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Ein Typ, wie es im Fußball eigentlich keinen mehr zu geben schien

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Ein Typ, wie es im Fußball eigentlich keinen mehr zu geben schien

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Comeback eines speziellen Fußballers

Radja Nainggolan kehrt zum Fußball zurück - allerdings in die Halle. Der Belgier gehörte zu den spannendsten Spielern. Für seine Frau verzichtete er auf eine noch größere Karriere.
Radja Nainggolan im Trikot von AS Rom im Jahr 2016
Radja Nainggolan im Trikot von AS Rom im Jahr 2016
© IMAGO/ZUMA Press
Radja Nainggolan kehrt zum Fußball zurück - allerdings in die Halle. Der Belgier gehörte zu den spannendsten Spielern. Für seine Frau verzichtete er auf eine noch größere Karriere.

Ein ehemaliger Nationalspieler kehrt nach seinem Karriereende auf dem Kleinfeld auf den Platz zurück. Diese Nachricht hörte man in den vergangenen Wochen und Monaten häufig, so schnürten unter anderem Toni Kroos und Claudio Pizarro in der Icon League nochmal ihre Schuhe, Weltmeister Christoph Kramer spielte sogar bei der Kleinfeld-WM für Deutschland.

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Und auch in Belgien gibt es ein spektakuläres Comeback. Ex-Nationalspieler Radja Nainggolan spielt jetzt Futsal. Mit dem 36-Jährigen kehrt einer der spannendsten und streitbarsten Fußballer zurück.

Nainggolan unterschrieb beim belgischen Drittligisten Hassania Mechelen unweit seiner Heimatstadt Antwerpen. „Wir bieten ihm einen einladenden Verein, in dem er vollkommen respektiert wird“, sagte ein Manager seines neuen Vereins.

Der Belgier zählte in seiner Hochphase zu den besten Spielern der italienischen Serie A - der „überdrehte Fußballer” (Corriere della Sera) hatte eine außergewöhnliche Karriere und ein turbulentes Leben. Er gehört zu den speziellen Typen im Fußball, von dem es schon seit x Jahren hieß, dass es sie im modernen Fußball längst nicht mehr geben würde.

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Nainggolan oft wegen Eskapaden suspendiert

Wie speziell der Belgier während seiner Karriere war, beschrieb einst sein ehemaliger Trainer Walter Sabatini eindrucksvoll: „Ich liebe Radja wie einen Sohn, aber er ist ein Krimineller, er ist jemand, der, wenn man ihm sieben oder acht Shots vor die Nase hält, sie alle austrinkt.“

„Für ihn ist das Leben ein Spiel, aber er hat ein gutes Herz“, erklärte Sabatini weiter: „Seine Teamkollegen hätten ihm mehr helfen sollen, sie hätten ihn nicht unterstützen, sondern genau überwachen sollen.“

Dass auch Überwachung beim Belgier nichts brachte, wird aber aus einem Vorfall aus dem Jahr 2022 deutlich. Damals wurde Nainggolan bei Royal Antwerpen suspendiert und musste den Verein verlassen, weil er während eines Spiels gegen Standard Lüttich auf der Auswechselbank beim Rauchen einer E-Zigarette erwischt wurde.

Es war nicht das erste Mal, dass der Mittelfeldspieler von einem seiner Vereine für eine Eskapade bestraft wurde. Zwischen dem 31. Dezember 2017 und dem 1. Januar 2018 veröffentlichte er an Silvester auf Instagram einige Videos, die ihn während einer Padel-Tennis-Partie beim Rauchen und Alkoholtrinken zeigten. Von seinem damaligen Verein AS Rom wurde er daraufhin nicht für das nachfolgende Spiel gegen Atalanta Bergamo nominiert.

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„Habe manchmal 20 Shots gehabt“

Geändert hat sich Nainggolan trotz seiner Suspendierungen aber kaum. Der Belgier war sich seines durchaus „nicht sehr sportlichen“ Lebensstils durchaus bewusst, wie er einst im Gespräch mit dem Corriere della Sera erzählte.

„Die Natur hat mir ein Geschenk gemacht. Ich habe einen Körperbau, der noch nie von den dummen Dingen, die ich getan habe, beeinträchtigt wurde. Natürlich bin ich mit 20 jeden Abend ausgegangen, aber auch jetzt mache ich es noch zwei bis dreimal pro Woche“, erklärte Nainggolan: „Ich gebe das Leben nicht auf. Abends kann ich auch etwas trinken, und manchmal habe ich sogar 20 Shots gehabt. Wichtig ist dann, dass ich am nächsten Tag auf dem Platz trotzdem alles gebe.“

Und so kommt es nicht überraschend, dass der Belgier auch mal unmittelbar vor einem Ligaspiel beim Feiern erwischt wurde. Im August 2018 sichteten ihn Fans in einem Nachtclub in Bergamo und filmten ihn. Als sie dann auch noch sangen: „Morgen musst du gegen uns spielen. Geh nach Hause schlafen“, zeigte ihnen Nainggolan den Mittelfinger.

Nainggolan wurde für einen Terroristen gehalten

Auch sein äußeres Erscheinungsbild war schon immer auffällig. Nainggolans gesamten Körper zieren bunten Tätowierungen. Zudem trug er jahrelang einen markanten Irokesen-Schnitt.

Dieser spezielle Look sorgte 2015 dafür, dass sogar die Polizei gerufen wurde. In einem Hotel in seiner Heimatstadt Antwerpen hielten ihn andere Gäste für einen Terroristen. Der Mittelfeldspieler wurde als „potenziell gefährliches“ Subjekt bezeichnet. Als die Polizei jedoch ankam, erkannten ihn die Beamten und entschuldigten sich für den Vorfall.

Der Vorfall unterstrich aber doch auch die Vorkommnisse, mit denen sich der Belgier immer wieder auseinandersetzen musste.

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„Ich bin Fußballer und davor ein Mann, der sich dafür entschieden hat, glücklich zu sein. Ich habe in meinem Kopf und in meiner Seele das Leid, das ich als Junge erlebt habe“, berichte Nainggolan ebenfalls im Corriere della Sera: „Wir waren arm, meine Mutter erledigte die Reinigung und tausende Nebenjobs, um uns zu ernähren. Mein Vater hat uns verlassen, als ich noch sehr jung war. Ich habe mich geopfert, um Fußballer zu werden, Geld zu verdienen.“

Nainggolan verzichtete für seine kranke Frau auf Karriere-Chance

Er erklärte zudem, dass er eben immer alles versucht hätte und versuchen werde, um für seine Familie und seine Liebsten zu sorgen und da zu sein.

Das zeigte sich eindrucksvoll im Sommer 2019. Während der besten Phase seiner Karriere und nur ein Jahr, nachdem er für 38 Millionen Euro von AS Rom zu Inter Mailand gewechselt war, entschied er sich vom Top-Team zum kleinen Verein Cagliari Calcio zu wechseln.

Auf Sardinien hatte der Belgier einst seine Profikarriere begonnen und seine Frau Claudia Lai kennengelernt. Als bei seiner Frau ein Tumor festgestellt wurde, entschloss er sich, gemeinsam mit der Familie in die Heimat seiner Frau zurückzukehren.

Zu seinem sportlichen Top-Niveau fand er danach nicht mehr und beendete so 2024 nach den weiteren Stationen in Antwerpen, bei SPAL in Italien und in Indonesien seine aktive Fußball-Karriere.

Jetzt ist er zurück - zumindest beim Futsal.