Die Fußball-Welt trauert um Cesar Luis Menotti. Argentiniens früherer Weltmeister-Trainer starb laut einer Mitteilung des nationalen Verbandes AFA im Alter von 85 Jahren. Zur Todesursache des auch als „El Flaco (Der Dürre)“ bekannten Kettenrauchers machte die AFA keine Angaben. Klubs wie der FC Barcelona oder Real Madrid drückten noch am Abend ihre Trauer aus.
Fußball trauert um Trainer-Legende
Menotti genoss in seiner argentinischen Heimat besonders aufgrund des ersten WM-Titels für die Südamerikaner beim WM-Turnier 1978 im eigenen Land bereits zu Lebzeiten den Status einer Legende. Die Zuneigung der Fans war umso stärker, als dass der frühere Profi bei der Ausrichtung seiner Mannschaften zumeist auf eine attraktive Spielweise großen Wert legte. Die Bevölkerung rechnete Menotti außerdem auch seine distanzierte Haltung gegenüber Argentiniens damaliger Militärjunta sehr hoch an.
Menotti von Argentinien zum FC Barcelona
Ein Jahr nach Argentiniens misslungener WM-Titelverteidigung 1982 in Spanien trat Menotti als Nationaltrainer nach neunjähriger Amtszeit zurück. Unmittelbar danach heuerte er als Coach beim FC Barcelona an, wo Menotti seinen bisherigen Schützling Diego Maradona und auch den deutschen Mittelfeldstar Bernd Schuster trainierte.
„Ansonsten saß er auf der Bank und rauchte 50 Zigaretten“
Unter Menottis einjähriger Regie gewannen die Katalanen auf nationaler Ebene den Pokalwettbewerb, den damaligen Ligapokal und den Supercup. Die drei Titel waren seine einzigen Erfolge als Trainer in Europa. Seine späteren Engagements bei Barcelonas Ligarivale Atletico Madrid (1987 bis 1988) und beim italienischen Erstligisten Sampdoria Genua endeten ohne den Gewinn vom Trophäen.
In Spielerkreisen war Menotti wegen seiner menschlichen Qualitäten sehr beliebt. "Ein Toptrainer, aber wenn er mit einem Spieler geredet hat, hat er gefragt, ob es Frau und Kindern gut geht. Ansonsten saß er auf der Bank und rauchte 50 Zigaretten", charakterisierte etwa Schuster einmal seinen ehemaligen Trainer.
Infantino und Messi würdigen Menotti
FIFA-Präsident Gianni Infantino hat den ehemaligen Weltmeistertrainer gewürdigt. „Viele Trainer sind Menottis Vision des schönen Spiels gefolgt, und seine Spielphilosophie wird sein Vermächtnis sein. César liebte sein Land so sehr, wie Argentinien ihn liebte. Er wird für immer im Gedächtnis der Fußballwelt bleiben“, schrieb der FIFA-Präsident auf Instagram.
Lionel Messi, der als Kapitän Argentinien 44 Jahre später in Katar zum dritten WM-Titel führte, schrieb: „Eine der großen Figuren unseres Fußballs hat uns verlassen. Mein Beileid an seine Familie und Angehörigen.“
Und auch Mario Kempes, der als Spieler 1978 unter Menotti den WM-Titel mit Argentinien feierte, richtete rührende Worte an seinen Ex-Coach. „Cesar Menotti war viel mehr als nur ein Kollege, er war ein Freund und ein unschätzbarer Mentor für mich. Seine Leidenschaft für das Spiel, seine taktische Weisheit und seine Bescheidenheit inspirierten ganze Generationen von Spielern und Trainern, mich eingeschlossen.“
Pep Guardiola als Bewunderer
Menottis Wort hatte seit jeher Gewicht. Auch und besonders für Pep Guardiola, der Menottis Idee vom schönen Spiel verehrte und ihn auch aufsuchte, bevor er 2013 sein Amt beim FC Bayern antrat. Guardiola, sagte Menotti einmal, „versteht, dass die einzige Wahrheit des Lebens das Lernen ist, bis zum Tod“. Es gebe zudem zwei Wege beim Fußball.
„Entweder man verwandelt den Platz in ein Schlachtfeld, wo die wilden Pferde herumlaufen. Oder du machst ihn zu einer Werkstatt, in dem Handwerker Kunstwerke schaffen. Das ist Guardiola. Wenn du einer Mannschaft von Guardiola zuschaust, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass sie dich der Schönheit annähert.“
Guardiola habe zudem verstanden, dass sich „aus der Ordnung heraus eine große Freiheit für das Abenteuer“ ergebe, „aber immer wieder mit sofortiger Rückkehr aus dem Abenteuer zur Ordnung“.
Nach dem Ende seiner Laufbahn als Trainer, in deren Verlauf Menotti Anfang der 90er Jahre auch als mexikanischer Nationalcoach arbeitete, blieb Menotti dem Fußball als Beobachter verbunden. Bei mehreren WM-Turnieren analysierte „El Flaco“ sowohl für den Weltverband FIFA als auch für TV-Sender die Spiele.
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mit Sport-Informations-Dienst (SID)