Gerade einmal zwei Wochen ist es her, da herrschte in Lecco große Party-Stimmung.
„Dreckiger Fußball“: Klubboss wütet
Mit dem 3:1-Sieg gegen Foggia Calcio am 13. Juni im Playoff-Rückspiel der Aufstiegsrunde stand Lecco Calcios Rückkehr in die Serie B fest. Zuletzt hatten die Lombarden vor 50 Jahren in Italiens zweithöchster Spielklasse gespielt.
Doch am 30. Juni wich die Aufstiegs-Euphorie der Fußballfans am Comer See der nackten Angst: Statt des Aufstieges in Liga zwei droht der Absturz in die Untiefen des Amateurfußballs, denn der italienische Fußballverband verweigerte Lecco die Lizenz für die Serie B.
Italien straft Lecco Calcio für Stadion ab
Für die Lizenz für die drittklassige Serie C, aus der Lecco sportlich aufgestiegen ist, hatte sich der Klub gar nicht erst beworben - nun droht also der komplette Fall in den Abgrund.
Grund ist das fehlende Stadion. Bei den Lizenzunterlagen, die Mitte Juni beim italienischen Fußballverband eingereicht werden mussten, ließ der Verein die entsprechende Spalte offen, da die eigene Arena nicht die Auflagen der Serie B erfüllt.
4.997 Plätze fasst das schmucke Stadio Mario Rigamonti-Mario Ceppi von Lecco. Die Spielstätte ist mehr als ein Jahrhundert alt, sie wurde im Oktober 1922 eröffnet. 15 bis 20 Gehminuten sind es vom altehrwürdigen Fußballtempel bis zum Ufer des Comer Sees.
Lecco droht Gang in die vierte Liga
Den Ansprüchen des modernen Profi-Fußballs genügt das Lecco-Stadion jedoch nicht, findet der italienische Verband.
Und weil der Klub das wusste, reichte er einen Tag nach der Lizenz-Frist eine alternative Spielstätte nach. So war der Plan, im 236 Kilometer entfernten Padua zu spielen.
Dabei argumentieren die Vereinsbosse vor allem mit dem Faktor Zeit. So hatten sie lediglich 48 Stunden, um die gesamten Unterlagen beim Verband einzureichen.
Dieser blieb aber hart, denn die Deadline war bereits abgelaufen.
Diese Entscheidung könnte nun zur Folge haben, dass Lecco in die Serie D muss - die vierte italienische Liga. Dort hatte man zuletzt in der Saison 2018/2019 gespielt, ehe der Klub souverän den Aufstieg schaffte.
Lecco will um Aufstieg in Serie B kämpfen
Kampflos wollen die Lombarden die Entscheidung des Verbandes nicht hinnehmen. Sie wollen sich die Lizenz auf juristischem Weg sichern. Klubchef Paolo Di Nunno wütete derweil über die Entscheidung des Verbands.
„Das ist dreckiger Fußball, sie nehmen Vereine mit Schulden auf und schließen uns aus, nur weil wir ein kleines Stadion haben. Ich bin müde und bekomme den Drang, alles stehen und liegen zu lassen“, sagte er im Interview mit Il Giorno.
Er frage sich, „welchen Sinn es hat, zu spielen, wenn sie uns den Aufstieg wegnehmen, den wir auf dem Platz verdientermaßen gewonnen haben. Dann lasst uns die Meisterschaft abschließen und alle ans Meer fahren.“
Bis zum 5. Juli um 19 Uhr hat Lecco Zeit, Berufung einzulegen - diesmal aber am besten pünktlich und nicht am Folgetag. Denn schon am 6. Juli würde der italienische Verband sich mit der Berufung auseinandersetzen und diese beantworten, schreibt die Lokal-Zeitung Lecco Today.
Eine letzte Chance gebe es dann noch am 7. Juli, heißt es weiter in dem Bericht. Da steigt nämlich die zuständige Bundestagssitzung - und vielleicht erweisen sich die italienischen Politiker ja gnädiger als der Fußball-Verband.
Für den Moment schreibt das Lokalblatt aber von einer „kalten Dusche, die kam, als man sie am wenigsten erwartete“. Vom Traditionsklub am Comer See fordert die Zeitung: „Lecco, der Kampf geht weiter: Die Kommission schickt euch in die Verlängerung.“