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Wie ein legendäres Fußball-Wunderkind seine Karriere ruinierte

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Wie ein legendäres Fußball-Wunderkind seine Karriere ruinierte

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Der Karriere-Ruin eines Wunderkinds

Freddy Adu wurde einst als neuer Pelé gefeiert, seine Karriere erlitt stattdessen völligen Schiffbruch. Was ist bei dem einstigen US-Jungstar schiefgelaufen?
Freddy Adu beim MLS SuperDraft 2004
Freddy Adu beim MLS SuperDraft 2004
© Getty Images
Freddy Adu wurde einst als neuer Pelé gefeiert, seine Karriere erlitt stattdessen völligen Schiffbruch. Was ist bei dem einstigen US-Jungstar schiefgelaufen?

Über 20 Jahre ist er mittlerweile her, der berühmt-berüchtigte MLS SuperDraft 2004.

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Gerhard Schröder war damals Bundeskanzler, in den Top 20 der deutschen Charts standen Limp Bizkit, Alexander Klaws, die No Angels und Scooter mit „Jigga Jigga“. Fernsehzuschauer und Feuilletons beschäftigten sich mit einer umstrittenen neuen Sendung namens „Ich bin ein Star - holt mich hier raus!“, Gesundheitsbehörden mit einer tückischen Krankheit namens Vogelgrippe.

Die Bundesliga, angeführt vom Herbstmeister und späteren Champion Werder Bremen mit Trainer Thomas Schaaf und Toptorjäger Ailton, machte sich für den Rückrundenstart bereit. Und im MLS SuperDraft 2004 wurde auf Platz 1 ein 14 Jahre altes Wunderkind gepickt, das die Fußball-Welt erobern sollte: Freddy Adu!

Was war das für eine Geschichte damals: Die Mutter des Jungen aus Ghana - eine Kindheitsfreundin von Bundesliga-Legende Anthony Yeboah - hatte in einer Verlosung eine Green Card gewonnen, die Aufenthaltsgenehmigung in den USA. Der Sohn, den Mama Adu mitbrachte, erwies sich als riesige Fußballbegabung, der kleine Freddy umdribbelte bei Nachwuchsspielen Mitspieler, die teils viele Jahre älter waren, weckte damit weltweite Aufmerksamkeit in der Szene.

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Adu schlug Angebote von Inter Mailand und Manchester United aus, unterschrieb stattdessen als jüngster Athlet überhaupt einen Profideal im US-Sport. Der mediengewandte Teenager wurde ausgestattet mit Verträgen von Nike und Pepsi, in einem Werbespot für die Zitronenlimo Sierra Mist spielte er an der Seite eines gewissen Pelé.

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Freddy Adu - am vergangenen Sonntag 35 Jahre alt geworden - wurde inszeniert, als ob eine Mega-Karriere unausweichlich wäre. Dass es für ihn dann nicht ganz so Jigga Jigga lief, wie es Anfang 2004 den Anschein hatte, ist inzwischen eine Legende für sich.

Was genau war da eigentlich nochmal passiert mit dem vermeintlichen Wunderjungen, der seit vielen Jahren in der Versenkung verschwunden ist?

Auch der FC Ingolstadt schickte ihn weg

Zu keinem Zeitpunkt in seiner Karriere konnte Adu das Talent, das er zweifellos hatte, so auf den Platz bringen, wie es der Hype versprochen hatte.

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Nachdem er als Jungstar bei D.C. United und Real Salt Lake in der MLS mal mehr, mal weniger erfolgreich wirkte, wurde 2007 der Wechsel nach Europa zum Karriere-Knackpunkt: Der Offensivspieler unterschrieb in Lissabon beim portugiesischen Traditionsklub Benfica - wo er jahrelang vergeblich um den Durchbruch kämpfte.

Viermal wurde Adu ausgeliehen, zur AS Monaco, nach Griechenland, in die Türkei, nichts half ihm, dauerhaft Fuß zu fassen. Adu wurde zu einem von vielen Fußball-Globetrottern, kehrte zurück in die USA, spielte in Brasilien, Serbien, Finnland. 2011 führte ein Probetraining beim FC Ingolstadt zu nichts, Ende 2018 sortierte ihn der US-Zweitligist Las Vegas Lights aus.

„Unsere Fans haben seinen Namen gerufen: ‚Freddy, Freddy!‘“, berichtete ein ungenannter Klubinsider in einem ESPN-Porträt vor fünf Jahren - Adus Geschichte sei in den USA immer noch sehr präsent: „Dann haben sie ihn spielen sehen und die Rufe haben aufgehört.“ Der Adu, den er erlebt hätte, sei „ein Körper ohne Seele, ohne Spirit, ohne Hunger“ gewesen, ergänzte der damalige Trainer Jose Luis Sanchez Sola. Adu sei mit Übergewicht und völlig außer Form in Las Vegas angekommen, hieß es.

Nach dem Aus in Las Vegas war Adu für längere Zeit ohne Klub, arbeitete als Jugendcoach. Im Corona-Jahr 2020 folgte nochmal eine überraschende Rückkehr, Adu heuerte bei Österlen FF an, in der dritten schwedischen Liga.

„Habe in der Vergangenheit ein paar Schritte ausgelassen, aber jetzt habe ich die Chance, es richtig zu machen. Bin aufgeregt und bereit wie nie“, kündigte Adu vollmundig an.

Was stattdessen passierte, war ein weiteres Fiasko: Adus Vertrag wurde einen Monat nach seiner Ankunft aufgelöst. Adu behauptete, Opfer eines internen Machtkampfs gewesen zu sein, weil er gegen den Willen des Trainers Agim Sopi verpflichtet worden sei. Sopi selbst stellte es anders dar und Adu ein vernichtendes Zeugnis aus: „Er hat erzählt, dass er seine Karriere neu beginnen will und man denkt dann, er will sich von seiner besten zeigen. Stattdessen kam er komplett untrainiert hierher, Fitnesszustand null.“ Adu habe einen Monat Bewährungszeit bekommen - und auch in dieser Zeit „kaum mit uns trainiert“.

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"Er war nie ein Arbeitstier"

In Adus Karriere lief nicht alles schlecht, immerhin 17 Mal wurde er zu besseren Zeiten ins US-Nationalteam berufen. Ein Unterschiedmacher aber war er dort nie, Nordamerikas Pelé schon gar nicht - auch wenn seine groß vermarktete Wunderkind-Story trotz allem keine unwesentliche Rolle bei der Popularisierung des Männerfußballs in den USA spielte.

Der allgemeine Eindruck ist, dass Adu als Jugendlicher herausragte, weil er körperlich und technisch weiter war als die meisten Altersgenossen und dass sich der Vorsprung relativierte, als er ins Erwachsenenalter kam. Auch die üblichen Spekulationen, ob Adu sich womöglich älter gemacht hatte, als er war, verfolgten ihn.

US-Jugendcoach Arnold Tarzy, der als Entdecker Adus gilt, nannte in einem ESPN-Porträt vor einigen Jahren eine andere Erklärung: „Er war nie ein Arbeitstier. Er musste es nie sein. Ihm fiel alles leicht.“ Dass er sein Talent irgendwann durch Fleiß hätte ergänzen müssen, hatte Adu anscheinend bis zuletzt nicht realisiert.

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Auch er selbst räumt mittlerweile ein, dass der frühe Hype seiner Einstellung nachhaltig geschadet hat. „Ich hatte schon als Teenager die Gelegenheit, an Orte zu gelangen, an denen ich nicht hätte sein sollen. Bar-Besuche, solche Sachen“, blickte er im vergangenen Jahr bei CBS zurück: „Und ich habe das genossen, statt mich auf Dinge wie Regeneration, Ernährung, Fitness und meinen Körper zu kümmern.“

"Jetzt habe ich die Chance, es richtig zu machen"

Die Geschichte von Adu ist zum x-fach ausgebreiteten Musterbeispiel für die Geschichte des abgestürzten Wunderkinds geworden, gerne auch mit viel Häme erzählt. Als „Adu Adabei“ verspottete ihn einmal die Neue Zürcher Zeitung - im Jahr 2008.

Umso erstaunlicher kann man finden, wie unbeirrt Adu das alles weggesteckt und trotzdem weitergemacht hat. Heute arbeitet er - wie vor seiner letzten aktiven Station - als Jugendcoach in seiner Heimatregion Maryland und kokettierte noch vor einiger Zeit noch immer mit einem weiteren Comeback.

„Ob ihr es glaubt oder nicht: Ich denke immer noch darüber nach, nochmal zu spielen“, sagte er Ende 2022 in einem Interview mit Sport Bible: „Noch bin ich jung genug.“