Das Kapitel von Mario Balotelli beim Schweizer Klub FC Sion hat nach nur einem Jahr vorzeitig ein Ende gefunden. Der Italiener wechselte im Sommer 2022 als Sturmhoffnung vom türkischen Erstligisten Adana Demirspor in die Schweiz - und blieb mit nur sechs Toren in 19 Spielen deutlich hinter den Erwartungen der Verantwortlichen zurück.
Ein Jahr voller Eskapaden
„Ich will nicht Einzelne an den Pranger stellen. Aber wenn man einen Spieler holt, damit er zwanzig Tore macht, und er kommt auf fünf, kann man nicht zufrieden sein“, wurde Sion-Sportchef Barthélémy Constantin von der Tageszeitung Blick zitiert. Am Ende stieg der Klub erstmals seit 17 Jahren wieder in die zweite Liga ab, Balotelli löste seinen noch bis 2024 laufenden Vertrag einvernehmlich auf und kehrte in die Türkei zurück. Dort stand er am Sonntag erstmals im Kader, kam bei der 1:2-Pleite bei Kasimpasa aber nicht zum Einsatz.
Dass die Zeit des Italieners in Sion nicht ganz nebengeräuschfrei verlaufen sollte, zeichnete sich bereits früh in der vergangenen Saison ab. Ob wilde Partynächte, obszöne Gesten in Richtung der Fans oder Auseinandersetzungen mit dem eigenen Sportchef begleiteten Balotellis unrühmliches Kapitel, was auch Vereinspräsident Christian Constantin scharf kritisierte.
„Mario hat das Vertrauen, das wir in ihn gesetzt haben, nicht zurückgezahlt. Er hat uns auch nicht für die großen finanziellen Anstrengungen belohnt, die wir für ihn unternommen haben. Dieser Junge denkt, dass die Regeln, die für eine Mannschaft gelten, für andere Leute gemacht sind und nicht für ihn“, so der Boss gegenüber L‘Illustré.
Balotelli äußert Mafia-Vorwurf
Für den ersten großen Aufreger sorgte der Stürmer Anfang November 2022, als er sich während dem Auswärtsspiel beim FC Basel einen folgenschweren Aussetzer leistete. Er zeigte den Fans des Gegners den Mittelfinger - und teilte nach der Partie gegen den Schweizer Fußballverband aus. Einen Tag nach dem Stinkefinger-Skandal äußerte sich der Italiener auf Instagram in seiner Story zum Eklat und ließ seinem Ärger freien Lauf.
„Schweizerischer Verband: Ich weiß nicht, in was für einer Mafia Sie sind, aber glauben Sie mir, Spieler wie ich sind nicht stolz darauf, in einer Liga zu spielen, in der Ungerechtigkeit, Korruption und Unfähigkeit souverän sind“, polterte der 33-Jährige. Seinen Fehler sah er in der Folge zwar ein, schreckte aber nicht davor zurück, auch den Schiedsrichter zu beschuldigen.
„Ich habe einen Fehler gemacht, ich werde dafür bezahlen. Hat der Verband einen Fehler gemacht? Hat der Schiedsrichter Fehler gemacht? Das muss er auch bezahlen.“ Weder der Schiedsrichter noch der VAR ahndeten Balotellis Aussetzer. Die Geste blieb dennoch nicht ungestraft, er erhielt vom Schweizer Verband provisorisch ein Spiel Sperre.
Party-Exzesse im Trainingslager
Nach einem enttäuschenden Saisonstart trennte sich der Klub Ende November 2022 von Trainer Paolo Tramezzani, sein Nachfolger Fabio Celestini forderte vor allem Disziplin und Engagement ein.
Balotelli sollen die Worte des Schweizers recht egal gewesen sein, der ehemalige Superstar veranstaltete im Winter-Trainingslager in Marbella Partys in seinem Zimmer und erschien nach einer durchzechten Nacht in der Hotellobby. Das anschließende Testspiel gegen den VfB Stuttgart (0:3) verpasste der Italiener offiziell „verletzt“ - wohl aber aufgrund einer Disziplinarstrafe.
Auch in der Folge fehlte Balotelli immer wieder im Kader des FC Sion. Der 33-Jährige kam häufig zu spät zum Training und musste so die ersten drei Partien nach der Winterpause suspendiert von der Tribüne aus verfolgen.
Balotelli schlägt Sportchef ins Auge
Eine unglaubliche Geschichte soll sich nach Blick-Informationen im Februar zugetragen haben. Nach einem Spiel gegen Winterthur (1:1) sollen Balotelli und Sion-Sportchef Barthélémy Constantin gemeinsam auf eine Karnevalsparty gegangen sein. Wie es im Bericht heißt, verkleideten sie sich, um unerkannt zu bleiben.
Ein Partygast soll Balotelli allerdings erkannt haben, weshalb er seine Kamera zückte. Dem Italiener gefiel dies allerdings nicht wirklich. „Erst kam es zu Beleidigungen, dann flogen die Fäuste“, schreibt der Blick. Constantin soll daraufhin dazwischengegangen sein, um den Stürmer zu beruhigen - und kassierte versehentlich einen Faustschlag des Stürmers.
Das darauffolgende Spiel gegen St. Gallen verfolgte Constantin mit einem blauen Auge von der Tribüne, Balotelli stand trotz der Eskapaden auf dem Spielfeld. Die Partie verlor Sion mit 0:4 - und die Fans begannen vereinzelt Balotelli-Trikots auf der Tribüne zu verbrennen.