Er war der beste Fußballer seiner Zeit und vielleicht der Geschichte, Weltmeister, Held, Idol. Wurde verehrt als „Dios“, Gott. Heute vor 34 Jahren allerdings fiel Gott vom Himmel.
Als ein Fußball-Idol vom Himmel fiel
Am 6. April 1991 manifestierte sich für Fußball-Idol Diego Maradona der bis dato größte Tiefpunkt seiner Karriere: Er wurde nach einem positiven Dopingtest auf Kokain für 15 Monate gesperrt.

Diego Maradona: Absturz nach WM 1990
Das argentinische Mittelfeld-Genie hatte zu diesem Zeitpunkt eine turbulente Zeit hinter sich: Nach den rauschhaften Karriere-Höhepunkt mit dem WM-Titel 1986 und dem sensationellen Meistertitel mit dem SSC Neapel 1987 begann es in der Traumehe Maradona / Napoli zu kriseln.
Der sensible Maradona begann sich erdrückt zu fühlen vom Personenkult in Neapel, entschloss sich zu einem Neuanfang, bat um die Freigabe zum Wechsel - und als er sie nicht bekam, intensivierte er seine Flucht in Drogen und ausschweifende Partys.
Zwischen den Spielen feierte Maradona tagelang in den Clubs der Stadt, dröhnte sich mit Kokain zu - war aber immer noch gut genug, um mit Neapel die zweite Meisterschaft 1990 zu feiern und mit Argentinien ein weiteres Mal bis ins Finale der Weltmeisterschaft vorzustoßen.
Nach dem diesmal verlorenen Endspiel gegen Deutschland, in dem Maradona an Sonderbewacher Guido Buchwald verzweifelte, tat sich der Abgrund auf.
Der Ruf des Idols war am Tiefpunkt
Maradona war Umfragen zufolge plötzlich der meistgehasste Mann Italiens. Ihm wurde übelgenommen, dass er im Halbfinale gegen Italien - ausgerechnet in Neapel - den Traum vom Titel im eigenen Land durchkreuzte. Vor allem aber auch, dass er davor einige Kommentare abgab, die als Versuch verstanden wurden, die Fans in Neapel auf Argentiniens Seite zu ziehen und gegen den Rest des Landes auszuspielen.
Nach der WM kam Maradona, von Rückenproblemen geplagt, übergewichtig und formschwach nach Neapel zurück. Sein Verhalten wurde zunehmend erratisch.
Womöglich begünstigte Maradona mit all dem die Enthüllungslawine, die in den Monaten darauf in Gang kam.
Positiver Kokain-Test wurde zum Karriere-Bruch
Maradona geriet ins Visier staatlicher Ermittler, abgehörte Telefonate offenbarten, dass er sich von Mitgliedern der Camorra, mit denen er sich angefreundet hatte, Kokain und Prostituierte vermitteln ließ - er verkehrte oft mit dem hochrangigen Clan-Mitglied Carmine Giuliano, die 2004 verstorbene Mafiagröße nutzte den Glanz Maradonas immer wieder für seine trüben Zwecke.
Und: Nach einem 1:0-Heimsieg gegen den AS Bari Mitte März flog Maradona durch einen Dopingtest - Kokain.
Maradonas Drogenproblem galt in Neapel seit längerer Zeit als offenes Geheimnis, er war dennoch jahrelang durch das laxe Anti-Doping-System hindurchgeglitten. „Wahrscheinlich hat jemand anders für ihn gepinkelt“, kommentierte Ex-Boss Ferlaino in der vielgelobten Doku über Maradona 2019 schulterzuckend.
Der gefallene Superstar wurde wegen Drogenbesitzes und -weitergabe zu einer Bewährungsstrafe verurteilt und für 15 Monate gesperrt. Er kam nochmal zurück, aber nicht mehr als der, der er mal war: Weitere Doping-Skandale beendeten sowohl sein Nationalelf-Comeback bei der WM 1994 als auch seine Vereinskarriere, die ihn bis 1997 noch zum FC Sevilla, Newell‘s Old Boys und zurück zu den Boca Juniors geführt hatte.
Skandale längst verziehen
Unzählige weitere bittere Schlagzeilen folgten: Maradona wurde von massiven, mehrmals fast tödlichen gesundheitlichen Problemen heimgesucht, kämpfte mit seiner Drogensucht und seinem Gewicht, das zeitweise bei 130 Kilo lag, auch sein Privatleben verlief ähnlich turbulent wie sein sportliches.
Maradona starb am 25. November 2020 mit nur 60 Jahren unter Umständen, die gerade Gegenstand eines großen Strafprozesses in Argentinien sind.
Trotz aller Skandale wird Maradona sowohl in Argentinien als auch der langjährigen Wahlheimat Neapel schon lange vor seinem Tod wieder in mildem Licht gesehen: Die dunklen Affären sind lange verziehen, Maradona wurde Ehrenbürger Neapels, sein Trikot mit der ikonischen Rückennummer 10 wird nicht mehr vergeben.