Von Begriffen wie „Wunderkind“ oder „Phänomen“ will Cavan Sullivan nichts wissen - und doch fällt es angesichts seiner Leistungen schwer, ohne sie auszukommen. Der gerade einmal 14-jährige US-Amerikaner, geboren am 28. September 2009, gilt als einer der besten Fußballer seiner Generation.
Der vielleicht beste 14-Jährige der Welt
Sein Name sorgt in der Fußballwelt bereits derart für Aufsehen, dass er einen Vorvertrag beim englischen Premier-League-Giganten Manchester City besitzen soll - gültig ab Sullivans 18. Geburtstag im Jahr 2027. Zunächst aber bleibt er in den USA, wo er kürzlich einen neuen Vertrag bei MLS-Klub Philadelphia Union unterzeichnete.
Sullivan auf den Spuren von Freddy Adu
„Es ist der Klub meiner Kindheit. Es gibt nichts Besseres als Zuhause“, erklärte Sullivan anlässlich des neuen Kontrakts, der ihn laut US-Medien zum teuersten Eigengewächs in der Geschichte der US-amerikanischen Profiliga macht. Und der nächste Rekord wartete schon: Ein Einsatz in der Nacht auf den 18. Juli ließ Sullivan mit 14 Jahren und 293 Tagen zum jüngsten Debütanten der MLS-Geschichte werden!
Das Schicksal des bisherigen Rekordhalters Freddy Adu erklärt womöglich auch Sullivans Zurückhaltung in Sachen voreiliger Lobeshymnen: Der bislang jüngste eingesetzte Spieler und zugleich jüngste Torschütze der MLS-Geschichte schaffte nach seinem Raketenstart im Jahr 2004 nie den erwarteten ganz großen Durchbruch. Nachdem er in Europa zumindest kurzfristig bei namhaften Klubs wie Benfica Lissabon und AS Monaco unter Vertrag gestanden hatte, begann anschließend eine Transferodyssee über mehrere Kontinente, ehe Adu 2021 mit erst 31 Jahren und nach gerade einmal 17 A-Länderspielen für die USA seine Karriere beendete.
Bei Sullivan soll das anders laufen: Zwar soll er es in Philadelphia möglichst bald zum Stammspieler in der ersten Mannschaft schaffen, gleichzeitig kann der junge Mittelfeldspieler noch einige Jahre in seiner Heimat bleiben, um weiter zu reifen, bevor er höchstwahrscheinlich nach Europa wechselt.
Cavan Sullivan: Interesse von Real Madrid und FC Bayern?
Ein Blick auf seine bisherige Karriere erklärt das Interesse der größten Klubs der Welt. Denn auch Real Madrid, Paris Saint-Germain und der FC Bayern sollen interessiert gewesen sein.
Schon bevor er überhaupt reden konnte, soll er ständig versucht haben, den Ball zu treten, wie seine Eltern berichten. Motiviert haben ihn dabei vor allem seine drei älteren Brüder. „Mein ganzes Leben lang zu spielen, hat mich zu dem gemacht, was ich bin“, sagt Sullivan: „Ständig in und um das Spiel herum zu sein, ist etwas, das nicht viele Menschen haben“.
Solange er sich erinnern kann, ist Cavan ist in die Fußstapfen seines fünfeinhalb Jahre älteren Bruders Quinn getreten. Quinn begann mit zwölf Jahren in der Juniorenakademie des Vereins und spielte in der Akademie und in der Reserve des Vereins, bevor er 2021 einen Vertrag bei der ersten Mannschaft unterschrieb.
Und doch deutet sich seit geraumer Zeit an, dass Cavan das Potenzial hat, seinen älteren Bruder in den Schatten zu stellen: Seit 2020 ist er Nachwuchsspieler bei Philadelphia Union, spielte für die U15 MLS NEXT-Mannschaft der Union Academy, die U17 MLS NEXT-Mannschaft und die Philadelphia Union II MLS NEXT Pro-Mannschaft. Und in all diesen Teams machte er sich einen Namen.
Cavan Sullivan sorgt für Furore
Im Frühjahr 2022 spielte er als 12-Jähriger sogar auf Probe bei der U15 von Borussia Dortmund beim Kevin De Bruyne Cup in Belgien. Im vergangenen Jahr führte Sullivan dann die USA zum Sieg bei der Concacaf Boys‘ Under-15 Championship, womit die USA das Turnier zum ersten Mal überhaupt gewinnen konnten. Sullivan wurde mit vier Toren als bester Spieler des Turniers mit dem Goldenen Ball ausgezeichnet - und das zugleich als jüngster Spieler.
Beim Generation adidas Cup 2023 verhalf der damals erst 13-Jährige der U15-Mannschaft von Philadelphia Union zum Einzug ins Finale und besiegte dabei so namhafte Mannschaften wie den FC Valencia, den FC Arsenal und Real Madrid. Beim Spiel gegen Arsenal fiel er besonders auf: Bereits nach einer Minute erzielte er ein Tor. Aufgrund seines herausragenden Spiels wurde Sullivan sogar in die beste Elf des Turniers gewählt.
Die familiären Voraussetzungen für eine Karriere im Zukunft wurden ihm nicht nur durch den älteren Bruder in die Wiege gelegt: Die ganze Familie Sullivan verkörpert die Fußballkultur von Philadelphia bis ins Mark. Seine Eltern spielten professionell Fußball, ebenso wie sein Onkel, der sogar lange als Technischer Direktor bei Union beschäftigt war. Sein Großvater war als Trainer tätig.
Manchester City muss noch auf Sullivan warten
Aktuell pendelt Sullivan noch zwischen der Reservemannschaft von Philadelphia Union und deren U17. Sollte er den Durchbruch in die erste Mannschaft schaffen, wünscht er sich derweil nichts mehr als diese eine Sache: mit seinem Bruder Quinn zusammenzuspielen. „Es war schon immer ein Traum von mir, mit ihm zu spielen, also hoffe ich, dass ich ihn bald verwirklichen kann“, verriet Cavan.
Der Schritt zu Manchester City ist hingegen noch in weiter Ferne: Frühestens 2027 werden die Citizens Sullivan in England begrüßen können - allerdings ist der Verein dafür bekannt, seine Akademie mit potenziellen Stars der Zukunft zu bestücken. Der Haken an Deals wie jenem mit Sullivan: Englische Premier-League-Klubs dürfen Spieler wie ihn erst mit 18 Jahren unter Vertrag nehmen.
Im Übrigen könnte Sullivan in Zukunft nicht nur ManCity-Anhänger, sondern auch deutsche Fußballfans verzücken: Seine Mutter Heike ist in Deutschland geboren, ihr Sohn hätte damit die Möglichkeit, das DFB-Trikot zu tragen. Nach Informationen von ran soll sich der deutsche Verband bereits über das Wunderkind aus den USA informiert haben. Anhand seiner bisherigen Aussagen lässt sich allerdings vermuten, wie gering die Chancen des DFB sind, schließlich fühle er sich als US-Amerikaner und spreche kein Deutsch.
Sullivan? „Hype steigt ihm nicht zu Kopf“
Dass er schon in jungen Jahren weltweit für Aufsehen sorgt, scheint dem 14-Jährigen derweil nichts auszumachen. Selbstbewusst und offensichtlich unbeeindruckt sagt er: „Ich höre eigentlich gar nicht darauf, wie man mich nennt oder was man über mich sagt. Es ist wirklich nur das, was ich von mir selbst denke.“
Marlon LeBlanc, Trainer von Union II, sieht darin einen der Gründe für Sullivans Erfolg: „Dieser ganze Hype um ihn steigt ihm nicht zu Kopf. Das ist es auch, was es ihm ermöglicht, in unser Umfeld zu kommen und trotzdem mutig und kühn zu sein.“
Klingt nach guten Voraussetzungen für Sullivan, um den Sprung vom außergewöhnlichen Talent zu einem wirklich großen Namen der Fußballwelt zu schaffen - ganz egal, ob man ihn jetzt „Wunderkind“ nennt oder nicht.