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125 Gegentore, -21 Punkte: Die traurige Geschichte hinter diesen Zahlen

125 Gegentore, minus 21 Punkte

Einst in Europa aktiv, heute mit 34 Niederlagen in Serie: Yeni Malatyaspor schreibt Geschichte als wohl schlechtestes Profiteam aller Zeiten. Die Gründe reichen tief und sind teils tragisch.
Die Heimat von Yeni Malatyaspor wurde durch Erdbeben schwer getroffen
Die Heimat von Yeni Malatyaspor wurde durch Erdbeben schwer getroffen
© X/@YMSkulubu
Einst in Europa aktiv, heute mit 34 Niederlagen in Serie: Yeni Malatyaspor schreibt Geschichte als wohl schlechtestes Profiteam aller Zeiten. Die Gründe reichen tief und sind teils tragisch.

Yeni Malatyaspor ist weit mehr als nur Letzter in der TFF 1. Lig, der türkischen zweiten Spielklasse. Der Klub aus der Osttürkei schreibt in dieser Saison Geschichte – tragische Geschichte. Mit 34 Niederlagen aus 34 Spielen, einer Tordifferenz von 13:125 und insgesamt minus 21 Zählern (!) steht Malatya schon längst als Absteiger fest.

Was wie ein schlechter Scherz klingt, ist die Realität eines Vereins, der sich nach einer Serie katastrophaler Umstände kaum noch über Wasser halten kann.

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Zwischen Trümmern und Transferverbot

Rückblick: Am 6. Februar 2023 trifft ein Erdbeben mit der Stärke 7,8 die Region rund um Malatya – das „Jahrhundertereignis“, wie es später genannt wird. Mittendrin: Yeni Malatyaspor. Der Verein verliert nicht nur Spieler, Personal und Infrastruktur, sondern mit Torhüter Ahmet Eyüp Türkaslan auch ein Gesicht des Teams. Malatya zieht sich in der Folge für die Saison 2023/24 aus dem Ligabetrieb zurück – ein seltener, aber erlaubter Schritt.

In der Saison 2024/25 wollte man zurückkommen, doch schon zu Beginn der Spielzeit war klar: Das wird kein normales Jahr. Das Stadion in Malatya diente noch immer als Unterkunft für Erdbebenopfer. Die Heimspiele mussten auswärts ausgetragen werden – unter anderem in Ankara und Gaziantep. Teilweise reiste man über 600 Kilometer zu „Heimspielen“. Malatyaspor war ein Wanderzirkus.

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„Unsere Spieler sind demoralisierter denn je“, hieß es am 17. Oktober 2024 in einem Statement auf Instagram, nachdem erneut ein Beben die Region erschüttert hatte. „Der gestrige Tag hat uns in eine noch schwierigere Lage gebracht.“

Klubpräsident Sahin Altunok bat um ein erneutes Aussetzen des Ligabetriebs – vergeblich. Als Folge trat Altunok Anfang des Jahres von seinem Amt zurück.

Und die Spieler? Sie mussten weiter kämpfen. Darunter kaum Profis, stattdessen viele junge Kicker ohne Erfahrung. Dazu kommt: Der Klub darf wegen FIFA-Sanktionen keine neuen Spieler verpflichten. Die Transfersperre bremste jede Hoffnung auf Verstärkung.

Von Europa in die dritte türkische Liga

Wer heute auf die Tabelle blickt, sieht Zahlen, die Fußballgeschichte schreiben: 0 Siege, 34 Niederlagen, 125 Gegentore. Das bedeutet im Schnitt 3,7 Gegentreffer pro Spiel.

Dabei war die Entwicklung lange nicht absehbar. 2017 stieg Malatyaspor als Zweitplatzierter der TFF 1. Lig in die Süper Lig auf. Zwei Jahre später erreichte das Team mit Platz fünf sogar die UEFA Europa League. Der kleine Klub aus Malatya war plötzlich auf der großen Fußballbühne angekommen. In der Qualifikation scheiterte man dann knapp an Partizan Belgrad.

Doch was folgte, war eine beispiellose Talfahrt: Abstiege, finanzielle Probleme, Pandemie, Naturkatastrophen. Der Tiefpunkt? Die aktuelle Saison, in der dem Verein 21 Punkte abgezogen wurden – drei davon für ein Nichtantreten in Woche eins, weitere 18 durch FIFA-Strafen aus alten Verfahren.

Und jetzt? Es bleiben vier Spiele in dieser Saison. Spiele, bei denen es um nichts mehr geht als Ehre. Es geht darum, sich nicht kampflos zu ergeben.