Die Stimme von Kapitän Marlon Pack brach mehrmals. „Es war eine unglaubliche Saison. Schauen Sie sich an, was das bedeutet“, sagte Pack bei Sky Sports und deutete auf die ausgelassen feiernde Menschenmenge, die den Rasen des Fratton Park geflutet hatte.
Drama-Comeback nach drei Insolvenzen
„Das ist der Grund, warum ich zu diesem Fußballklub zurückgekehrt bin. Zu dem Klub, den ich als kleiner Junge angefeuert habe“, sagte der 33-Jährige. „Ich war dort unten, als wir vor über 20 Jahren aufgestiegen sind.“
2003 stieg der FC Portsmouth zuletzt in die Premier League auf und feierte mit dem Gewinn des FA Cups 2008 den größten Erfolg der jüngeren Geschichte. Doch es folgte ein beispielloser Absturz bis in die viertklassige League Two. Vergangene Woche machte Pompey mit einem dramatischen 3:2-Sieg gegen den FC Barnsley vorzeitig die Meisterschaft in der League One und damit die Rückkehr in die zweitklassige Championship nach zwölf Jahren perfekt.
„Wer braucht Mourinho, wir haben Mousinho“
„Für mich ist ein Traum wahr geworden“, sagte Kapitän Pack, der 2022 in seine Geburtsstadt an der englischen Südküste zurückgekehrt war.
Vater des Erfolgs ist Trainer John Mousinho. Der 37-Jährige trat im Januar 2023 in Portsmouth seine erste Station als Cheftrainer an und feierte mit dem Aufstieg nun den größten Erfolg seiner noch jungen Karriere.
„Wer braucht Mourinho, wir haben Mousinho“, feierten seine Spieler ihren Coach in Anlehnung an den Fast-Namensvetter José Mourinho. Mousinho selbst sagte bei der BBC: „Cheftrainer zu sein, ist ein Privileg. Hoffentlich können wir noch ein paar solcher Abende erleben.“
Das Drama gegen Barnsley, bei dem Pompey zweimal einen Rückstand aufholte und durch einen Kopfball von Conor Shaughnessy in der 89. Minute den Sieg sicherte, dient zugleich als Sinnbild für die Turbulenzen rund um den Klub in den vergangenen Jahren.
„Es fällt mir schwer, das zusammenzufassen“, meinte Mousinho. „Aber was in den vergangenen 15 Jahren mit diesem Verein passiert ist und wie schwierig es war, am Rande der Pleite zurückzukommen und eine Nacht wie diese zu erleben, ist unglaublich.“
Pompey feiert Comeback nach chaotischen Jahren
Das Chaos begann eigentlich schon ein paar Jahre, bevor Kapitän Sol Campell und seine Teamkollegen um Stars wie Sulley Muntari, Niko Kranjcar und Milan Baros dank eines Treffers von Nwankwo Kanu im Finale des FA Cups 2008 Cardiff City mit 1:0 bezwangen.
Seit 2006 ging der Klub durch mehrere Hände. Der serbisch-amerikanische Geschäftsmann Milan Mandaric, der kurz nach einer ersten Insolvenz im Dezember 1998 eingestiegen war, verkaufte zunächst 50 Prozent der Anteile, später dann den ganzen Klub an den französisch-israelischen Geschäftsmann Sacha Gaydamak, den einzigen Sohn des russischen Waffenhändlers Arcadi Gaydamak.
Ein Phantom als Eigentümer
Es folgten Besitzer, denen ein immer zwielichtigerer Ruf vorauseilte. Nachdem Sulaiman Al Fahim Pompey im August 2009 von Gaydamak übernommen hatte, veräußerte der Geschäftsmann aus Dubai den Verein keine zwei Monate später an den saudi-arabischen Unternehmer Ali Al-Faraj.
Unter Fans kursierte der Spitzname „Al-Mirage“, da Zweifel bestanden, ob Al-Faraj überhaupt existierte. Weder wurde er bei einem Portsmouth-Spiel gesichtet, noch tauschte er sich jemals mit Verantwortlichen des Klubs aus. Es gab Gerüchte, dass Al-Faraj dem folgenden Eigentümer Balram Chainrai ohnehin nur als Strohmann diente.
Das Chaos wirkte sich auch auf das Sportliche aus. Der zweimalige Englische Meister, für den Kevin-Prince Boateng 2010 im FA-Cup-Finale mit einem üblen Tritt gegen Chelsea-Star Michael Ballack für Schlagzeilen sorgte, erlebte einen beispiellosen Absturz. Nach zwei Insolvenzen binnen drei Jahren wurde der Traditionsklub bis in die Viertklassigkeit durchgereicht.
Fans retten Pompey vor dem endgültigen Aus
Als Pompey endgültig von der Bildfläche zu verschwinden drohte, retteten Fans ihren Herzensverein. Im April 2013 übernahm der „Pompey Supporters Trust“ (PST) den am Boden liegenden Klub, 18 Monate später waren alle Schulden getilgt. Die Zwangsverwaltung durch die englische Fußballiga wurde aufgehoben.
Als „Shit or Bust“-Moment (so viel wie „alles oder nichts“) beschrieb der Pompey-Fan und spätere Präsident Ian McInnes bei The Athletic im vergangenen Jahr -anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Rettung - den Moment der Übernahme.
„Ich würde gerne sagen, dass wir einen Masterplan für das hatten, was wir erreichen wollten, aber wir hatten keinen“, sagte Ashley Brown, Vorsitzender des „Pompey Supporters Trust“. „Was wir jedoch hatten, war eine gute Mischung aus Persönlichkeiten und Fähigkeiten. Unsere ersten Treffen fanden in Kneipen statt, aber unsere Herangehensweise war professionell.“
Verkauf an früheren Disney-Chef
Der 1858 gegründete Klub verstand sich immer als Arbeiterverein. „Wir hatten auf unserem Weg ein bisschen Glück - das braucht jeder -, aber wir hatten die gesamte Fanbasis hinter uns und dabei hat uns die Portsmouth-Mentalität geholfen. Wir wollten gegen diese Gauner nicht verlieren“, sagte Brown.
2017 verkaufte der PST den Verein für sechs Millionen Pfund (rund sieben Millionen Euro) an den damaligen Disney-Chef Michael Eisner.
„Ich denke immer noch, dass wir zu früh und zu billig verkauft haben“, erklärte Brown rückblickend. Dennoch sieht er Pompey gut aufgestellt. „Ich bin nicht mit jeder Entscheidung der Eisners einverstanden, aber sie sind keine schlechten Eigentümer. Sie haben 28 Millionen Pfund investiert und das ist alles Eigenkapital.“
Mit dem Championship-Comeback ist der FC Portsmouth nun dem ganz großen Traum von einer Rückkehr in die Premier League einen Schritt näher gekommen.