„Gebt mir eine Chance“: Das Misstrauen bei den Fans war groß, als Frank Lampard im November das Zepter bei Traditionsklub Coventry City übernahm. Bereits bevor ein Urteil über seine Arbeit möglich war, musste sich die Chelsea-Legende rechtfertigen.
Legende lässt Kritiker verstummen
Hintergrund: Seine Trainerstationen beim FC Everton und FC Chelsea waren nur von mäßigem Erfolg geprägt. Zudem genoss Vorgänger Mark Robins großes Ansehen im Vereinsumfeld, seine Entlassung rief viele Emotionen hervor.

Wenige Monate später ist von diesen Stimmen nicht mehr viel zu hören. Lampard hat den Coventry City FC in die erweiterte Spitzengruppe der zweitklassigen Championship geführt. Nach sechs Siegen aus den vergangenen sieben Ligaspielen belegen die Sky Blues Platz fünf in der Liga.
Am vergangenen Wochenende gelang ein überzeugender 3:0-Erfolg gegen Tabellennachbar Sunderland. Zwar ist dieser auf Platz vier mit einem Vorsprung von zehn Punkten wohl uneinholbar, doch auch Platz fünf oder sechs würden zur Teilnahme an den Playoffs zur Premier League berechtigen. Mittendrin: Lampard.
Lampards Trainerkarriere stockte
Der 46-Jährge galt zu seiner Spielerzeit über Jahre als einer der besten und torgefährlichsten defensiver Mittelfeldspieler. Spätestens nach seinem Wechsel zum FC Chelsea ging sein Stern auf, von Trainer Jose Mourinho wurde er als bester Spieler der Welt geadelt.
Nach seinem Karriereende in der MLS startete Lampard seine Trainerkarriere bei Zweitligist Derby County, mit denen er nur knapp den Aufstieg in die Premier League verpasste. Die Belohnung: das Traineramt bei Herzensklub Chelsea, wo nach 84 Spielen in 18 Monaten Schluss sein sollte.
Ein Jahr später schloss er sich 2022 Abstiegskandidat Everton an, bei dem es in 44 Spielen nur zu einem dürftigen Punkteschnitt von 1,00 reichte. Nach der Entlassung im Januar 203 brachte er als Interimstrainer die Saison des FC Chelsea zu Ende und startete in diese Zeit mit sechs Niederlagen aus den ersten sechs Spielen.
Legendär eine Einschätzung von Ex-Kollege Cesc Fabregas der nach einer Pleite im Derby gegen Arsenal zu einem Oliven-Vergleich griff. „Als ich klein war, hatte ich mal einen Trainer, der einfach elf Oliven auf den Tisch geworfen hat - ohne jede Taktik. So sehe ich Chelsea auch.“
Coventry 2017 noch viertklassig
Es folgte eine 18-monatige Pause - und der Beginn eines neuen Kapitels in Coventry. Auf dem 17. Tabellenplatz übernahm er den Klub, der unter Vorgänger Robins 2017 mit dem Abstieg in die Viertklassigkeit seinen Tiefpunkt erlebt hatte. Doch Robins, nun Teammanager in Stoke, führte Coventry innerhalb von drei Jahren zurück in Liga zwei.
Die Comeback-Geschichte unter Robins endete 2024, als nach Platz fünf und neun in den Vorjahren der Trend immer weiter nach unten zeigte. Leistungsträger wie der heutige Superstar Viktor Gyökeres hatten Klub längst verlassen. Lampard übernahm - und schlug voll ein!
In 23 Spielen kommt er auf einen Punkteschnitt von 1,96. Und auch der Spott über Lampards taktische Konzeptlosigkeit gehört zumindest für den Moment der Vergangenheit an. Nach einem Sieg gegen Plymouth Argyle, damals noch von Ex-Nationalmannschaftskollege Wayne Rooney trainiert, schwärmte der Daily Mirror im Dezember von einem „brillanten Täuschungsmanöver“. Coventry hatte bereits nach 45 Minuten mit 4:0 geführt.
Lampard selbst lässt sich von seinem Erfolg nicht blenden. „Ich habe die Spieler hier bislang als sehr, sehr aufmerksam erlebt, aber wir haben noch einige Schritte vor uns“, stellte er in einem Podcast klar.
Doch die Zeit der Oliven-Vergleiche dürfte der Vergangenheit angehören.