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Fußball: Ein großer Name in großer Not

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Fußball: Ein großer Name in großer Not

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Ein großer Name in großer Not

Dem Schweizer Rekordmeister Grasshoppers Zürich droht nach einem längeren Niedergang der Abstieg. Nun soll ein altbekanntes deutsches Trainerduo den Worst Case verhindern.
Tomas Oral (r.) und Michael Henke waren schon in Ingolstadt ein eingespieltes Duo
Tomas Oral (r.) und Michael Henke waren schon in Ingolstadt ein eingespieltes Duo
© IMAGO/Zink
Dem Schweizer Rekordmeister Grasshoppers Zürich droht nach einem längeren Niedergang der Abstieg. Nun soll ein altbekanntes deutsches Trainerduo den Worst Case verhindern.

Mit 27 Meistertiteln und 19 Pokalsiegen sind sie die erfolgreichste Mannschaft in der Geschichte ihres Landers. Nun aber ist der Grasshopper Club Zürich ein Sorgenkind des Schweizer Fußballs.

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Nach 14 Spieltagen steht der zweitälteste Klub der Schweiz mit lediglich neun Punkten am Tabellenende. Vom Glanz von einst - der letzte Meistertitel gelang im Jahr 2003, der letzte Triumph im Schweizer Cup 2013 - ist wenig zu spüren. Den Grasshoppers - zwischen 2019 und 2021 schon einmal in die Zweite Liga abgestürzt - droht der erneute Abstieg.

Nun sollen zwei bekannte Namen aus Deutschland das Ruder herumreißen: der frühere Zweitliga-Coach Tomas Oral und Michael Henke, langjähriger Assistent von Trainer-Ikone Ottmar Hitzfeld bei Borussia Dortmund und Bayern München.

„Ich wollte eine Aufgabe übernehmen, mit der ich mich zu 100 Prozent identifizieren kann. Es ist ein toller Traditionsklub, für den ich alles geben werde, um den Erwartungen gerecht zu werden“, sagt Oral zu SPORT1.

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Zwei deutsche Trainer sollen es richten

In Zürich feiert Oral, zuletzt war er vor eineinhalb Jahren beim SV Sandhausen tätig, nicht nur mit Henke ein Wiedersehen. Beim FC Ingolstadt arbeitete Oral einst mit Harald Gärtner zusammen, der heute Europa-Chef des Los Angeles FC ist. Der MLS-Klub wiederum ist der Besitzer der Grasshoppers. Im Januar dieses Jahres verkaufte die chinesische Geschäftsfrau und Ex-Besitzerin Jenny Wang den Schweizer Traditionsklub.

Der 51 Jahre alte Oral ist nicht der erste deutsche Trainer der Klubgeschichte: In Zürich wirkten unter anderem schon Thorsten Fink, Michael Skibbe und einst auch Legenden wie Hitzfeld und Hennes Weisweiler. Oral wird von vielen GC-Anhängern in den sozialen Medien allerdings nicht ohne Skepsis empfangen.

Angeblich sollen namhafte Trainer zuvor abgesagt haben, darunter Peter Zeidler, der lange in St. Gallen und zuletzt kurz beim VfL Bochum tätig war, sowie Patrick Rahmen, der vor ein paar Wochen bei Meister Young Boys Bern entlassen wurde. „Ich habe den absoluten Glauben daran, dass die Fans mir eine faire Chance geben“, betonte Oral bei seiner Vorstellung.

Sportchef Stephan Schwarz versicherte, Oral sei nicht die zweite, dritte oder vierte Wahl gewesen - es hätte kein „Ranking“ in der engeren Kandidatenauswahl gegeben.

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Henke: „Tiefer geht‘s nicht“

Auch Henke - der an Hitzfelds Seite 1997 die Champions League mit dem BVB und 2001 mit Bayern gewann - freut sich auf die neue Aufgabe, wenngleich er sich der besonderen Herausforderung bewusst ist. „Natürlich ist die Situation schwierig, wir sind Tabellenletzter - tiefer geht‘s nicht. Aber der Verein und die Mannschaft haben viel mehr Potenzial, als es der aktuelle Tabellenstand zeigt“, sagt der 67-Jährige SPORT1. „Wir sind zuversichtlich, denn die Arbeitsbedingungen hier sind gut, und man hat alle Möglichkeiten.“ Benno Schmitz, der zuvor sechs Jahre beim 1. FC Köln spielte, ist seit Sommer bei den Grasshoppers.

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Für Oral findet Henke nur lobende Worte und bremst die Kritiker ein: „Ich kenne seine Qualitäten und weiß, wie er arbeitet. Er hat schon oft überrascht und war dabei meist erfolgreich.“ 2012 rettete Oral den FC Ingolstadt vor dem Abstieg in die Dritte Liga. Im November 2011 hatte er die Schanzer mit neun Punkten auf dem letzten Tabellenplatz übernommen. 2015 schaffte er in der Zweiten Liga den Klassenerhalt mit dem FSV Frankfurt. 2021 stieg Oral mit dem FCI in die Zweite Liga auf.

Zur erneuten Zusammenarbeit und ihrem besonderen Verhältnis erklärt Henke: „Eigentlich hatten wir schon länger vor, nochmal zusammenzuarbeiten. Wir verstehen uns blind, wissen genau, was wir wollen und was der eine vom anderen braucht. Das ist eine optimale Kombination, mit der man sehr viel erreichen kann. Wir beide sind einfach perfekt aufeinander abgestimmt.“

Stiel: „Gemeinsam ein starkes Team“

Zum Züricher Trainerteam gehört ein weiterer bekannter Name aus alten Bundesliga-Zeiten: Torwartcoach Jörg Stiel, von 2001 bis 2004 Torhüter bei Borussia Mönchengladbach.

Stiel, der schon seit 2021 im Klub ist, hat ein gutes Gefühl, was die beiden Neuzugänge betrifft. „Tomas und Michael kennen sich bereits aus ihrer gemeinsamen Zeit, und man merkt deutlich, dass sie ein eingespieltes Duo sind. Das gesamte Team harmoniert gut miteinander, was ein wichtiger Faktor ist“, sagt der 56-Jährige zu SPORT1. „Tomas bringt mit seiner dynamischen Art viel Energie ein, während Micha durch seine ruhige Art einen ausgleichenden Einfluss hat. Gemeinsam bilden sie ein starkes Team und haben das Potenzial, viel zu bewegen.“

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Die Schweizer Tageszeitung Blick konstatierte soeben, dass es zuletzt vor allem an Kampfgeist, Wille und Leidenschaft gemangelt hätte. Zudem fehlten Leaderpersönlichkeiten und Identifikationsfiguren. Auch der Teamgeist lasse zu wünschen übrig, 25 Spielerverträge liefen demnächst aus. Seit Gärtner das Zepter übernommen hat, verschlissen sich mit Marco Schällibaum und Bruno Berner bereits zwei Trainer, die als frühere Grasshoppers-Spieler Identifikationsfiguren waren.

Oral und Henke haben diesen Bezug nicht: Viel über den Klub erfahren hat Henke allerdings von Weggefährte Hitzfeld, der von 1988 bis 1991 GC trainierte, bevor er dann Borussia Dortmund übernahm: „Ottmar hat mir viel über den Klub von damals und seine Erfahrungen erzählt, sodass ich ziemlich genau wusste, was mich hier erwarten würde.“

Henke jedenfalls hat einen guten Eindruck vom neuen Arbeitgeber: „Mit den Voraussetzungen, die wir hier vorfinden, ist es kein Himmelfahrtskommando.“

Henke erklärt den Rettungsplan

Wie das neue Trainerduo nun dem kriselnden Team seinen Stempel aufdrücken will? Henke berichtet: In den ersten Einheiten habe man versucht, „Spaß und Überzeugung ins Team zu bringen. Wir wollen den Spielern auch vermitteln, wie wir spielen möchten und was unsere Prinzipien sind. Dabei hören wir genau in die Mannschaft hinein, sei es in Einzelgesprächen, Gruppengesprächen oder Mannschaftssitzungen.“

Die Philosophie würden er und Oral auch mithilfe von Videos vermitteln, „um den Plan für das nächste Spiel klarzumachen. Zunächst wollen wir uns komplett auf den nächsten Gegner fokussieren.“

Heute Abend (18 Uhr) kommt es für das neue Trainerduo gleich im ersten Heimspiel im Letzigrund zum Duell mit dem FC Winterthur, der zwei Punkte mehr auf dem Konto hat und als einziges Team derzeit in Reichweite liegt.

Mehr als ein erster Schritt aus der Krise kann aber auch im besten Fall nicht gelingen. Auch Stiel verdeutlicht, dass eine Herkulesaufgabe vor dem neuen deutschen Trainer Duo liegt: „Es ist jetzt entscheidend, das Vertrauen der Fans wieder aufzubauen. Das können wir nur gemeinsam schaffen - durch positive Ergebnisse und indem wir GC wieder an einen Punkt bringen, an dem alle zufrieden sind. Das große Potenzial dieses Klubs muss wieder geweckt werden.“