Immer mehr europäische Stars wie Karim Benzema oder N´Golo Kanté folgen Cristiano Ronaldo in die Wüste nach Saudi-Arabien. Allerdings gibt es auch immer wieder Spieler, wie Robert Lewandowski, die keinen Gedanken an einen Saudi-Wechsel verschwenden.
Petersen watscht Ronaldo ab
Im Interview mit dem kicker äußerte Nils Petersen Kritik an dem System: „Es ist enttäuschend und wirft ein schlechtes auf uns Fußballer, weil niemand mit dem Argument kommen kann, es ist so interessant dort, meine Frau will unbedingt dorthin oder meine Familie liebt Saudi-Arabien. Es geht ausschließlich ums Geld.“
Er fuhr fort: „Es ist legitim, wenn jemand sagt, ich bin Kapitalist, nehme das Geld mit und setze mich dann mit 35 und zig Millionen zur Ruhe. Das wäre ehrlich. Ich finde jedoch, wir verdienen sowieso schon so viel Geld und haben ein hoch privilegiertes Leben. Besonders alle die, die gerade dort hinwechseln.“
Für den 34-Jährigen, der nach der vergangenen Saison seine Karriere beendete, sei eine lebenswerte Umgebung, ein Umfeld mit Familie und Freunden oder eine echte Heimat unbezahlbar. „Ich denke dann, was für ein frustrierendes Leben müssen diese Jungs haben, damit sie meist zum Karriereende dorthin gehen. Diese Spieler vermisse ich dann aber auch nicht“, betonte er.
„Ich habe noch nicht ein Spiel von Ronaldo gesehen“
Im Interview zeigte sich der Ex-Freiburger außerdem wenig überzeugt von der Qualität des saudi-arabischen Fußballs. Er sagte: „Ich habe noch nicht ein Spiel von Ronaldo gesehen und werde auch keins von Benzema anschauen, weil es mich überhaupt nicht interessiert und sie dort auch niemals bis zu ihrem Maximum gefordert werden. Ich kenne auch niemanden, der diese Spiele dort sieht oder sich ein Trikot kaufen möchte.“
Nach der 0:5-Testspielniederlage seines Klubs Al-Nassr FC gegen Celta Vigo behauptete Ronaldo zuletzt im Gespräch mit ESPN, dass der europäische Fußball an Qualität verloren habe und die Saudi-Liga auf dem Vormarsch sei.
DFB: „Alles ein bisschen verkrampft“
Auch an der derzeitigen Form der deutschen Nationalmannschaft äußerte Nils Petersen Kritik. „Wenn ich bei anderen Nationen sehe, wie die Bänke aufspringen und ein Tor der Startelf wie wild feiern, ist es hier oft reservierter. Es wirkt gerade alles ein bisschen verkrampft. Es wird immer gesagt, wir sind ein Team und mischen uns unter die Leute“, betonte er.
Petersen weiter: „Dann gibt es nette Kampagnen, insgesamt viel Hauruck, um irgendwie eine Euphorie vor der EM zu erzwingen. Die kriegst du aber nur hin, wenn du dich als echte Einheit auf dem Platz und daneben präsentierst. Im Moment fehlen 10 bis 15 Prozent.“
Gerade bei jungen Spielern fehle oft die Dankbarkeit. „Die meckern eher, wenn sie siebenmal nicht starten durften, statt sich über sieben Einwechslungen zu freuen, in denen sie etwas bewegen können“, sagte der 34-Jährige.
Dennoch ist Petersen davon überzeugt, dass es im Kader Spieler gebe, die sich für das Team einsetzen: „Niclas Füllkrug, Matthias Ginter oder auch Christian Günter sind Spieler, denen man ansieht, dass sie alles geben und unbedingt wollen. Wenn man mit unstrittiger individueller Qualität gerade nicht erfolgreich ist, sind die Basics gefragt.“