Immer wieder schreibt der Fußball seine eigenen Märchen. So auch beim 3:0-Sieg des FC Liverpool in der 5. Runde des FA-Cups gegen den FC Southampton. Bei seinem allerersten Spiel für die Reds stand der 18-jährige Lewis Koumas gleich in der Startelf, nachdem er das League Cup-Finale gegen den FC Chelsea (1:0) noch von der Bank verfolgte.
Ein Wunderkind wird erwachsen
Kurz vor dem Pausenpfiff (44.) war der große Moment für Koumas schließlich gekommen. Mit einem Flachschuss auf Höhe des Sechzehners brachte der Youngster Liverpool auf Kurs und zahlte das ihm entgegengebrachte Vertrauen sofort zurück.
„Ein Lebenstraum wird wahr, einen Treffer bei meinem Debüt im Anfield zu erzielen, ein Abend, den ich nie vergessen werde. Danke LFC“, schrieb der Torschütze nach der Partie bei X. Nur drei weitere Spieler konnten in der Klubgeschichte zuvor bei ihrem Profidebüt treffen.
Klopp: „Zeigt, dass er ein echter Stürmer ist“
„Das war ein herausragendes Finish - ein wunderbares Tor“, schwärmte auch Cheftrainer Jürgen Klopp: „Dass er in diesen Momenten im Spiel bleibt, zeigt, dass er ein echter Stürmer ist, denn das Tor ist außergewöhnlich, der Schritt nach innen und dann schießt er, bevor der Torwart sich festlegen kann. Ein wirklich guter Abschluss.“
Dabei war Koumas nicht immer der geborene Torjäger. Bereits im Alter von elf Jahren wechselte der Sohn des ehemaligen walisischen Nationalspielers Jason Koumas in die Akademie des LFC und entwickelte sich dort aufgrund von Personalnot vom Mittelfeldspieler zum Stürmer.
„Da er in seiner Jugend auch als Außenverteidiger gespielt hat, kennt er sich mit der defensiven Seite des Spiels aus und kann gut pressen“, erklärte Ian Doyle, der Liverpool-Chefautor des Liverpool Echo, bereits vor rund einem Jahr: „Er ist in gewisser Hinsicht ein Allrounder.“
Bei seinem Profidebüt profitierte das Toptalent natürlich auch von den anhaltenden Personalsorgen an der Anfield Road. Stammspieler wie Torwart Alisson, Joel Matip, Trent Alexander-Arnold, Dominik Szoboszlai, Mohamed Salah oder Darwin Núnez konnten allesamt nicht im FA-Cup auflaufen.
Für die zahlreichen aufgerückten Jugendspieler sei die Lage aber besonders gewesen: „Ich kann mir nur vorstellen, wie sich diese Woche anfühlen muss für die Jungs“, sagte Klopp und erklärte: „Wir müssen uns derzeit während der Spiele entwickeln. Aber wir finden immer irgendwelche Lösungen.“
Prominente Unterstützung für Liverpool-Teenie
Dennoch wollte Klopp die Euphorie im Anschluss ein wenig bremsen. „Es ist in Ordnung heute Nacht, aber ab morgen lasst die Jungs bitte in Ruhe! Sie müssen noch viel lernen“, fordert die Reds-Ikone und vergleicht die Situation mit der von Darts-Wunder Luke Littler.
„Das ist wie die neue Darts-Sensation. Heute Abend ist es in Ordnung (sie zu loben, Anm. d. Red.), aber morgen sollte man sie in Ruhe lassen, sie müssen noch viel lernen. Sie sind außergewöhnliche Talente“, sagte Klopp
Nicht nur bei seinem frühen Wechsel in die Jugendabteilung der Reds erkannte man das unbestreitbare Talent des fünfmaligen walisischen Juniorennationalspielers. Im Januar des vergangenen Jahres unterzeichnete Koumas seinen ersten Profivertrag und machte infolgedessen einige Stars der Branche auf sich aufmerksam.
„Glückwunsch Lewis. Jetzt beginnt die Arbeit“, kommentierte Everton-Legende Leon Osman unter einem offiziellen Instagram-Post von Liverpool. Auch Gareth Bale, der vielleicht größte walisische Fußballer der Geschichte, schloss sich den Zusprüchen an.
„Es kommt nicht oft vor, dass man Liverpool-Spielern so kurz nach ihrem 17. Geburtstag einen ersten Profivertrag anbietet, daher war dies eine echte Absichtserklärung des Vereins. Torjäger sind immer am schwierigsten zu finden, deshalb haben sie seine Verpflichtung schnell bestätigt“, vermutete Liverpool-Experte Doyle.
Mit seinem furiosen Debüt im englischen Pokalwettbewerb konnte Koumas nun erstmals unter Beweis stellen, warum so viele Experten derart hohe Erwartungen an ihn haben.
Womöglich sahen die Zuschauer im Spiel gegen den FC Southampton den Beginn einer langen und erfolgreichen Karriere, in der es aber - wie Klopp klarstellte - noch viel zu lernen gibt.