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Der Fußball-Torhüter mit der irrsten Parade ever - und vielen Skandalen

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Der Fußball-Torhüter mit der irrsten Parade ever - und vielen Skandalen

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Das wurde aus Kult-Keeper Higuita

Heute vor 28 Jahren überraschte Torwart-Legende René Higuita die Fußballwelt mit einer nie dagewesenen Aktion. Es war der spektakuläre Höhepunkt einer Karriere, die auch viele Tiefen hatte.
René Higuita bei der Fußball-WM 1990
René Higuita bei der Fußball-WM 1990
© IMAGO/Buzzi
Heute vor 28 Jahren überraschte Torwart-Legende René Higuita die Fußballwelt mit einer nie dagewesenen Aktion. Es war der spektakuläre Höhepunkt einer Karriere, die auch viele Tiefen hatte.

Das Länderspiel zwischen England und Kolumbien am 6. September 1995 endete torlos, doch eine besondere Szene ging in die Fußball-Geschichte ein!

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Der englische Nationaltrainer Terry Venables gab damals nach dem Unentschieden zu Protokoll, „nie zuvor etwas Vergleichbares gesehen zu haben“.

Ein großes und lautes Raunen ging an diesem Abend durch das Wembley-Stadion! Und das war auch verständlich, wie René Higuita selbst bekräftigte: „Das ist eben etwas, das nur ein einziger Mensch auf der Welt kann.“ Doch was war passiert?

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Bei einem harmlosen Schuss von Jamie Redknapp aus der Distanz nahm „El Loco“ (der Verrückte, Anm. d. Red) nicht etwa die Hände, um den Ball zu fangen oder zu parieren, sondern plötzlich hob der Schlussmann vom Boden ab, flog unter dem herannahenden Leder hindurch, um im nächsten Moment den Ball mit zusammengeschlagenen Hacken in hohem Bogen in Richtung Spielfeldmitte zu katapultieren.

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Geboren war der Skorpion-Kick!

Kinder inspirierten Higuita zum Skorpion-Kick

Später erklärte der schillernde Paradiesvogel einmal, wo die Wurzeln der Aktion lagen, die ihm seinen Platz in der Fußball-Geschichte sicherte.

„Kinder waren schon immer meine Inspiration. Ich sah ihnen oft beim Spielen auf den Straßen oder im Park zu. Manchmal übten sie auch Fallrückzieher, und ich sagte einmal, es wäre doch toll, so etwas mal andersrum zu machen“, erklärte der mittlerweile 57-Jährige. „An diesem Tag in England bekam ich dann endlich den Ball, auf den ich fünf Jahre lang gewartet hatte!“

Er habe mit dieser einen Aktion „Kolumbien und mir selbst einen Platz auf der Fußball-Landkarte verschafft. Man erinnert sich immer wegen herausragender Taten oder Aktionen an Menschen, und genau so eine Aktion war das“, meinte Higuita.

Und tatsächlich: Seine tollkühne Aktion eroberte die ganze Welt. Von Alaska bis Samoa rieben sich die Menschen verwundert die Augen. In Kolumbien lief „el escorpión“ auch Monate danach täglich im Fernsehen.

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Dutzende Kinder und Jugendliche wurden mit aufgeschlagenem Kinn oder Brustbeinprellung in Krankenhäuser eingeliefert. Ärzte mussten öffentlich davon abraten, Higuitas wahnwitzige Flugeinlage nachzuahmen.

Für Kolumbiens damaligen Nationaltrainer Hernán Gómez „ist Higuitas Parade vieles: einzigartig, spektakulär, tollkühn und riskant. Vor allem aber ist sie eines: kreativ.“ Und in den Augen des Coaches wohl auch akut herzgefährdend!

„El Loco“ revolutionierte das Torwart-Spiel

„El Loco“ war eben kein klassischer Torhüter. Mit 1,75 Meter eigentlich auch zu klein. Trotzdem brachte es der Lockenkopf zu internationaler Berühmtheit.

Das lag weniger an seinen sportlichen Erfolgen, sondern vielmehr daran, dass er das Torwart-Spiel neu erfand. Higuita war ein Vorreiter der modernen Keeper von heute wie Manuel Neuer, Ederson oder Allison, die den Spielaufbau von hinten einleiten.

Der kolumbianische Nationaltorhüter fing früher als viele andere als eine Art Libero viele Bälle am oder gar vor seinem Strafraum ab. Berühmt-berüchtigt waren auch seine Solo-Läufe und Dribblings, wobei er gerne dem Gegner den Ball durch die Beine schob und sogar bis über die Mittellinie dribbelte.

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Higuita war ein Showman, der sogar als Torwart Elfmeter und Freistöße trat. 54 Tore erzielte er während seiner Karriere, 43 davon in Pflichtspielen. Jahrelang verzückte der Paradiesvogel das kolumbianische Volk - bis zur WM 1990 in Italien, wo Higuita mit Kolumbien Gruppengegner des deutschen Weltmeister-Teams war.

Im Achtelfinale wollte er Roger Milla veräppeln, den Stürmer-Oldie aus Kamerun, der bei dem Turnier ebenfalls zu einer global bekannten Kultfigur wurde (wie auch Higuitas Teamkollege Carlos Valderrama mit seiner unvergessenen Lockenmähne).

In der Verlängerung des Duells Kolumbien - Kamerun versuchte Higuita einen Trick gegen Milla, der aber luchste ihm den Ball ab und schob diesen spielentscheidend ins leere Tor. Diesmal lachte nicht Higuita über seine Gegner, sondern die Welt lachte über ihn!

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Drogen-Skandale und Schönheits-OPs im TV

Fortan verdribbelte sich Higuita immer mehr. 1991 bezeichnete er Pablo Escobar als seinen Freund und besuchte den mächtigsten und brutalsten Drogenhändler immer wieder im Gefängnis. Zwei Jahre später saß er selbst wegen einer Verwicklung in einen Drogendeal ein. „Es waren die schlimmsten neun Monate meines Lebens“, gestand „El Loco“ rückblickend.

Es blieb nicht das einzige Mal, dass Higuita Drogen zum Verhängnis wurden, mehrere Male handelte er sich wegen Kokainrückständen in Dopingproben Sperren ein.

Nach der Karriere blieb Higuita in Kolumbien durch teils seltsame TV-Auftritte präsent. Er nahm an mehreren, dem Dschungelcamp ähnlichen Reality-Shows teil, in der Sendung „Cambio Extremo“ ließ er das Publikum auch teilhaben an mehreren Schönheits-Operationen an Lippen, Kinn, Zahn, Mund und Kiefer.

Higuitas Leben war nie leicht

Abseits des Platzes hatte Higuita von Anfang an kein leichtes Leben: Er wuchs in Castilla, einem der schäbigsten Viertel in der ehemaligen Drogenhochburg Medellín auf. Dass er nicht wie seine Jugendfreunde auf die schiefe Bahn geriet, war seiner Großmutter geschuldet. Seine erste Frau verlor er früh.

Seinen Vater hatte der Kolumbianer nie kennengelernt, seine Mutter starb wenige Jahre nach der Geburt ihres Sohnes. Deshalb wuchs Higuita bei seiner Oma auf. Als sie vor wenigen Jahren verstarb, weinte er bitterlich: „Ich habe ihr so viel zu verdanken.“

Nichtsdestotrotz ist er in Kolumbien eine Legende, ein Mythos, auch weil Higuita es von weit unten nach ganz oben schaffte. Deshalb steht in Castilla auch eine Statue von ihm.

Die zahlreichen Skandale und Eskapaden nimmt Higuita kaum einer nachhaltig übel, das eint ihn mit dem ähnlich zwischen Genie und Wahnsinn gependelten Südamerika-Idol Diego Maradona. Er ist und bleibt einer von ihnen - und deshalb lieben und verehren sie ihn auch heute noch. Erst recht wegen seines Skorpion-Kicks - damals, am 6. September 1995.