Benjamin Mendy wollte keine Fragen beantworten.
Mendys Urteil bewegt Fußballwelt
Der 28 Jahre alte Franzose legte den Arm um seine Anwältin Jenny Wiltshire, dann bahnte er sich den Weg durch das Meer aus Reportern und Kameraleuten, die vor dem Chester Crown Court im Nordwesten Englands auf ein Statement gewartet hatten.
„Benjamin Mendy möchte den Mitgliedern der Jury dafür danken, dass sie sich in diesem Prozess auf die Beweise konzentriert haben und nicht auf die Gerüchte und Unterstellungen, die diesen Fall von Anfang an begleitet haben“, sagte Anwältin Wiltshire am Freitag.
Mendy-Urteil stößt auf großes Echo
Wenig zuvor war der frühere ManCity-Star in zwei Fällen sexueller Delikte freigesprochen worden. Schon im Januar hatte das Gericht sechs weitere Vergewaltigungsvorwürfe gegen ihn fallengelassen. Das Ergebnis: Mendy ist ein freier Mann.
Sein Sieg vor Gericht stieß auf ein großes Echo in der Fußballwelt, darunter bei zahlreichen Stars der Szene, die sich mit dem ehemaligen französischen Nationalspieler solidarisierten und Gerechtigkeit forderten.
„Und was tun wir jetzt? Wer wird diesem Bruder helfen zu heilen? Wer wird für den Schaden, der seinem Namen zugefügt wurde, verantwortlich sein?“, schrieb Atlético-Profi Memphis Depay in einem umfangreichen Beitrag auf Social Media.
DFB-Stars Trapp und Rüdiger liken Beitrag
Der 29-Jährige holte sogar noch weiter aus und führte Mendys Fall auf eine gesamtgesellschaftliche Ebene.
„Wir können nicht akzeptieren, dass uns das als Sportler passiert. Wer wird für uns eintreten, wenn wir Hilfe brauchen - nicht wenn der Schaden schon angerichtet ist?“, fragte Depay – und forderte im gleichen Atemzuge: „Wendet euren Blick nicht ab, Leute“, wobei er die FIFA, die Premier League, Manchester City und die französische Nationalmannschaft direkt verlinkte.
Etliche Fußballer reagierten mit einem Like auf den Beitrag des Niederländers, dazu zählen Rio Ferdinand, Marco Alonso, Ivan Rakitic, Miralem Pjanic sowie die beiden DFB-Stars Antonio Rüdiger und Kevin Trapp. Kumpel Paul Pogba hatte bereits am Freitag den Freispruch für Mendy bei Instagram gefeiert.
„So wahr, Bruder“, kommentierte ManCity-Triplesieger Jack Grealish, der unlängst erst mit einem Grabscher-Video für Aufsehen sorgte – und versah seine Worte mit mehreren applaudierenden Händen sowie einem roten Herzen.
Reaktionen auf Mendy-Urteil „zum Kotzen“
Doch Depays Beitrag rief nicht nur Lob und Würdigung hervor, sondern auch harsche Kritik. So unter anderem bei der Journalistin Mara Pfeiffer, die anprangerte, Fußballer seien Angehörige „der vermutlich privilegiertesten Berufsgruppe der Welt“.
„Diese Leute sind so abgefüllt mit ihren Privilegien, so eingeschlossen in ihre Bubble, es ist wirklich unglaublich. Aber Spieler und Fans feiern ihn, weil mutmaßliche Opfer halt immer lügen“, schrieb Pfeiffer, die auch Kolumnen bei SPORT1 veröffentlicht, auf Twitter.
Wer kenne es nicht: „Wie sich das Leben einer 17-Jährigen (!), die einen Fußballer anzeigt, plötzlich verbessert. Oder das der anderen zwölf im Falle von Mendy, für den Depay hier Gebete fordert. Es ist zum Kotzen“, erklärte Pfeiffer weiter.
User verurteilen Mendy
Unterstützung erhält die 45-Jährige von zahlreichen Usern, die auf die hohe Anzahl jener Frauen verweisen, die Mendy der Vergewaltigung bezichtigten.
„Nicht schuldig heißt nicht unschuldig. Dreizehn Frauen. Nicht eine oder zwei. Dreizehn. Es ist mehr als enttäuschend, dass so viele Fußballer diesen Mann unterstützen“, schrieb „megmcgreavy“ bei Instagram.
Und Userin „alexrajzets“ meinte: „Wow! Viele Fußballer und Menschen im Allgemeinen zeigen ihr wahres Gesicht, indem sie diesem Beitrag zustimmen oder ihn mögen. Ein Unschuldsurteil ist nicht das A und O in dieser Situation“.
User „smolm0l_“ warf Depay derweil vor, den Mendy-Fall „als Vorwand“ zu nutzen, „um den Hass gegen Frauen zu schüren“.
Neben dem früheren Barca-Star hatte auch Real-Profi Vinícius Júnior seinem Ärger mit einem längeren Beitrag bei Social Media Luft gemacht.
„Bis wann werden wir beschuldigt und verurteilt, ohne das Recht auf eine grundlegende Verteidigung zu haben? Es werden Fake News erstellt und verbreitet, ohne die Fakten zu überprüfen“, erklärte der 23-Jährige, der sich jüngst diversen rassistischen Attacken ausgesetzt sah, bei Twitter.
So laute auch seine Frage: „Was wird getan, um den Schaden zu beheben?“
Mendys Vertrag bei Manchester City ist vor wenigen Wochen ausgelaufen. Der Franzose mit senegalesischen Wurzeln, dem nach der Verkündung des Urteils die Tränen kamen, ist somit vereinslos.
Seine Anwältin bat am Freitag um Privatsphäre für ihren Mandanten, „damit er beginnen kann, sein Leben neu aufzubauen“.