem er über das mögliche Vater-Sohn-Duell aufgeklärt wurde, konnte er es kaum glauben. Vater Ashley schrieb in den Sozialen Medien von einem „Gänsehautmoment“.
„Ich sage schon seit Jahren, wenn es eine Möglichkeit gäbe, gegen- oder miteinander zu spielen, wäre das der Höhepunkt meiner Karriere. Es würde alles in den Schatten stellen, was ich bisher gemacht habe“, sagte Ashley Young in einem launigen Doppelinterview mit seinem Sohn Tyler bei talkSPORT.
Der 39-malige englische Nationalspieler blickt in der Tat auf eine beeindruckende Karriere zurück. Mit Manchester United wurde Young Meister, ebenso mit Inter Mailand in Italien. Zudem triumphierte der Außenverteidiger mit United in der Europa League, sowie im League Cup und im FA Cup. Im Spätherbst seiner Laufbahn schreibt der mittlerweile 39-Jährige nun womöglich Geschichte.
Erstes Vater-Sohn-Duell im FA Cup?
Erstmals treffen in der 154-jährigen Historie des ältesten Pokalwettbewerbs der Welt Vater und Sohn aufeinander - sofern sich beide auf dem Platz begegnen. Das hängt auch von Peterborough-Coach Darren Ferguson - richtig: Sohn von United-Trainerlegende Sir Alex Ferguson - ab. Kurios: Da Everton nur Stunden vor dem Duell vermeldete, dass Trainer Sean Dyche gefeuert wurde, übernimmt dort kurzfristig Leighton Baines die Zügel.
Tyler Young wiederum stand erst viermal im Profikader des englischen Drittligisten Peterborough, seine einzigen Minuten absolvierte der Mittelfeldspieler im Rahmen der EFL Trophy, dem Pokalwettbewerb der unterklassigen Profiligen, Anfang Oktober gegen Stevenage.
Aber Ferguson will vor dem in England viel beachteten Gastspiel seines Teams im Goodison Park kein Spielverderber sein. „Tyler wird auf der Bank sitzen, aber ich kann nicht garantieren, dass er zum Einsatz kommen wird“, bestätigte der Trainer im Vorfeld der Partie. „Ich denke, das hängt davon ab, wie sich das Spiel entwickelt.“
„Er könnte kein besseres Vorbild haben“
Zugleich lobte er Young junior als „talentierten Jungen. Er könnte kein besseres Vorbild als seinen Vater haben, der mit fast 40 Jahren immer noch spielt. Um das zu schaffen, muss man jeden Tag dabei sein.“
Bis zu seinem 15. Lebensjahr dachte Tyler Young nicht wirklich daran, einmal in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Er trainierte zwar bei Aston Villa mit, als sein Vater damals dort spielte, aber erst durch ein Angebot der Queens Park Rangers aus der Championship nahm seine eigene Fußballkarriere Fahrt auf. Als QPR im Sommer aus finanziellen Gründen den Gürtel enger schnallen und ihn ziehen lassen musste, schnappte sich Peterborough den Youngster.
Und sein Vater kann das Duell kaum erwarten. „Ich will natürlich, dass er gut spielt, weil ich weiß, welches Talent in ihm steckt und was er auf dem Fußballplatz leisten kann. Aber wenn er seine Sache gut macht, wir das Spiel gewinnen und weiterkommen, ist das alles, was zählt“, erklärte Ashley Young.
Konkurrenzkampf im Hause Young „wie Mord und Totschlag“
Und er betonte: Vater und Sohn werden auf dem Platz zu erbitterten Rivalen. „Im FA Cup kann alles passieren. Ich weiß, dass es eine große Sache ist - Vater gegen Sohn - aber an dem Tag ist er ein Gegner. Und ich will gewinnen.“ Martialisch schob er hinterher: „Bei uns zuhause ist der Konkurrenzkampf so groß, das ist wie Mord und Totschlag, wenn es darum geht, Spiele zu gewinnen.“
Der Rest der Familie wird im Stadion sein. Für Young senior wird es in dieser Hinsicht allerdings ein Auswärtsspiel. „Sagen wir es mal so: Sie haben keine Everton-Trikots, also haben sie sich alle auf Tylers Seite geschlagen“, erklärte er. „Ich glaube sogar, dass meine eigenen Eltern auch auf Tylers Seite stehen. Ich werde mich da draußen also nur selbst anfeuern.“
Er sei ein „einsamer Wolf“ und komme damit klar, meinte Young. „Ich verstehe das, aber nach dem Spiel werden sie wieder auf meiner Seite sein, wenn wir gewonnen haben. Es ist also alles in Ordnung.“
Auch Tyler Young bedeutet es sehr viel, gegen seinen Vater zu spielen. Zugleich sieht er den Druck bei ihm, schließlich ist der Erstligist Everton auf dem Papier der klare Favorit und die Fallhöhe für Ashley Young mit all seiner Erfahrung beträchtlich. „Ich glaube nicht, dass er es verkraften könnte, wenn ich ihn schlage“, meinte Tyler Young.
Doch zunächst wollen die Youngs gemeinsam englische Geschichte schreiben.