Ein US-amerikanischer YouTuber nimmt beim Gold Cup nun die Zügel in die Hand.
YouTuber revolutioniert Scouting
Juan Rodas rekrutiert auf eigene Faust Spieler für die Nationalmannschaft von Guatemala. Die Mittelamerikaner belegten bei dem Turnier in Amerika den ersten Rang der Gruppe D und treffen am Sonntagabend im Viertelfinale auf Jamaika.
Der derzeitigen Erfolg der Nationalmannschaft könnte auch einen ganz bestimmten Ursprung haben: Der 25-Jährige Rodas aus Nordkalifornien kümmert sich freiwillig um das Scouting-Geschäft.
Rodas schreibt den möglichen Neuzugängen über Instagram
Seine Taktik ist es, Fußballer aus aller Welt zu suchen, die für Guatemalas Nationalmannschaft auflaufen können. Das macht Rodas, der vor ein paar Jahren noch aktiv auf YouTube war, ganz einfach via Instagram, in dem er mögliche Kandidaten kontaktiert. Er selbst ist zwar in den USA geboren, aufgrund der Leidenschaft seines Vaters für Guatemala steckt er aber sein ganzes Herzblut in das Projekt.
„Guatemala hat in den großen Nationalmannschaften nie etwas Großes geleistet, deshalb versuche ich, Spielerinnen und Spieler aus der ganzen Welt zu rekrutieren“, erklärte er im Interview mit Getting Concacafed. „Jedes Mal, wenn ich einen Spieler finde, schicke ich ihn an den Verband“, fuhr er fort.
Sein kurioser Plan ging auf: Der Verband in Guatemala hatte ein offenes Ohr für die Ideen des Amerikaners. Im Viertelfinale gegen Jamaika könnten die Angreifer Rubio Rubin und Nathaniel Mendez-Laing sowie der Verteidiger Aaron Herrera in der Startelf stehen - ein Trio von Spielern, denen Rodas geholfen hat, die weiß-blauen Farben Guatemalas tragen zu können.
Insgesamt 40 Rekrutierungen für Guatemala
Aber nicht nur für die Männer-Nationalmannschaft sucht Rodas fieberhaft für Neuzugänge. Auch bei den Frauen schaute sich der 25-Järige bereits um. Insgesamt 40-mal hatte er es laut eigenen Aussagen schon geschafft, Spieler mit doppelter Staatsbürgerschaft zu finden und in sein Programm aufzunehmen.
Rodas hat derzeit keinen offiziellen Job beim guatemaltekischen Verband. Er führt jedoch gute Beziehungen zum Trainerstab, einschließlich des Leiters der Nationalmannschaft, Luis Fernando Tena.
Die Recherche für neue Spieler macht Rodas gänzlich ehrenamtlich und neben seinem normalen Beruf in einer Schule: „Ich mache das in meiner Mittagspause, wenn ich von der Arbeit komme oder nachts. Es nimmt auf jeden Fall viel Zeit in Anspruch, weil viele Spieler oder Eltern viele Fragen haben“, sagte Rodas. „Es ist viel, weil ich ein normaler Mensch bin, der von 9 bis 5 arbeitet.“
Das Regelwerk der FIFA ist für Rodas manchmal eine Herausforderung, denn es erlaubt es nur Spielern, die in dem Land geboren wurden oder deren biologische Eltern oder Großeltern dort geboren wurden, für die Nationalmannschaft dieses Landes zu spielen.
„Ich habe vor Glück geweint. Das hat es für uns noch nie gegeben“
Ebenfalls benötigt jeder zukünftige Nationalspieler einen gültigen Reisepass dieses Landes. Für viele bedeute das eine Beschaffung einer neuen Geburtsurkunde, berichtete Rodas.
Der junge US-Amerikaner tut dies aus Liebe zur Nationalmannschaft und aus dem Gefühl heraus, Spieler auf dem Feld zu sehen, die das Niveau der Mannschaft heben. “Ich habe vor Glück geweint. Das hat es für uns noch nie gegeben“, sagte Rodas nach dem Guatemala Guadeloupe besiegte und die Gold-Cup-Gruppe vor Kanada (Rang 2) gewann.
„In den 25 Jahren, in denen ich lebe, habe ich noch nie gesehen, dass die guatemaltekische Mannschaft zurückkommt und es auf diese Weise schafft. Das bringt einfach Freude, Glück und Tränen“, so Rodas gerührt.
„Die USA, Mexiko und Kanada, die viel mehr Geld haben als wir, können in eine Scouting-Abteilung investieren. Unser Verband war noch nie so reich, aber ich glaube, dass sie investieren müssen, um Spieler dieses Kalibers hervorzubringen und zu bekommen.“
Wenn Guatemala am Sonntag gegen Jamaika als Sieger vom Platz geht, treffen sie im Halbfinale am Donnerstag (13.07) auf Mexiko.